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Totenstimmung

Totenstimmung

Titel: Totenstimmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Kuesters
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hatte daraufhin Barbara Kemmerling angerufen und sie gebeten, jemanden in die Wohngruppe in der Rheydter Innenstadt zu schicken. Die Leiterin des Vereins Schmetterling e. V. hatte nicht gefragt, warum.
    Nun saßen Frank und Ecki Radermacher gegenüber.
    Der Sozialarbeiter hatte einen Becher Mineralwasser vor sich stehen. Er hatte nichts dagegen, dass Frank das Tonbandgerät mitlaufen ließ.
    »Sie wissen, warum Sie hier sind?« Ecki hatte sein Notizbuch aufgeschlagen, um entsprechende Laufwerksnummern notieren zu können, an denen er später wichtige Aussagen Radermachers würde finden können.
    »Um ehrlich zu sein, nein.« Radermacher sah Ecki mit einem bemühten Lächeln an.
    »Sie waren zur Fahndung ausgeschrieben.«
    Volker Radermacher tat erstaunt. »Zur Fahndung? Soso. War ich denn auf der Flucht?«
    »Sagen Sie es mir«, forderte Frank den Betreuer auf.
    »Ob ich auf der Flucht war? – Das ist doch lächerlich.« Radermacher schüttelte ungläubig den Kopf.
    »Wo waren Sie denn dann?«, hakte Frank nach.
    »Wäre ich in die Wohnung nach Rheydt zurückgekehrt, wenn ich auf der Flucht gewesen wäre?«
    »Wo waren Sie?«
    »Ich war lediglich ein paar Tage weg. Ich musste mal raus. Abschalten.« Radermacher lehnte sich in seinem Stuhl zurück und verschränkte die Arme. Eindeutig eine Verteidigungshaltung, fand Frank.
    »Passiert das öfter, dass Sie für ein paar Tage verreisen?«
    Radermacher nickte selbstzufrieden. »Sie wissen ja, mein Job ist anstrengend. Da brauche ich ab und an mal eine kleine Auszeit, sonst komme ich mit der Belastung nicht klar.«
    Ecki nickte. »Das glaube ich Ihnen gerne, Herr Radermacher. Aber lassen Sie dann immer Ihre Gruppe unangemeldet alleine? Eben haben Sie sich noch so um Ihre Schützlinge gesorgt. Das passt doch nicht zusammen.«
    Volker Radermacher nahm die Arme herunter und beugte sich vor. »Wieso? Das verstehe ich nicht. Ich habe den Kollegen doch mitgeteilt, dass ich unterwegs bin. Konkret habe ich mit Clemens Dahl gesprochen, dass ich eine Auszeit brauche. Clemens hat sicher nur vergessen, das der Leitung mitzuteilen.« Radermacher legte seine Hände flach auf den Tisch. »Oh Gott, nicht, dass meine Leutchen die ganze Zeit alleine waren. Das wäre ja schrecklich. Ich muss dringend mit Frau Kemmerling sprechen. O Gott, o Gott.« Sein Gesicht verdunkelte sich.
    »Sie können ganz beruhigt sein. Ich bin davon überzeugt, dass der Verein Ihr plötzliches Verschwinden perfekt gemanagt hat.« Frank nahm sich vor, Clemens Dahl zu befragen, um Radermachers Aussage zu überprüfen. Mit einem Seitenblick sah Frank, dass Ecki genauso dachte, denn sein Freund hatte sich vorgebeugt, um die entsprechende Nummer des Laufwerks zu notieren.
    »Ich bin nicht abgehauen!« Radermacher strich eine imaginäre Decke auf dem Tisch im Vernehmungszimmer glatt.
    »Wo warst du, Volker? Ich darf dich doch Volker nennen?«
    Frank hatte Pech, der Sozialarbeiter verspürte offenbar kein Bedürfnis nach kumpelhafter Nähe. Oder er verstand sich zu gut auf diese Art Psychospielchen.
    »Wenn Sie erlauben, Herr Borsch, würde ich lieber beim ›Sie‹ bleiben. Ich habe Ihnen doch schon gesagt, dass ich für ein paar Tage unterwegs war. Ich musste nachdenken. Ich schreibe an einer wissenschaftlichen Arbeit. Ich möchte promovieren. Dazu brauche ich Ruhe. Wenn ich in den Schichtdienst eingebunden bin, habe ich dazu keine Zeit. Ich muss mich konzentrieren können, sonst verliere ich den Faden und kann am Ende wieder von vorne beginnen. Aber das werden Sie sicher nicht verstehen.«
    Radermacher war unversehens in einen abschätzigen Ton verfallen, der Ecki gar nicht gefiel. »Natürlich nicht«, bestätigte Ecki ironisch.
    »Wo waren Sie?« Franks Geduld war ausgereizt.
    »Muss ich Ihnen das sagen?«
    Ihr Schweigen musste ihm Antwort genug sein.
    Volker Radermacher war verunsichert. Deshalb schwieg auch er. Seine Augen verrieten mehr. Unruhig wanderten sie von Frank zu Ecki, dann betrachtete Radermacher die spärliche Einrichtung des Vernehmungsraums.
    Frank wollte den Sozialarbeiter nicht zur Ruhe kommen lassen. »Sollen wir Frau Kemmerling fragen?«
    Radermacher hatte mit gefalteten Händen am Tisch gesessen. Nun gingen sie für einen Augenblick auseinander, um sich dann wieder zu verschränken. Für Frank das Zeichen, dass er mit seiner Frage ins Schwarze getroffen hatte.
    »Nun?«
    »Ich war in einer kleinen Ferienwohnung im Siegerland. In Müsen, wenn Sie es genau wissen wollen.«
    »Wir werden das

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