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Totentanz für Dr. Siri - Cotterill, C: Totentanz für Dr. Siri - Disco for the Departed

Totentanz für Dr. Siri - Cotterill, C: Totentanz für Dr. Siri - Disco for the Departed

Titel: Totentanz für Dr. Siri - Cotterill, C: Totentanz für Dr. Siri - Disco for the Departed Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Cotterill
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– oder aber hineingefallen ist. Das heißt, der Zement ist um ihn herum erstarrt. Dann schrumpfte der Leichnam, und zurück blieb ein Abguss des Toten. Dieser Abguss könnte für uns ebenso aufschlussreich sein wie der Leichnam selbst. Darum sollten wir bei der Bergung möglichst behutsam vorgehen. Tatah«, sang sie. »Wo bleibt der Applaus?«
    Lit und einer der beiden Arbeiter klatschten tatsächlich. Der Sicherheitschef musterte sie mit unverhohlener Bewunderung. »Nicht übel«, sagte er. »Alle Achtung.«
    Noch immer lächelnd, beugte Siri sich über den Arm und betrachtete ihn aus der Nähe. Er entfernte die Plastiktüte
und inspizierte die verkrümmten Finger. Die Haut hatte die Farbe dunkler Schokolade, was bei einer mumifizierten Leiche nicht ungewöhnlich war. Er wusste, dass er ihr nicht allzu viele Geheimnisse würde entlocken können. Da fiel ihm etwas auf. Der Handteller schien erheblich heller als der Handrücken.
    Vorsichtig wie Archäologen bei einer antiken Ausgrabung setzten die Arbeiter den Meißel an.
    »Meine Herren«, drängelte Siri, »wir haben es hier mit Beton zu tun. Wenn Sie in diesem Tempo weitermachen, stehen wir in dreißig Jahren noch hier. Also schlagen Sie um Gottes willen zu. Immer feste drauf.«
    Und so schlugen sie. Sie arbeiteten sich von beiden Seiten zur Mitte vor, während Lit, Dtui und Siri sich am Fuß des Karstes niederließen. Die Sonne hatte mit Müh und Not ein Loch in den Nordostnebel gebrannt, den Erdboden aber noch nicht erwärmt. Dtui und Lit vertrieben sich die folgende Stunde mit zwanglosem Geplauder, während Siri döste. Das junge Paar hatte anscheinend allerhand gemein. Beide hatten die letzten Jahre mit der Pflege eines kranken Elternteils verbracht. Dtui erzählte Lit von der Zirrhose ihrer Mutter Manoluk und dass sie derzeit bei Siri wohnten. Der Doktor lebe nicht gern allein, erklärte sie, und teile seinen riesigen Parteibungalow mit einer wilden Schar von Herumtreibern und Streunern. Lits Vater hingegen hatte bei einer Bombenexplosion beide Beine und ein Stück Darm verloren. Vor ein paar Monaten war er seinen Verletzungen erlegen.
    Sowohl Lit als auch Dtui hatten jede Gelegenheit zur Fortbildung genutzt. Lit war es dank ausgiebiger Lektüre von Gesetzestexten schon in relativ jungen Jahren gelungen, eine Führungsposition zu ergattern. Dtui hatte
sich selbst Englisch beigebracht und zahllose medizinische Fachbücher auswendig gelernt. Nach dem Abzug der Amerikaner war sie auf Russisch umgestiegen und hatte dasselbe Feld ein zweites Mal beackert. Sie träumte davon, wie zweitausendvierhundertneunundneunzig andere Laoten im Ostblock studieren zu dürfen, und wollte jeden Kip, den sie erübrigen konnte, ihrer Mutter schicken.
    Ein lautes Krachen setzte ihrem Gespräch ein jähes Ende. Siri hob schlaftrunken den Kopf. Die Arbeiter hatten die oberste Schicht des Betons mit Brecheisen aufgestemmt. Als sie die Platte herunterhieven wollten, brach sie entzwei.
    Eine Mumie lag, wie in Todesqualen erstarrt, runzlig und verschrumpelt in einem Hohlraum aus Beton, den sie einst vollständig ausgefüllt hatte. Der eine Arm war dicht an den Körper gepresst, der andere hoch über den Kopf gestreckt. Die Knie waren leicht angewinkelt, und sie schien nichts weiter anzuhaben als ein Paar Fußballshorts, die ihr inzwischen mehrere Nummern zu groß waren. Das leuchtende Rot des Nylonstoffs hob sich scharf gegen das schokoladenbraune Äußere der Leiche ab.
    Aber was die Umstehenden – und selbst Siri, der sämtliche Spielarten des Todes kannte – am meisten entsetzte, war der gepeinigte Ausdruck auf dem Gesicht der Mumie, in dem statt eines Mundes ein riesiges zahnloses Loch gähnte. Es handelte sich zweifellos um einen qualvollen Tod – und nicht etwa um einen Unfall.
    »Was … was ist mit seinem Gesicht passiert?«, fragte Lit erschrocken.
    Siri drehte die betonierte Grabplatte herum und betrachtete die Innenseite. Der Abguss war perfekt und bot ein nahezu vollkommenes Negativabbild des Kopfes. An
der Stelle, wo dem Mund ein letzter erstickter Schrei entwichen war, schraubte sich ein Zementkegel in die Höhe. Im Fuß dieses Kegels steckten die fehlenden Zähne.
    »Damit hätten wir die Erklärung für das Loch«, sagte Siri, ohne aufzublicken. Die anderen traten näher und spähten ihm über die Schulter. »Wie es scheint, bestand der letzte Atemzug unseres Freundes aus flüssigem Zement. Als der erstarrte und der Leichnam zu schrumpfen anfing, wurden ihm die Zähne

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