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Totenstimmung

Totenstimmung

Titel: Totenstimmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Kuesters
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Harmonikafirma in Trossingen gesprochen. Die haben mir die Listen der Kunden am Niederrhein zukommen lassen, die per Internet bestellen. Du stehst übrigens auch drauf.« Der schmächtige Ermittler des KK 11 schob Frank die Kladde zu und grinste. »Kann ich deine Harpsammlung mal sehen? Fehlt dir zufällig die Harp in D - D ur?«
    »Du wirst lachen, ja. Mir ist bei der letzten Probe ausgerechnet meine D - D ur verreckt, mitten im Stück.«
    Bremes fuhr sich über den fast kahl geschorenen Kopf. »Ich fürchte, dass wir das überprüfen müssen.«
    Frank sah ihn fragend an.
    »Nee, im Ernst. Die Liste bringt uns nicht weiter. Die Kunden in den Musikläden werden ja nicht erfasst. Solange wir kein Bild haben, werden uns die Verkäufer auch niemanden identifizieren können.«
    »Lass die Liste trotzdem mal hier. Wer weiß, wozu sie noch gut ist.« Frank nickte aufmunternd.
    »Auf den beiden Mundharmonikas sind keine Fingerabdrücke und keine DNA . Ich habe das mit Bittner schon abgeklärt. Ging überraschend fix. Die Harmonikas scheinen nagelneu gewesen zu sein.«
    »Hätte mich auch gewundert. Wer sich solche Szenarien ausdenkt, muss schon über eine gewisse, wenn auch kranke Intelligenz verfügen.«
    Bremes nickte. »Die Fliege. Sie gehört zu den …«
    Weiter kam der junge Kriminalhauptkommissar nicht. Wie aus einem Mund klang es ihm entgegen: »Schmeißfliegen, auch Totenfliegen. Ihr Körper kann bis zu fünfzehn Millimeter lang werden und glänzt grünblau metallisch.«
    Guido Bremes hob abwehrend die Hände. »Ist ja gut. Ich wollte nur helfen, ihr Schlaumeier. Aber offenbar habt ihr den Fall ja schon so gut wie gelöst.«
    »Nun hab dich nicht so, Bremse. Wir hatten das Thema nur gerade. Es lebe Wikipedia.«
    »Und ich dachte schon, ihr hättet in Bio aufgepasst.«
    Frank musste grinsen. »Wir sind nur bis zu den Fruchtfliegen gekommen. Ich hab noch meine Biolehrerin im Ohr: die berühmte Drosophila melanogaster.«
    »Lisa?«
    Frank ging durch den Flur in die Küche und von dort ins Wohnzimmer. In ihrem Arbeitszimmer lag auf dem Bürostuhl ihre Schultasche, einige Hefte und Bücher waren achtlos auf dem unaufgeräumten Schreibtisch verstreut. Lisa musste in Eile gewesen sein, denn in der Küche stand eine offene Flasche Mineralwasser auf der Anrichte.
    Frank nahm ein Bier aus dem Kühlschrank, zögerte aber einen Augenblick, bevor er es öffnete. Mit einer Hand strich er sein T - S hirt glatt. »Da is nix«, dachte er und ließ den Bügelverschluss auf dem Weg zum Wohnzimmer ploppen.
    Gut, dass Lisa immer Bier im Haus hatte! Frank seufzte und startete den CD -Player. Bei Big Town Playboy achtete er besonders auf die Bluesharp von James Cotton. Frank sah aus dem Fenster. Er würde den Blick auf den Schmölderpark vermissen, obwohl er sich auf den Umzug in ihre gemeinsame Wohnung freute. Gemietet hatten sie noch nichts, dafür waren die vergangenen Monate zu hektisch und ungewiss gewesen. Aber nun stand fest, dass sie intensiv suchen wollten, nach einer Wohnung oder sogar nach einem Häuschen.
    Think: Auch so eine Nummer, wie sie in den frühen Fünfzigern hätte gespielt werden können, freute sich Frank und nahm sich vor, den Song seiner Band vorzuschlagen.
    Think: Frank setzte sich auf das Sofa und trank einen großen Schluck. Wer steckte hinter den Bluesharps? Ein Musiker? Auch ein Harpspieler? Der ihn auf seine perverse Art zu irgendwas herausfordern wollte? Aber wozu?
    Close Together, klang es schleppend und rau aus den Lautsprechern. Auch diesmal James Cotton an der Harp.
    Der oder die Unbekannte wollte ihm mitteilen, dass er oder sie Frank kannte. Warum sollte Frank das wissen? Sollte er Angst bekommen?
    Frank sah zum Fenster. Wurde er beobachtet? Gerade jetzt? Stand jemand in den Büschen des Schmölderparks und sah zu Lisas Wohnung hinauf? Dann wusste dieser Jemand, dass Lisa zu ihm gehörte! Hatte er auch Lisa auf der Liste?
    Unsinn, schalt sich Frank, du siehst schon Gespenster. Die Harps hatten bestimmt nichts mit Lisa zu tun. Wo sie nur war? Frank überlegte, ob sie ihm am Morgen gesagt hatte, was sie nach der Schule vorhätte. Er wusste es nicht. Hatte sie ihm nichts gesagt, oder hatte er mal wieder nicht richtig zugehört?
    »Frank, Schatz?« Lisa stand urplötzlich in der Wohnzimmertür.
    Frank schreckte auf, er hatte seine Freundin nicht kommen gehört. Mit der Fernbedienung fuhr er die Lautstärke der Musik zurück.
    Lisa schwenkte zwei Einkaufstüten. »Ich war noch mal schnell in der Stadt.

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