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Totenstimmung

Totenstimmung

Titel: Totenstimmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Kuesters
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Sprengfallen treffen.«
    »Wir brauchen Radermacher lebend.«
    »Wir tun unser Möglichstes.«
    »Wie weit sind sie?« Frank flüsterte, obwohl er in dem Transporter saß und ihn niemand draußen hören konnte.
    »Es ist gleich so weit. Das Dach ist an vier Stellen offen. Es kann jetzt alles sehr schnell gehen.« Eckis Stimme klang am anderen Ende der Leitung ebenfalls gedämpft.
    Frank starrte auf den Monitor. Die Überwachungskamera war so positioniert, dass sie die Zufahrt zum Zielobjekt im Blick hatte. Die Männer auf dem Dach konnte er nicht erkennen. Das Anwesen lag da wie ausgestorben. Und auch die umliegenden Straßen waren wie leer gefegt.
    Eine ruhige Nacht in Kaldenkirchen. Wie das so zu sein hat in einem kleinen Städtchen, in dem rechtschaffene Bürger ihren wohlverdienten Schlaf schlafen, dachte Frank mit einem Anflug von Sarkasmus.
    Keine fünf Minuten später war es mit der Ruhe vorbei. Zunächst hörte Frank über seinen Kopfhörer laute Kommandostimmen. Nahezu gleichzeitig blitzte es auf dem Bildschirm vor ihm hell auf. Aber er wartete vergeblich auf den Knall einer Blendgranate. Erst auf den zweiten Blick konnte er erkennen, dass das Außenlicht des Anwesens eingeschaltet worden war.
    Frank warf den Kopfhörer auf das kleine Pult und riss die Tür des Transporters auf. Mit langen Schritten rannte er an den dunklen Fassaden vorbei und bog in die Zufahrt zum Parkplatz. Von dort waren es nur wenige Meter bis zum Einsatzort.
    Ecki kam Frank winkend entgegen.
    »Wo ist Radermacher?«, fragte Frank außer Atem.
    »Leer. Alles leer.«
    Die Durchsuchung des gesamten Geländes blieb ohne Ergebnis.
    Als Frank endlich nach Hause fahren konnte, um noch ein paar Stunden zu schlafen, fand er einen von Lisas gelben Zetteln auf dem Küchentisch. Sie war zu ihm gekommen, damit hatte er nicht gerechnet.
    Er hielt den Zettel dicht vor seine Augen, denn er war so müde, dass er ihre Handschrift kaum lesen konnte: I think it’s better to burn out than to fade away. It’s better to live out your days being very, very active – even it destroys you – than to quietly disappear. – Ahmet Ertegun .
     
    —
     
    Ich habe ihn überschätzt. Er kann nicht annähernd meine Erwartungen erfüllen. Er braucht noch eine Lektion. Dann wird er endlich reagieren müssen. Das Warten lähmt meine Kreativität.
    Komm, meine Kleine. Lass uns Modenschau machen. Willst du Schmetterlinge? Du willst doch Schmetterlinge! Ich habe einen Schmetterling für dich. Siehst du, die Worte formen einen Schmetterling auf deinem T - S hirt. Was da steht? Du wirst es nicht verstehen. Wein nicht. Du musst nicht alles verstehen. Das Leben ist viel zu kompliziert für dich. Du meinst, sterben? Ja, das Sterben ist leicht. Leichter als das Leben. Viel leichter.
    Schon gut, ich erkläre es dir. Auf deinem T - S hirt steht: Butterfly Kisses. Was das heißt? Die Schmetterlinge küssen dich. Du wirst es bald spüren.
     
    —
     
    Ecki blätterte im Bericht der KTU , las ein paar Zeilen und blätterte dann weiter. »Ich versteh den Mist nicht. Radermacher ist völlig durchgeknallt.«
    »Was meinst du?«, brummte Frank, der sich gerade eine Pause gönnte und in der jüngsten Ausgabe der bluesnews schmökerte.
    »Hör dir das an: ›Ja, haben Sie denn da einen Zweifel? Dass in dieser angeblich zivilisierten Welt, zwischen Menschen, die sich scheinbar gut benehmen, ein permanenter Kriegszustand herrscht? Dass die Menschen einander umbringen, ganz langsam?‹« Ecki ließ den Bericht sinken.
    »Klingt doch gar nicht so blöd.«
    »Ist auch nicht von ihm, sondern von einer gewissen Ingeborg Bachmann.«
    »Was schreiben die Kollegen sonst noch?«
    Ecki begann erneut zu blättern. »Sie haben jede Menge Texte gefunden, die ähnlichen Kram enthalten. Sie gehen davon aus, dass Radermacher krankhaft bemüht ist, seiner Arbeit einen wissenschaftlichen Anstrich zu geben.«
    »Was ist das nur für eine Type? Auf den ersten Blick wirkt er nett und harmlos. Ein wahrer Schauspieler!«
    »Warum willst du ihm unbedingt den Mord an Elvira anhängen und auch die Tote ohne Finger? Ich fürchte, langsam wird das für dich zur fixen Idee.«
    »Quatsch.« Auch wenn er es nicht wahrhaben wollte, Frank konnte sich die innere Unruhe auch nicht erklären, die ihn umtrieb, seit sie an dem Fall Elvira Theissen arbeiteten. Vielleicht wollte er den Fahndungserfolg um jeden Preis, um sich zu beweisen, dass er immer noch einer der erfolgreichsten Fahnder der Mönchengladbacher Polizei

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