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Totentanz für Dr. Siri - Cotterill, C: Totentanz für Dr. Siri - Disco for the Departed

Totentanz für Dr. Siri - Cotterill, C: Totentanz für Dr. Siri - Disco for the Departed

Titel: Totentanz für Dr. Siri - Cotterill, C: Totentanz für Dr. Siri - Disco for the Departed Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Cotterill
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Arm.«
    »Hängt an dem Arm auch eine Leiche?«, fragte Dtui. Sie wischte sich den Mund mit einer Serviette ab und überließ die restliche Brühe den Fliegen.
    »Das wissen wir nicht.«
    »Warum nicht?«, fragte Siri.
    »Nun ja, der Arm ragt aus dem Beton. Um herauszufinden, ob eine Leiche darunterliegt, müssten wir den Rest des Weges aufstemmen.«
    »Und das geht nicht, weil …?«
    »Weil die Vorschriften über Veränderungen an staatlichen Bauvorhaben äußerst streng gehandhabt werden. Wir mussten die Antragsformulare extra aus Vientiane anfordern. Dort wurde uns gesagt, wir sollten auf Sie warten.«
    »Verstehe. Ich hoffe doch, Sie haben den Arm bedeckt. Die Fliegen hier oben haben einen gesegneten Appetit.«
    »Wir haben eine Plastiktüte darübergestülpt. Wenn Sie so weit sind, bringe ich Sie hin. Wir müssen nur noch ein paar Arbeiter und Werkzeug aufladen.«
    »Dann wollen wir unseren in Zement gegossenen Freund nicht länger warten lassen. Fertig, teure Schwester Dtui?«
    »Wenn Sie es sind, verehrter Dr. Siri.«
     
     
    Schon ein paar Kilometer außerhalb Vientianes bestanden die Straßen nur noch aus Schlaglöchern und Steinen. Folglich wurde man bei der Überlandfahrt in einem Lastwagen
ähnlich heftig durchgeschüttelt, als würde man in einem Sarg eine holprige Treppe hinunterpurzeln. Sie waren an der Abzweigung bei Kilometer 6 vorbeigefahren, wo man einen alten US-Militärkomplex zu einem Erholungszentrum für kommunistische Politiker umfunktioniert hatte. Kurz vor der Gabelung, die zum Nationalen Pädagogischen Institut in Dong Dok führte, kam Herr Geung wieder zu sich. Der Nebel in seinem Hirn lichtete sich jäh, als das Vorderrad in eine tiefe Furche krachte. Statt im Leichenschauhaus fand er sich plötzlich ganz woanders wieder: auf einer Decke auf der hölzernen Pritsche eines alten Lasters. Über sich sah er den weiten Himmel, die brennende Junisonne und zwei Reihen männlicher Knie. Er lag in einem Spalier aus schwarzen Stiefeln, die nach Schuhwichse stanken. Die Stahlkappen bohrten sich in seine Seiten und machten jede Bewegung unmöglich, deshalb blieb ihm nichts anderes übrig, als still zu liegen und sich zu fragen, wo er war und wem diese an den Knien abgeschnittenen Beine gehörten. Er hob den Arm und winkte. Die Reaktion ließ nicht lange auf sich warten.
    »Herr Feldwebel, der Mongoloide ist wach.«
    Er hörte lauten Jubel und Gelächter, und eine Stimme, die gegen den Motorenlärm anbrüllte. »Hoch mit ihm.« Männer beugten sich über ihn, streckten die Hände nach ihm aus und setzten ihn auf. Verwundert starrte er in zwei Reihen lächelnder Soldatengesichter. Er lächelte zurück. Der Feldwebel saß am Ende einer der beiden Reihen.
    »Du heißt Geung, stimmt’s?«
    Zwar war Herr Geung bislang kaum mit dem Militär in Berührung gekommen, aber er hatte sich Paraden angesehen und als Kind Soldat gespielt, und so wusste er genau, was zu tun war. Er salutierte. Wieder erhob sich lauter Jubel,
und die Hälfte der Männer erwiderte den Gruß. Zwei von ihnen rückten beiseite und zerrten ihn zwischen sich auf die Bank. Sie schaukelten vorbei an ihm unbekannten Feldern und Büffeln ohne Matsch, in dem sie sich hätten wälzen können. Alles war braun in braun.
    »Mensch, Junge. Ich dachte schon, du wärst tot«, brüllte der Feldwebel. »Ich wusste gar nicht, dass man auch mit einer ungeladenen Waffe jemanden erschießen kann.«
    »Sie h… haben mich erschreckt.«
    »War doch nur Spaß, Jungchen. Nur ein kleiner Scherz.«
    »Ich bin ohnmächtig geworden.«
    »Allerdings.«
    »W… w… wo fahren wir hin?«
    »Nam Bak.«
    Der Name sagte Geung nichts. »Warum?«
    »Streng geheime Mission.« Der Feldwebel legte den Zeigefinger an die Lippen: Unbedingtes Stillschweigen war oberstes Gebot. Zwar erfüllte es Geung mit Stolz, an einer streng geheimen Mission teilnehmen zu dürfen, aber er musste sein Versprechen halten. Etwas unbeholfen stand er auf und ging zur Ladeklappe, wobei er sich an den Schultern und Knien der Soldaten festhielt. Der Feldwebel bekam ihn gerade noch zu fassen, bevor er abspringen konnte. »Wohin so eilig, junger Mann?«, fragte der alte Soldat.
    »I… i… i… ich muss das Leichenschauhaus bewachen.«
    »Nein, Jungchen. Das musst du nicht.«
    »Doch. M… muss ich wohl. Ich habe es Genosse Dr. Siri versprochen. U… und Genossin Schwester Dtui.«
    »Du arbeitest nicht mehr im Leichenschauhaus.«
    Geung war bestürzt. »Nein?«
    »Nein.«

    »Wo a… a… arbeite

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