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Totentanz für Dr. Siri - Cotterill, C: Totentanz für Dr. Siri - Disco for the Departed

Totentanz für Dr. Siri - Cotterill, C: Totentanz für Dr. Siri - Disco for the Departed

Titel: Totentanz für Dr. Siri - Cotterill, C: Totentanz für Dr. Siri - Disco for the Departed Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Cotterill
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ich denn dann?«
    »Das wirst du noch früh genug erfahren.«
    »A… a… aber ich ha… ha… hab’s doch verspr… verspro…« Wieder prallten Wörter und Gedanken aufeinander und überschlugen sich in seinem Kopf.
    »Geung, kleiner Bruder, mach mir bloß keinen Ärger. Sonst passiert was. Verstanden?«
    »I… i…«
    »Und jetzt setz dich wieder hin, und genieß die Fahrt. Du wirst se-« Aber bevor der Feldwebel ausreden konnte, war Geung auch schon wieder ohnmächtig geworden, diesmal in den Armen der Dritten Infanteriedivision der Laotischen Volksbefreiungsarmee, die in den Norden unterwegs war, um Rebellen aufzuspüren.

4
    EINE LEICHE IN BETON
    Der Jeep hielt vor dem Anwesen des Präsidenten, und Siri sah die Böschung hinauf zu der schmucken, rosa und grün getünchten Villa, die sich sanft an die turmhohe Felswand schmiegte. Gegenüber befand sich eine in den Stein gehauene Garage, die anderthalb Autos Platz bot. Dort, wo die Treppe nach oben führte, hatte jemand einen Bombenkrater liebevoll zu einem herzförmigen Zierbecken umgestaltet. Ein Ensemble von geradezu beängstigender Putzigkeit.
    »Wissen Sie was, Doc?«, fragte Dtui, als sie die betonierten Stufen erklommen. »Ich dachte eigentlich immer, ihr hättet hier oben gehaust wie die Höhlenmenschen, in modische Bärenfelle gewandet. Ich wäre nie darauf gekommen, dass es hier so … zivilisiert zugeht.«
    »Was haben Sie denn erwartet? Dass der Präsident der Republik sein Frühstück mit Pfeil und Bogen erlegen muss?«
    »Wundern würde es mich jedenfalls nicht, so schwer, wie man in diesen Breitengraden an ein Frühstück kommt.«
    Lit führte sie zu einem schmalen Pfad, der sich zum Höhleneingang hinaufschlängelte. Auf halber Strecke sahen
sie einen Felsbrocken von der Größe eines aufgedunsenen Büffels, der auf einem Bett aus plattgedrückten Juckfruchtblüten und Poinsettien ruhte. Er musste mit ziemlichem Karacho auf dem Beton gelandet und dann in den Garten geschleudert worden sein. Unter der Wucht des Aufpralls war ein langer, gerader Abschnitt des Weges geborsten und gleich an mehreren Stellen aufgebrochen. Die Einzelteile lagen da wie Waggons nach einem Zugunglück.
    An einer Bruchstelle überspannte ein kleines Stoffzelt den knapp einen Meter breiten Weg. Lit hob die Tuchbahn an, und darunter kam ein mumifizierter Arm zum Vorschein, der schräg aus einem breiten Spalt in der Betondecke ragte. Er steckte in einer transparenten, am Handgelenk verschnürten Plastiktüte. Die Handfläche war nach oben gekehrt, und die Finger waren zu Klauen verkrümmt. Woraus Siri schloss, dass der dazugehörige Leichnam, falls vorhanden, mit dem Gesicht nach oben in dem unversehrten Betonblock lag.
    »Tja, dann wollen wir die Nuss mal knacken«, sagte Siri zu den beiden mit Hammer und Meißel bewaffneten Arbeitern, die ihnen gefolgt waren.
    »Wie hätten Sie’s denn gern, Doktor?«, fragte der eine.
    Das vor ihnen liegende Teilstück war rund ein Meter achtzig lang und um die fünfundsiebzig Zentimeter breit. Siri dachte einen Augenblick nach. »Ich glaube, wir sollten uns von den Rändern vorsichtig zur Mitte vorarbeiten. Warten Sie, ich markiere die entsprechenden Stellen.« Er hob ein Stück Kalkstein auf und zog damit rechts und links der Bruchstelle je eine weiße Linie.
    »Ähm, Dr. Siri«, fragte Lit, »wäre es nicht einfacher, an dem Ende anzufangen, wo die Hand aus dem Beton ragt, oder den Block gleich von oben aufzustemmen?«

    »Einfacher schon, Genosse Lit. Aber nicht unbedingt ratsam.«
    »Ich glaube, ich verstehe nicht ganz.«
    »Schwester Dtui wird es Ihnen sicher gern erklären.«
    Dtui schrak aus ihren Träumereien. »Ach ja?«
    »Gewiss.« Das war typisch für den Doktor. Siri stieß Dtui oft und gern ins kalte Wasser und kam ihr erst dann zu Hilfe, wenn er hundertprozentig sicher war, dass sie sich allein nicht mehr zu helfen wusste.
    »Na schön.« Sie nahm die sonderbare Szene in Augenschein und spielte die Möglichkeiten in Gedanken durch. »Also«, sagte sie. »Wenn überhaupt eine Leiche darunter liegt, dann mit dem Gesicht nach oben. Dem Zustand des Arms nach zu urteilen, ist sie mumifiziert; ergo müsste sie geschrumpft sein.«
    Siris Lächeln verriet ihr, dass sie auf der richtigen Spur war. Mit gestärktem Selbstbewusstsein fuhr sie fort.
    »Da der Mann wohl kaum in den Beton gelangt sein dürfte, nachdem dieser ausgehärtet war, müssen wir davon ausgehen, dass er entweder vorsätzlich in feuchtem Zement begraben wurde

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