Totentanz für Dr. Siri - Cotterill, C: Totentanz für Dr. Siri - Disco for the Departed
die er finden konnte. Er wurde aus seinem eigenen Land geworfen, weil er eine Gefahr darstellte. Nicht wahr, Doktor?«
Dtui versuchte, den Faden nicht zu verlieren. Sie erklärte Siri, der Doktor wolle ihn nicht unterbrechen.
»Das glaube ich gern. Weil er genau weiß, dass wir jetzt zum interessanten Teil der Geschichte kommen.« Siri lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und sah in die spöttischen
Augen seines alten Freundes. »Denn, Genosse Lit, als Odon und Isandro in dieses Land kamen, hatten sie von der Geisterwelt nicht die geringste Ahnung. Sie waren tüchtige, arbeitsame junge Männer, die einem aufstrebenden Dritte-Welt-Land ihr Können zur Verfügung stellen wollten. Sie lernten unsere Sprache und gaben sich alle Mühe, unsere Kultur zu verstehen. Sie waren nicht etwa deshalb so beliebt, weil sie die Leute verhexten, damit diese wurden wie sie selbst. Nein, sie waren beliebt, weil sie schlicht und einfach nette Jungs waren.
Einer dieser Jungs, Isandro, lernte im Krankenhaus eine Patientin kennen, die wunderschöne Tochter eines vietnamesischen Obersts. Sie hieß Hong Lan, und in den beiden Monaten, die sie im Krankenhaus bei Kilometer 8 lag und sich von ihrer schweren Krankheit erholte, verliebten sich die beiden. An ihrer Beziehung war nichts Ungehöriges. Das Mädchen war krank, und er war ihr Pfleger. Sie sprachen über Gott und die Welt und kamen sich näher, und welche Chemikalien auch immer dafür verantwortlich sein mögen, dass in einer Beziehung die Funken sprühen, bei Hong Lan und Isandro leisteten sie ganze Arbeit.
Das Mädchen hatte viele Verehrer, aber einem Mann wie Isandro war sie noch nie zuvor begegnet. Er sah gut aus, war intelligent und liebenswürdig. Sie war sich so sicher, dass sie den Rest ihres Lebens mit ihm verbringen wollte, dass sie sogar ihrer Mutter davon erzählte. Einen größeren Fehler hätte sie kaum machen können. Ein Ausländer – und noch dazu ein Schwarzer! Was hatte sich das Mädchen dabei bloß gedacht? Ihre Mutter war am Boden zerstört; ihr Vater schäumte vor Wut. Niemand durfte erfahren, dass seine Tochter wahnsinnig geworden war. Sie verlegten Hong Lan in ein anderes Krankenhaus, aber die
Schande blieb an ihnen haften. Die Schwarzen mussten verschwinden. Unser Freund Dr. Santiago wurde mit dieser Aufgabe betraut.«
Als er die Übersetzung hörte, wischte der Kubaner sie mit der arroganten Handbewegung eines Musketiers beiseite. Siri schüttelte lächelnd den Kopf und fuhr fort.
»Zu seinem Glück war dem Doktor kurz zuvor ein böses Missgeschick widerfahren. Ein paar Kinder hatten in den Tunnels gespielt, deren Betreten ihnen ausdrücklich verboten war, und dabei einen eigenartigen Altar entdeckt. Sie erzählten ihren Eltern davon, die den Vorgang unverzüglich den Behörden meldeten.
Wie Sie sich vermutlich denken können, werter Genosse Lit, handelte es sich um denselben Altar, von dem ich Ihnen im Sheraton de Laos erzählt habe. Er diente als Schauplatz kleiner Opferungen und böser Hexenflüche. Er war Dr. Santiagos persönlicher Tempel, der Schrein, an dem er seine Magie praktizierte und seine Zaubertränke braute. Dr. Santiago trägt seine Amulette nicht zum Schutz gegen andere Vertreter seiner zweifelhaften Zunft. Er ist ein glühender Anhänger des Endoke-Kults. Sie sind seine Amtskette. Der Altar hatte mit den Pflegern nichts zu tun, aber indem er sie der Hexerei bezichtigte, scheinbare Beweise vorlegte und Gerüchte über ihr angebliches Treiben in Umlauf brachte, gelang es ihm, die Leute gegen die beiden aufzuhetzen. Die Vietnamesen glaubten nur zu gern, dass Isandro ihre Tochter verhext hatte.
Für die Jungs war Dr. Santiago ein verständnisvoller Landsmann, ein netter alter Onkel. Er versicherte ihnen, er sei von ihrer Unschuld überzeugt, aber die öffentliche Meinung lasse ihm leider keine andere Wahl, als sie nach Kuba zurückzuschicken. Es lief alles wie am Schnürchen.
Eines schönen Tages rückte der Oberst mit Soldaten an, um die beiden festnehmen und gewaltsam nach Hanoi schaffen zu lassen. Hätten sie sich gefügt und Vietnam verlassen, wäre alles in Butter und die Geschichte damit zu Ende gewesen. Aber Isandros Liebe zu Hong Lan war stärker als sein Überlebenswille. Und Odon wollte seinen Freund auf gar keinen Fall im Stich lassen.
Sie flohen, bevor man sie in ein Flugzeug verfrachten konnte, und gelangten auf verschlungenen Pfaden zurück nach Houaphan. Es muss eine beschwerliche Reise voller Gefahren gewesen sein. Es gab
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