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Totentanz für Dr. Siri - Cotterill, C: Totentanz für Dr. Siri - Disco for the Departed

Totentanz für Dr. Siri - Cotterill, C: Totentanz für Dr. Siri - Disco for the Departed

Titel: Totentanz für Dr. Siri - Cotterill, C: Totentanz für Dr. Siri - Disco for the Departed Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Cotterill
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wirst doch hoffentlich nicht singen.«
    »Nein. Ich führe nur meinen exotischen Tanz auf. Du weißt schon, den mit der Federboa?«
    »Dann werde ich vorher tunlichst nichts Fettiges zu mir nehmen. Pass auf, du musst mir einen Gefallen tun.«

    »Öfter mal was Neues.«
    »Kennst du jemanden, der Spanisch spricht?«
    »Ja, warum?«
    »Wie spät ist es in Kuba?«
     
    Die Krähe und die Spätzin lagen in dem matschigen Reisfeld und atmeten nur noch schwach. Ihre Augen waren glasig. Zwei Männer beugten sich über sie: der Lehrer und der Schüler. Hinter ihnen stand ein älteres Paar, schwärzer als die Nacht ringsum. Die Frau legte dem jungen Mann die Hand auf die Schulter. Der Lehrer nickte, und der dunkelhäutige Novize hob die Vögel behutsam auf und legte die Hände wie zum Gebet aneinander. Nun presste er die Handflächen zusammen, sachte erst, und dann, als die beiden Vögel eins wurden, verschränkte er die Finger und drückte zu, bis ihnen ein Rauchfetzen entstieg und gen Himmel waberte. Er öffnete die Hände, und die Vögel, das Paar und der Lehrer waren verschwunden. Nur der Novize blieb zurück. Er lächelte dem Träumenden zu und machte sich dann daran, Siri langsam, ohne Worte zu erklären, was er soeben mit angesehen hatte. Als die Morgensonne aufging, sah der Doktor vieles klarer.

18
    FREUNDSCHAFT, ZUSAMMENARBEIT UND DENGUEFIEBER
    Einst war Herr Watajak Frühaufsteher gewesen. In der Provinz diktierte die Sonne, wann man zu Bett zu gehen und wann man aufzustehen hatte. Bauern besaßen eine etwas feinere innere Uhr, die ihnen sagte, wenn über dem Irrawaddy-Delta die Dämmerung anbrach, eine Stunde bevor sie Laos erreichte. Und so schufteten sie längst auf ihren Feldern, wenn das erste Morgenlicht über die Hügel kroch. Aber der Reiswhisky ließ die Zahnräder von Herrn Watajaks innerer Uhr zusehends verrosten. Als er an diesem Morgen schweißgebadet erwachte, brannte die Sonne bereits auf die Ostwand seiner alten Hütte. Er war allein. Sofort packte ihn die Säuferpanik. »Was ist denn hier los?«
    Inzwischen war er es gewohnt, den Dummkopf um sich zu haben, der die Nachbarn anzog, kluge Sprüche klopfte, allmählich zu Kräften kam und ihn zum Lachen brachte. Insgeheim hatte der alte Herr Watajak Gefallen an dem Jungen gefunden. Er spielte mit dem Gedanken, ihn bei sich zu behalten. Geung war ein strammer Bursche. Vielleicht konnte er einige der Reisfelder neu bestellen, falls der Regen jemals kam. Oder sogar eine Fischfarm eröffnen
und damit gutes Geld verdienen. Es gab jede Menge Möglichkeiten, und doch war die Bambushütte bis auf Herrn Watajak leer. Das machte ihn so wütend, dass er erst einmal etwas trinken musste. Und nach den ersten Schlucken erinnerte der Schnaps ihn daran, wie einsam er doch war. Der kleine Dummkopf würde ihm fehlen.
     
    Sie hatten es ihm gesagt. Alle hatten es gesagt. Die Nachbarn, die Touristen und die Kinder aus der Tempelschule. Er hatte sie immer wieder gefragt, weil ihm »zwanzig Meilen« als Antwort nicht genügte. Unter zwanzig Meilen konnte er sich wenig vorstellen. »Eine halbe Ewigkeit«, »noch ein paar Tage und ein paar hundert Mückenstiche« oder »länger, als eine Leiche zum Verwesen braucht«, wäre ihm lieber gewesen. Inzwischen konnte Herr Geung ihnen die Namen sämtlicher Ortschaften nennen, durch die er auf seinem Weg gekommen war, wenn er sich nicht sogar an die Namen all derer erinnerte, die nett zu ihm gewesen waren, und an die Namen ihrer Kinder. Aber er begriff beim besten Willen nicht, was es mit den zwanzig Meilen auf sich hatte und wann er endlich im Leichenschauhaus eintreffen würde, wo in der Zwischenzeit bestimmt allerhand passiert war.
    Sie hatten ihm gesagt, das spiele keine Rolle. Sie könnten ihn in den Bus setzen oder einen Lastwagen anhalten. Sobald er nach Vientiane aufbrechen wolle, sei es ein Kinderspiel, ihm eine Mitfahrgelegenheit zu besorgen. Doch aus irgendeinem Grunde erstaunte es die Leute nicht allzu sehr, dass sie ihn an diesem Morgen nicht zu Hause antrafen. Es war der große Tag der Unterzeichnung des Vertrages mit den Vietnamesen, und die Regierung hatte einen zweitägigen Feiertag ausgerufen. Der Vater konnte
ihnen nicht sagen, wohin sein genialer Sohn verschwunden war, und in seinem Suff schien es ihn auch nicht sonderlich zu interessieren.
    Geung war in aller Frühe losmarschiert. Die Sonne stand hinter seiner linken Schulter, und er wanderte am Straßenrand entlang. Es war sicherer, zu Fuß zu gehen. Immer wenn

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