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Totenstimmung

Totenstimmung

Titel: Totenstimmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Kuesters
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den Schrank hergerichtet haben. Du hättest die Fotos von der Restaurierung sehen sollen, Frank.«
    Er war froh, dass er sich diese Art Tatortfotos hatte ersparen können. »Ja, war sicher viel Arbeit.« Frank wollte viel lieber mit Lisa ins Bauerncafé, wie sie es ihm beim Frühstück versprochen hatte. Bestimmt hatte sie da schon gewusst, wie er in Jennes’ Laden reagieren würde, und ihn vorsätzlich mit dem Bauerncafé gelockt.
    »Was meinst du, Frank? Der Schrank würde doch auch gut ins Wohnzimmer passen, solange wir noch keine neue Wohnung haben. Ich weiß schon ganz genau, wo er später stehen soll.«
    Lisa legte eine Hand auf das glatt geschliffene und gewachste Kiefernholz. Es war eine zärtliche Geste, die Frank irritierte. Ebenso wie der Gedanke, dass Lisa bereits ihr gemeinsames Zuhause einrichtete.
    »Träumst du auch schon von unserer Burg?« Lisa hakte sich bei ihm unter und legte ihren Kopf an seine Schulter.
    Er räusperte sich. »Um ehrlich zu sein, Lisa, ist der Schrank nicht eine Nummer zu groß für uns? Guck dir doch mal die Breite an und wie hoch er ist. Diese Zwischenablage oder wie man das nennt«, er deutete auf die grünen Jugendstilkacheln an der Rückwand, »das nimmt doch schon eine Menge Platz weg. Findest du nicht?«
    »Das ist doch gerade das Schöne«, sagte Lisa und hielt ihren Kopf weiter an seine Schulter gelehnt. »Das ist doch der perfekte Platz für Dekorationen. Wir haben doch zum Beispiel von Tante Luise dieses wunderschöne alte Gallé-Väschen. Das passt doch prima.«
    Hätte er nur den Mund gehalten, dachte Frank. Er wollte sich schon geschlagen geben, als sein Handy klingelte. Rettung naht, dachte er und meldete sich.
    »Wo? Wann?«
    Lisa erkannte an Franks Ton, dass es etwas Dienstliches sein musste. Sie seufzte, denn sie wusste, dass sie die Kaufverhandlungen für das Jugendstilbüfett auf später würden verschieben müssen. Sie nickte Jennes bedauernd zu und folgte Frank, der schon auf dem Weg nach draußen war.
    Hendrik Jennes hob bedauernd die Schultern und lächelte verständnisvoll. »Ich lasse den Schrank noch ein paar Tage hier stehen. Es eilt ja nicht. Sie können sich die Sache in aller Ruhe überlegen.« Jennes tätschelte den Schrank mit seiner kräftigen Hand. »So ein Schmuckstück werde ich jederzeit los. Ich würde mich aber freuen, wenn es in Ihre Hände kommen würde. Der Schrank passt perfekt zu den Stühlen; auch wenn sie nicht ganz aus der Zeit sind. Sie haben wirklich einen erlesenen Geschmack.«
    »Sehr freundlich, Herr Jennes. Ich bin sicher, dass wir uns wiedersehen.« Lisa nickte dem Trödelhändler freundlich zu und eilte Frank hinterher.
    Frank hatte Lisa in der Stadt abgesetzt, weil sie noch ein wenig bummeln wollte, und war dann ins Präsidium gefahren. Auf dem Parkplatz der alten Polizeikaserne kam ihm Horst Laumen entgegen, der ein Klemmbrett in der Hand hielt.
    »Wo ich dich gerade treffe.« Der Verwaltungsangestellte plusterte sich in seinem kanariengelben Pullunder auf und wollte sich Frank in den Weg stellen. »Du kannst dir sicher vorstellen, um was es geht, Borsch.« Laumen sah den Leiter des KK 11 triumphierend an. »Wir müssen reden. Über dein –«
    Weiter kam er nicht.
    »Lass mich bloß in Ruhe. Ich habe andere Dinge zu tun.« Ohne seine Geschwindigkeit zu verlangsamen, winkte Frank ab und bog um Laumen herum in Richtung Kantine und Aufgang zum KK 11 ab.
    »Das lasse ich mir nicht gefallen, Borsch. So nicht. Das hat ein Nachspiel.«
    Dass Laumen aufgeregt mit seinem Klemmbrett wedelte, sah Frank schon nicht mehr.
    Ecki erwartete ihn bereits. »Wo bleibst du nur?«
    Frank blieb vor dem Schreibtisch seines Freundes stehen und hob entschuldigend die Schultern. »Ich konnte Lisa doch nicht einfach in dem Laden dieses Trödelhändlers stehen lassen. Wo ist er?«
    »Nebenan.«
    Anja Mertens hatte Volker Radermacher mit ihrer Aufforderung überrascht, ihr aufs Präsidium zu folgen. Seine Festnahme hatte er selbst im Streifenwagen noch nicht recht begriffen. Es sei ganz leicht gewesen, hatte die Polizeioberkommissarin Ecki geschildert, als sie ihm den Sozialarbeiter übergeben hatte. Radermacher habe zu keiner Zeit eine Gegenwehr, geschweige denn einen Fluchtversuch gewagt. Er habe im Gegenteil einen eher irritierten und verwirrten Eindruck gemacht und auf der Fahrt ins Präsidium mehrfach davon gesprochen, dass er pünktlich zu seiner Gruppensitzung zurück sein müsse. »Seine« Behinderten würden sonst auf ihn warten.
    Ecki

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