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Totentanz für Dr. Siri - Cotterill, C: Totentanz für Dr. Siri - Disco for the Departed

Totentanz für Dr. Siri - Cotterill, C: Totentanz für Dr. Siri - Disco for the Departed

Titel: Totentanz für Dr. Siri - Cotterill, C: Totentanz für Dr. Siri - Disco for the Departed Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Cotterill
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Vorhängeschloss zu manövrieren. Siri war eben auf dem Treppenabsatz angekommen, als der Mann die erste Tür aufriss und über den Flur zu einer zweiten, ebenfalls verschlossenen Tür lief. Siri fragte sich, was für eine wilde Bestie solche Vorsichtsmaßnahmen erforderlich machte. Als er am ersten Zimmer vorbeikam, warf er einen Blick durch die offene Tür. Auf einem der beiden Betten lagen drei allem Anschein nach recht teure Lederkoffer. Auf dem Fußboden standen ein Tablett mit Jungpflanzen und kleine Tontöpfe mit Stecklingen.

    »Hier drin«, rief die Wache. »Noch ist er am Leben.«
    Auf dem einzigen Bett im Nebenzimmer lag ein Mann mittleren Alters mit pomadiertem Haar und einem schlichten, aber teuren Pyjama. Er wand sich vor Schmerzen und hatte Schaum vor dem Mund. Auf dem Boden neben dem Bett lag eine umgestürzte braune Glasflasche. Das Etikett trug eine russische Aufschrift, doch das allgemeinverständliche Totenkopfsymbol ließ an ihrem Inhalt keinen Zweifel. Siri hob die Lider des Mannes und schaute ihm in die Pupillen. Dann öffnete er ihm den Mund, um sich seine Zunge anzusehen, und schnupperte an seinem Atem.
    »Nachdem die Polizisten weg waren, sind die Zimmer sauber gemacht worden. Das blöde Miststück muss den Reiniger auf dem Waschbecken stehen gelassen haben. Keine Ahnung, wie er an das Zeug gekommen ist. Er hat es sich wahrscheinlich auf dem Rückweg vom Klo geschnappt, als ich kurz nicht hingesehen habe. Blödes Arschloch. Wenn was passiert, werde ich erschossen.« Schimpfend lief der Wachposten im Zimmer auf und ab. »Krankenhaus! Wir müssen ihn ins Krankenhaus schaffen! Sie kriegen ihn doch wieder hin, Doc. Oder, Doc?«
    »Hören Sie, Genosse«, sagte Siri und sah die hysterische Wache an. »Solange Sie hier herumtrampeln wie ein wild gewordener Kapitalist, kann ich gar nichts tun. Sie gehen jetzt hinunter in die Küche und sagen den Damen, sie sollen zwei Liter Wasser zum Kochen bringen und eine Handvoll Salz sowie dreißig Zentiliter Speiseöl hineingeben. Ich will Sie hier erst wiedersehen, wenn alles so weit ist.«
    »Jawoll.« Die Wache verließ ihren Posten und eilte in die Küche. Der Vergiftete auf dem Bett wand sich immer noch vor Schmerzen.

    »Schon gut«, sagte Siri. »Er ist weg. Sie können jetzt aufhören.«
    Der Mann hielt einen Sekundenbruchteil inne, dann drang ein heiseres Knurren aus den Tiefen seiner Kehle. »Kran-ken-haus.«
    »Sie wissen doch genauso gut wie ich, dass das nicht in Frage kommt.«
    »Ster-be.«
    »Ich bitte Sie. Sie liegen ebenso wenig im Sterben wie ich. Ich sehe wahrscheinlich nicht halb so gesund aus wie Sie. Was wollten Sie mit dieser kleinen Maskerade eigentlich erreichen?«
    Der Mann spuckte den restlichen Schaum aus und funkelte Siri wütend an. »Wer, zum Teufel, sind Sie?«
    »Dr. Siri Paiboun.«
    »Nicht zu glauben. Dass einem ausgerechnet hier ein Arzt über den Weg läuft.« Kopfschüttelnd setzte er sich auf.
    »Kompliment. An Ihnen ist ein Schauspieler verloren gegangen. Ein Laie hätte wohl kaum Ihren Atem kontrolliert und den Zahnpastageruch folglich auch nicht bemerkt. Das Personal hätte Sie vermutlich auf einen Lastwagen verfrachtet und Sie in die Klinik nach Xam Neua gefahren. Trotzdem ist mir immer noch nicht ganz klar, was Sie sich davon versprochen haben.«
    »Nein? Das kann ich Ihnen gern verraten. In einem Krankenhaus gibt es keine Wachleute. Ich hätte mich heimlich davonstehlen können.«
    »Und wohin, wenn ich fragen darf?«
    »Was weiß denn ich? Nach Süden? In einem gestohlenen Wagen?«
    »Ihnen ist offensichtlich nicht bewusst, wo Sie hier sind.
Es führt nur eine Straße nach Vientiane, vorbei an gut hundert Lagern der PL und der Vietnamesen. Sind Sie wirklich so lebensmüde?«
    »Lieber sollen sie mich erschießen, als dass ich mich von Ihren Leuten langsam zu Tode foltern lasse.«
    »Wie kommen Sie darauf, dass wir Sie zu Tode foltern wollen?«
    »Ich bin doch nicht bescheuert. Ich weiß, wie es in euren Lagern zugeht. Zwangsarbeit unter primitivsten Bedingungen, keinerlei ärztliche Betreuung.«
    »Ich habe dreißig Jahre unter solchen Bedingungen gelebt. Wenn ich das geschafft habe, schaffen Sie das schon lange.«
    »Sie wissen anscheinend nicht, wer ich bin.«
    »Ich weiß sogar sehr gut, wer Sie sind. Aber das ist keine Antwort auf meine Frage.«
    Der Mann sah kopfschüttelnd aus dem Fenster. »Ich musste mich noch nie auf eigene Faust durchschlagen. Beim leisesten Schniefen wurde ich mit Medikamenten

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