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Totenstimmung

Totenstimmung

Titel: Totenstimmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Kuesters
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endlich mal. Ihr scheint ja wirklich ein Problem zu haben.«
    Frank und Ecki räumten zwei Stühle frei, auf die Archivordner gefährlich wackelig gestapelt waren.
    »Im Sitzen lässt sich’s besser denken.« Heinz-Jürgen Schrievers zog seine Beine an und öffnete eine Schreibtischschublade. »Ausnahmsweise.« Er hielt den beiden Ermittlern zwei Müsliriegel hin. »Die sind gesund und geben Energie. Braucht ihr dringend.«
    Frank lehnte ab, aber Ecki griff zu. »Du nicht?«
    Schrievers schüttelte den Kopf. »Ich habe meine Ration schon gehabt. Mehr erlaubt mir meine Gertrud nicht.« Er lächelte verschmitzt. »Andererseits«, er griff nach Franks Riegel, »andererseits muss man sich ja auch mal belohnen.«
    Mit flinken Fingern hatte er die Verpackung vom Müsliriegel gezogen und sich den Snack in den Mund geschoben, noch ehe Ecki seinen auch nur aufgerissen hatte.
    »Hm. Und wehe, ihr petzt.«
    »Keine Sorge.«
    »So. Wo waren wir stehen geblieben?« Schrievers kaute genüsslich. »Ich weiß: der Ermittlungsansatz. Fangen wir mal mit Radermacher an. Was ist mit ihm?«
    »Wir wissen mittlerweile, dass er am Allgemeinen Krankenhaus in Viersen angefangen hat. Er hat die Ausbildung mit Auszeichnung abgeschlossen. Der Leiter des Schulzentrums für Gesundheitsberufe am Niederrhein konnte sich gut an Volker Radermacher erinnern und war voll des Lobes: Einen engagierteren Auszubildenden hatte er vorher und auch nachher nie gehabt.«
    »Ihm war kein Thema zu schwer, kein Dienst zu viel oder anstrengend. Im Gegenteil, das Krankenhaus hat ihn regelrecht bremsen müssen. Immer wollte er Schichten übernehmen, seine Kollegen entlasten«, ergänzte Ecki.
    Frank nickte. »Das hatte offenbar nichts damit zu tun, dass die Zusatz- oder Nachtdienste gut bezahlt wurden. Er hat es aus Verantwortung den Menschen gegenüber getan. Zumindest war das seine Begründung, wenn er von der Stationsleitung oder Kollegen auf seinen Diensteifer angesprochen wurde.«
    Ecki schüttelte den Kopf. »Er hat nur für seinen Job gelebt. Sonderlich gesellig sei er nicht gewesen. Immer nur: Job, Job, Job.«
    »Vielleicht wollte er schnell Karriere machen«, mutmaßte Schrievers.
    »Offenbar nicht. So richtig klug sind sie weder im Krankenhaus noch in der überbetrieblichen Ausbildung aus ihm geworden. Radermacher kam ihnen regelrecht unheimlich vor, hat eine frühere Kollegin ausgesagt.« Ecki suchte nach seinem Notizbuch, um den Namen der Krankenschwester nachzuschlagen. »Nina. Nina Pisters.«
    »Das hat nichts zu sagen. Das kann auch Neid sein, dass man jemanden in seinem Eifer unheimlich findet.« Der Archivar schürzte abwägend die Lippen.
    »Jedenfalls haben alle Befragten nahezu übereinstimmend ausgesagt, dass sie Radermacher zwar als Kollegen kannten, aber fast nichts über sein Privatleben wussten. Das ist doch merkwürdig, oder? Wenn man mit jemandem die Ausbildung macht, spricht man doch auch über private Dinge. Man geht zusammen weg, feiert Feten. Aber in diesem Fall – Fehlanzeige. Oder?«
    Ecki nickte: »Klingt in der Tat nach einem Sonderling. Aber der Job ist auch stressig. Das lässt niemanden kalt, das nimmt man doch mit nach Hause.«
    Schrievers drückte sich mit seinem Drehstuhl vom Schreibtisch weg und streckte wieder seine Beine aus. Er begann erneut mit der Massage seiner Beine. »Das ist in der Tat wenig aufschlussreich.«
    »Franzbranntwein hilft übrigens auch.« Frank lächelte. »Das ist aber noch nicht alles. Radermacher hat irgendwann nach Ende der Ausbildung von einem Tag auf den anderen gekündigt.«
    »Mit welcher Begründung?«
    »Soweit der Personalchef des Krankenhauses den Akten entnehmen konnte, ist damals nichts vorgefallen. Radermacher hat lediglich um die Auflösung seines Arbeitsvertrages gebeten. Einen neuen Arbeitgeber hat er nicht genannt, lediglich davon gesprochen, sich verändern zu wollen. Die Viersener haben ihm einen besser dotierten Vertrag angeboten, mit der Aussicht auf eine Karriere im Pflegedienst, aber Radermacher ist nicht darauf eingegangen.«
    »Das klingt schon ganz anders.« Schrievers änderte seine Sitzposition und ächzte dabei im Duett mit dem Drehstuhl, dem das Gewicht des Archivars vernehmlich zu schaffen machte. »Erst dieser fast manische Ehrgeiz. Und dann dieser abrupte Bruch. Habt ihr ihn schon dazu befragt?«
    Ecki schüttelte den Kopf. »Wir wollen erst noch mehr Infos über ihn sammeln. Das hat noch ein bisschen Zeit.«
    »Ist das alles?« Schrievers sah Frank an.
    »Ich habe

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