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Totentanz für Dr. Siri - Cotterill, C: Totentanz für Dr. Siri - Disco for the Departed

Totentanz für Dr. Siri - Cotterill, C: Totentanz für Dr. Siri - Disco for the Departed

Titel: Totentanz für Dr. Siri - Cotterill, C: Totentanz für Dr. Siri - Disco for the Departed Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Cotterill
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gesäubert hatte, war von Neuem mit getrocknetem Blut bedeckt.
     
    Dr. Siri saß im Speisesaal des Gästehauses und blätterte in einer vier Wochen alten Ausgabe der Pasason Lao . Dabei stieß er auf ein Foto, auf dem sein alter Freund Civilai einem mongolischen Diplomaten die Hand schüttelte. Beide lächelten breit, aber wenig überzeugend. Er wusste genau, was der Genosse Civilai, sein einziger Verbündeter im Politbüro, gerade dachte. Es erinnerte ihn an alte Zeiten und zwei junge Männer voller Ideale.
    Siri und seine Frau Boua hatten seit Jahren der Lao Issara, dem Freien Laotischen Widerstand, angehört. Boua wollte die französischen Besatzer systematisch bekämpfen, statt ihnen nur hin und wieder ein paar Nadelstiche zu versetzen. Sie war eine überzeugte Kommunistin, und Siri folgte ihr an die Ngyuen-Ai-Quoc-Universität in Hanoi, wo er Vietnamesisch lernte und Kurse in kommunistischer Ideologie belegte. Er wurde mit roter Farbe getauft und so lange in den Bottich getunkt, bis er Marx atmete und Lenin schiss. Derart gerüstet, war er durch die vietnamesische Provinz getingelt und hatte die Bauern davon überzeugt, dass nur der Kommunismus sie vom Joch der französischen Fremdherrschaft befreien könne. Er arbeitete in Lazaretten im Norden des Landes und fand selbst nach einer blutigen Achtzehn-Stunden-Schicht noch Zeit, die Dorfbewohner in ideologische Grundsatzdiskussionen zu verwickeln.
    Diesen Abschnitt seines Lebens nannte er inzwischen nur noch »die Jahre, in denen ich meinen Verstand verborgte«.
Erst als er einen anderen begeisterten Kader kennenlernte, einen treuen Genossen der Laotischen Volkspartei und alten Kommunisten namens Civilai, war Siri in der Lage, die Dinge mit anderen Augen zu betrachten. Zwar hatte man ihm eingebläut, jeden Genossen, der vom Pfad der Tugend abgewichen war, unverzüglich der Parteiführung zu melden, doch Civilai schien so erfahren und intelligent, dass Siri gar nicht anders konnte, als sich seine Worte zu Herzen zu nehmen und sein eigenes wirres Weltbild zu überdenken. Civilai war ein glühender Anhänger des Kommunismus. An seiner Loyalität gegenüber der Partei bestand kein Zweifel. Aber er glaubte an eine Form des Kommunismus, die ohne Terror und Unterdrückung auskam. Wegen seiner Ansichten galt er als abgehobener Spinner. Doch da er einen hohen Rang bekleidete und bei den »Massen« zudem recht beliebt war, durfte er seinen Posten im Zentralkomitee behalten, auch wenn seine Bemühungen in aller Regel wirkungslos verpufften.
    Siri hatte sich sofort für Civilais goldenen Mittelweg begeistern können, und so wurde auch er von den Parteibonzen geächtet. Während Boua sich unermüdlich der ideologischen Erziehung des Proletariats widmete, hängte Siri seine rote Fahne an den Nagel und konzentrierte sich auf seinen Beruf als Arzt. Bouas Liebe zu ihm schwand nach und nach dahin. Er hingegen liebte sie bis zu ihrem Tod heiß und innig, obwohl er wusste, dass sie ihn für einen Versager hielt. Allein seine Freundschaft zu Civilai bewahrte ihn davor, den Verstand zu verlieren, und während die Partei Civilai immer sinnlosere Pflichten aufbürdete, war es Siri, der seinem Freund Halt und Unterstützung bot.
    Das Zeitungsfoto zeigte einen von unzähligen symbolischen Handschlägen mit einem von unzähligen ausländischen
Würdenträgern. Ein weiterer Schnappschuss für das diplomatische Fotoalbum. Er werde allmählich zur Micky Maus des neuen Regimes, hatte Civilai geklagt. Er …
    »Genosse?« Siri blickte auf und sah sich dem Wachposten gegenüber, der normalerweise vor der Sperrholzwand im ersten Stockwerk saß. Kreidebleich stand er in der Tür. »Sie sind doch Arzt, nicht wahr?«
    »Ja«, sagte Siri.
    »Schnell, kommen Sie mit.« Ohne eine Antwort abzuwarten, machte er auf dem Absatz kehrt und stürzte, immer vier Stufen auf einmal nehmend, die Treppe hinauf. Siri wusste aus langjähriger Erfahrung, dass die zehn Sekunden, die sich mit solch übertriebener Hast gewinnen ließen, nur selten etwas bewirkten, es sei denn das vorzeitige Ableben sowohl des Arztes als auch des Patienten. Und so nahm er gemächlich eine Stufe nach der anderen. Die aufgebrachte Wache kam ihm auf halber Treppe entgegen.
    »Beeilen Sie sich«, sagte der Mann. »Es geht um Leben und Tod.« Bei aller Dringlichkeit hatte er es sich nicht nehmen lassen, die Tür im ersten Stock wieder zu verriegeln, bevor er Siri holen gegangen war. Mit zitternden Händen versuchte er den Schlüssel in das

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