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Totenstimmung

Totenstimmung

Titel: Totenstimmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Kuesters
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doch Hausmüll? Natürlich, schalt sie sich, dumme Gans. Die GEM kam immer pünktlich. Und immer mittwochs. Wie lange war Kurt jetzt tot? Im Herbst mussten es dreizehn Jahre sein.
    Schwer atmend stand sie schließlich vor der Haustür. Sie tastete in ihrer Kitteltasche nach dem Wohnungsschlüssel. Eine überflüssige Kontrolle. Natürlich war er dort! Und natürlich war sie noch lange nicht so vergesslich wie ihre Freundin Gerlinde, die schon zweimal den Weg zurück ins Altenheim nicht gefunden hatte.
    Es sind nur noch ein paar Meter, machte sie sich Mut. Für den Weg zurück in ihre Wohnung würde sie sich Zeit lassen. Vielleicht traf sie ja die alte Corsten von nebenan, die zwar immer die gleiche geblümte Kittelschürze trug, aber stets den neuesten Klatsch kannte. Hier draußen vor der Tür war die Luft viel besser, außerdem gab es jede Menge zu sehen und zu hören. Viel mehr als oben, wo doch nur Radio und Fernseher auf sie warteten.
    Mit jedem ihrer kleinen Schritte wurde das Geräusch lauter. Johanna Eßers wusste zunächst nicht, woher es kam und was es war. Nur dass es durchdringend und laut war, das konnte sie hören.
    Irritiert legte sie die letzten Meter zum Müllcontainer zurück. Da musste wohl irgendwo der Fernseher auf voller Lautstärke laufen. Oder eine Mutter hatte mit ihrem plärrenden Kind zu kämpfen. Aber sie sah nirgendwo eine Mutter, geschweige denn einen Kinderwagen.
    Gerade als sie den Müllcontainer erreichte, bog der Müllwagen mit lautem Motor um die Ecke. Trotzdem hatte Johanna Eßers noch hören können, woher das merkwürdige Geräusch kam: Im Container musste ein schreiendes Baby liegen! Johanna Eßers ließ den Müllbeutel fallen und ging schwerfällig und mit den Armen fuchtelnd dem Müllfahrzeug entgegen.
    Torsten Linder reichte Frank die Pendeltasche. »Ich dachte, das solltest du wissen.«
    »Sehr witzig.«
    »Frank, der interne Bericht dazu ist das Spannende.«
    Der Leiter des KK 11 runzelte die Stirn, während er las. Dann ließ er das Blatt sinken und sah Ecki an. »Unmittelbar neben der Puppe haben die Kollegen im Container eine Mundharmonika gefunden.«
    »Du meinst …?«
    Frank ließ Ecki nicht ausreden, sondern sah Linder an. »Wo ist sie?«
    »Noch im Labor.«
    »Und?«
    »Was wir mit Bestimmtheit wissen: eine Hohner, fabrikneu, so wie es aussieht, in der Stimmung A.«
    »In A?« Frank reichte den Schnellhefter an Ecki weiter.
    »Yep.« Torsten Linder nickte. »Kann aber doch auch Zufall sein.«
    Frank setzte sich und stützte den Kopf in die Hände. »Niemand wirft einfach eine fabrikneue Harp weg.«
    »Wann wisst ihr mehr, Linder?« Ecki sah seinen Kollegen von der KTU an.
    »Und was ist mit der Puppe? Woher könnte die stammen? Fabrikat?«

     
    »Das wird dauern. Wir versuchen gerade, DNA -Spuren zu finden.«
    »Sie sieht ziemlich echt aus. Auf den ersten Blick kann man sie tatsächlich für ein Baby halten. Wir haben ein bisschen telefoniert. Diese Art Puppen wird genutzt, um zum Beispiel werdenden Müttern den richtigen Umgang mit ihrem Baby beizubringen.«
    »Was sagt uns das?« Frank rieb sich die Augen. »Wo werden solche Dummys benutzt?«
    »Hebammen haben solche Puppen. Kinderkrankenschwestern nutzen sie für Kurse in Familienbildungsstätten.«
    »Das wäre doch eine Spur.« Ecki sah Frank an.
    »Kann sein.« Frank nickte. »Zumindest gibt es eine Verbindung zur Krankenpflege. Und damit vielleicht zu Radermacher.«
    »Ich wäre da nicht so optimistisch«, gab Torsten Linder zu bedenken. »Wir haben mit dem Hersteller gesprochen. Er verkauft seine Babys nicht nur an Fachpersonal. Du bekommst diese Dinger auch problemlos über das Internet oder in gut sortierten Spielwarengeschäften.«
    »Ich will trotzdem wissen, wohin die Puppen gegangen sind. Wir brauchen Listen über die vergangenen zwölf Monate. Vielleicht bekommen wir Adressen, die uns weiterbringen.«
    »Schafft ihr das?« Ecki sah Linder an.
    »Wir arbeiten schon dran. Aber das dauert. Bis später.« Der Kriminaltechniker deutete einen Gruß an und verließ das Büro der beiden Ermittler.
    »Eine Gummipuppe und schon wieder eine Bluesharp.« Ecki seufzte.
    »Schaff Radermacher her.«
    »Ist das nicht zu früh?«
    »Sollen wir warten, bis der Typ einem echten Baby eine Mundharmonika in die Pampers steckt?«
    »Wir sollten zunächst die Nachbarn befragen und was diese Rentnerin beobachtet hat.«
    Frank nickte. »Niemand wirft eine Harp und eine Puppe in einen Müllcontainer, ohne sicher zu sein, dass

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