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Totenstimmung

Totenstimmung

Titel: Totenstimmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Kuesters
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»Kannst du bitte mit der Spielerei aufhören? Du machst mich noch irre mit dem ständigen Hin und Her.«
    »Keine Angst, ich habe alles im Blick.« Auch Ecki gähnte. »Ich glaube ja nicht, dass heute was passiert.«
    »Wir haben noch keine neun Uhr.«
    Ecki ließ den Joystick los. Die Kameras waren in der Tat kein Spielzeug.
    »Wenn wir wenigstens wüssten, wonach wir suchen sollen.«
    »Nach etwas, das mit einem Wochenmarkt nichts zu tun hat.«
    Ecki gähnte erneut. »Ich habe Hunger.«
    »Dein zweites Frühstück wird warten müssen.Und halt mal die Klappe. Ich verstehe kein Wort.«
    Eine Fußstreife hatte sich über Funk gemeldet.
    Frank ließ sich die Meldung noch einmal wiederholen.
    Ecki sah Frank von der Seite an. »Und?«
    »Die Seitenstraßen sind unauffällig, keine verdächtigen Lieferwagen. Die Kollegen durchsuchen gerade noch einmal die Parkhäuser. Derzeit auch hier negativ.«
    Ecki griff zum Telefon. Er wollte mit der Einsatzstelle im Rheydter Rathaus sprechen. Auch von dort gab es bisher nichts Ungewöhnliches zu berichten.
    »Frank, ich spring kurz beim Bäcker rein und hol mir ein Brötchen. Ich pack’s sonst wirklich nicht.« Ecki versuchte einen ausgehungerten Gesichtsausdruck.
    »Hau schon ab«, brummte Frank, »aber beeil dich.«
    Das helle Sonnenlicht blendete Ecki. Er blieb kurz vor der Altstadtwache stehen. Es war ein warmer Tag, der Himmel blau und wolkenlos. Perfekt, um ans Meer zu fahren, dachte er seufzend. Es wär mal wieder Zeit für ein Koffie is klar am Strand von Renesse, einen langen Tag am Meer mit Marion und den Kindern.
    Mit langen Schritten eilte er durch die Seitenstraße, an deren Ende die Bäckerei Ö lag. Dort versorgte er sich mit einer Tüte Vollkornbrötchen und einer Tüte Teilchen, die er mit Frank und den übrigen Kollegen teilen wollte. Er musste sich beherrschen, nicht im Café noch einen schnellen Milchkaffee zu trinken. Verlockend duftete es nach frisch gebrühtem Kaffee und noch warmen Backwaren.
    Je näher er dem Alten Markt kam, umso langsamer wurden seine Schritte. Ein Bummel durch die schmalen Budengassen konnte nicht schaden. Vielleicht konnte er mitten im unübersichtlichen Markttreiben sogar eher Auffälliges entdecken als auf der Wache.
    Ecki schlenderte an den überbordenden Auslagen vorbei und hörte den Gesprächen zwischen den schlagfertigen Marktfrauen und den Kunden zu. Viele kannten sich offenbar bereits seit Jahren.
    Der Rundgang hatte eine beruhigende Wirkung auf Ecki. Er fühlte sich fast wie im Urlaub.
    Das Durcheinander der Wochenmarktbesucher war beeindruckend: Da war der alte Herr mit breitkrempigem Panamahut, der mit geradem Rücken das Angebot an Möhren und Tomaten prüfte. Daneben die genervte Mutter, an deren Hosenbein zwei Kinder zogen, die lieber ins nahe Eiscafé wollten. Stoisch trugen türkische Frauen ihre Einkaufskörbe über den Markt. Pärchen ließen sich Arm in Arm im Strom der Passanten treiben, Rentner zogen karierte Trolleys hinter sich her, Gemüsebauern mit wettergegerbtem Gesicht und junge Verkäuferinnen in engen T - S hirts boten Rosen oder Blumenkohl feil.
    Ein friedliches Bild, dachte Ecki, als er an der Ecke zum Kapuzinerplatz einen Augenblick innehielt. Saß der Täter hinter ihm im Cannape, um die Wirkung seiner Tat zu beobachten? Wartete er darauf, losschlagen zu können?
    Ecki sah sich um. Im Wintergarten des Bistros saßen frühe Flaneure ebenso wie Hausfrauen beim ausgiebigen Frühstück, neben sich ihre Einkäufe.
    Was sollte hier passieren? Ein Attentat? Mit Gift? Säure? Vielleicht sogar Sprengstoff? Ein absurder Gedanke. Unmöglich. Nicht an diesem Ort.
    Sein Blick folgte einer jungen Frau, die in dem Gewirr der Gassen, Sprachfetzen, dem Gedränge, den Farben und Gerüchen zu baden schien. Ihr Lächeln drückte eine kindliche Freude aus, die sich auf die Umstehenden zu übertragen schien. Ecki folgte ihr ein Stück. Ihr rundes Gesicht drückte naives Staunen und schelmischen Übermut aus, als sie an einem Gemüsestand eine Tomate in die Hand nahm und ihr Rot mit dem Weiß eines Rettichs verglich, den sie ebenfalls vor ihre Augen hob, um dann beide Früchte stolz den Umstehenden zu zeigen, die freundlich nickten.
    Auch Ecki musste schmunzeln. Die Frau war augenscheinlich nicht zum Einkaufen unterwegs. Sie blieb mal hier, mal dort stehen, immer auf der Suche nach neuen Tomaten und neuen Vergleichen.
    Kein Zweifel, die Frau hatte das Down-Syndrom. Sie war nicht sehr groß, ihr blondes Haar zu einem

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