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Totenstimmung

Totenstimmung

Titel: Totenstimmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Kuesters
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reicht, wenn ich weiß, dass ich alles erkennen kann. Wir werden am Nachmittag noch einmal mit der Staatsanwältin vorbeikommen. Und man sieht wirklich alles?«
    Der Polizeioberkommissar lächelte. »Jeden Fliegenschiss, wenn es sein muss.« Sein Lächeln gefror. »Heute Nachmittag? Wann soll die ganze Sache denn starten?«
    »Für euch morgen früh ab fünf Uhr. Vorher werden die Hunde den Platz absuchen.«
    »Was? Morgen schon?« Fänger griff an den Knoten seiner Dienstkrawatte.
    Die beiden nickten.
    »Leute, Leute, das wird nicht gehen. Wir sind seit Wochen chronisch unterbesetzt. Wie stellt ihr euch das vor? Einige Kollegen machen schon seit fünf Wochen und länger am Stück Dienst. Die werden sich bedanken.«
    »Es wird eine Lösung geben. Mach dir keine Sorgen. Zur Not müssen eben alle verfügbaren Kräfte aus dem ›Dienstfrei‹ zurück. Wir haben ›Große Lage‹.«
    Beim Hinausgehen hörten sie noch, wie ihr Kollege hektisch in einem internen Telefonverzeichnis blätterte.
    »Armer Kerl.«
    »Wieso? Er hat schließlich seinen Dienst zu tun.«
    »Ich meine nicht Fänger, Frank. Ich meine dich.«
    »Mich?«
    Als Antwort deutete Ecki auf das Cabrio.
    »Oh, nee!« Hinter einem Scheibenwischer seines Cabrios steckte gut sichtbar ein Knöllchen.
    Frank nahm die eingeschweißte Zahlungsaufforderung von der Windschutzscheibe und warf sie auf die Rückbank.
    »Laumen wird toben.« Ecki stieg ein.
    Diese Aussicht trieb unversehens ein Lächeln auf Franks Gesicht. Allein die Vorstellung eines aufgeregt auf und ab hüpfenden gelben Pullunders und einer Hornbrille, die vor Aufregung beschlug, ließ ihn vergnügt den CD -Spieler starten und die Lautstärke bis zum Anschlag aufdrehen.
    Als der auberginefarbene MGB in die schmale Straße einbog, wurde Highway to hell in der Version von Jeff Healey vielfach von den Mauern des ehemaligen Benediktinerklosters zurückgeworfen, hinter denen die Stadtbediensteten seit vielen Monaten intensiv, aber mit nur bescheidenem Erfolg Wege aus der städtischen Haushaltskrise suchten. Die Stadt stand kurz vor dem Kollaps.
    »Gott hab ihn selig.«
    »Wen!? Laumen!?« Ecki musste brüllen.
    »Quatsch. Jeff Healey.«
    Jasmin Köllges stützte sich auf und beugte sich vorsichtig über den nackten Körper ihres Freundes. Mit schnellem Griff versuchte sie nach dem Telefon zu angeln, um Lars nicht aufzuwecken.
    Polternd fiel das Mobiltelefon zurück auf das Laminat.
    Leise fluchend reckte sie sich noch ein Stück weiter über den breiten Oberkörper neben ihr. Tastend fuhren ihre Finger über den Boden, bis sie schließlich vor lauter Schmerzen in ihrem Bein aufgab und mit ihrem ganzen Gewicht auf Lars landete.
    »Was ist los?«, nuschelte es verschlafen unter ihr.
    »Schlaf weiter, Bärchen.« Jasmin Köllges blieb noch einen Augenblick erschöpft auf ihrem Freund liegen und versuchte es ein zweites Mal. Diesmal hatte sie mehr Glück. Völlig außer Atem ließ sie sich auf ihre Bettseite zurücksinken.
    »Hallo?«, flüsterte sie schließlich in das Telefon.
    Es war der magenkranke Busfahrer.
    »Wann, sagen Sie?«
    Janowitz war auf irgendeiner Landstraße in Polen unterwegs.
    »Nächsten Mittwoch? Und wo? Café Bohne . Kenne ich nicht, nie gehört.«
    Entweder war die Verbindung schlecht, oder es lag an Jasmins verminderter Aufnahmefähigkeit zu dieser Nachtzeit.
    »Von mir aus.«
    Nun wollte sich Janowitz doch in einem anderen Café treffen.
    » Alt Bruch? Habe ich schon mal gehört.« Jasmin Köllges zog vorsichtig an ihrem Gips. Zu allem Übel juckte die Haut unter der Schale. »Was? Gut, ja.« Janowitz hatte aufgelegt.
    Also das Café Alt Bruch . Sie gähnte ausgiebig. War ihre Mutter nicht regelmäßig mit ihrem Turnklübchen dort? Waren die Kuchenstücke dort nicht überdimensional groß? Bevor sie den Gedanken weiterverfolgen konnte, war sie wieder eingeschlafen.
    Frank starrte seit geschlagenen zwei Stunden angestrengt auf die drei Bildschirme. Bisher war nichts passiert, außer dass die Marktbeschicker nach und nach ihr frisches Obst und Gemüse aufgebaut hatten.
    Zunächst hatte Ecki ausgiebig die Möglichkeiten ausprobiert, die die Kameras boten. Mit fast kindlichem Vergnügen hatte er den kleinen Joystick bedient, den einen oder anderen Stand herangezoomt, das Bild von einem Monitor auf den anderen gelegt, um dann anhand der Großaufnahme das Angebot und das Aussehen der Verkäuferin zu kommentieren.
    Frank gähnte. Trotz der Arbeit hatte er am Vorabend mit STIXX geprobt.

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