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Totentanz für Dr. Siri - Cotterill, C: Totentanz für Dr. Siri - Disco for the Departed

Totentanz für Dr. Siri - Cotterill, C: Totentanz für Dr. Siri - Disco for the Departed

Titel: Totentanz für Dr. Siri - Cotterill, C: Totentanz für Dr. Siri - Disco for the Departed Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Cotterill
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niemanden, der ihnen helfen konnte – und noch dazu überall Soldaten, die sie vermutlich für amerikanische GIs gehalten hätten. Trotz allem schafften sie es. Nach ihrer Rückkehr versteckten sie sich dort, wo man sie am wenigsten vermuten würde, in der alten Präsidentenhöhle. Dann holten sie Hong Lan zu sich. Es war keine Entführung. Nachdem Isandro ihr Bescheid gegeben hatte, dass er wieder da war, planten sie gemeinsam ihre Flucht aus dem Krankenhaus.
    Zu diesem Zeitpunkt wussten Isandro und Hong Lan bereits, dass ihr Krebs unheilbar war und sie höchstens noch zwei Monate zu leben hatte. Sie wollte ihre letzten Tage nicht mit einer Mutter verbringen, die sie mit Verachtung strafte und ihr täglich vorwarf, den Namen der Familie in den Schmutz gezogen zu haben. Nein, Hong Lan wollte mit dem Mann zusammen sein, den sie liebte. Diese letzten Wochen sollten die glücklichsten ihres Lebens werden.«
    Dtui geriet ins Stocken, denn sie kämpfte mit den Tränen.
    »Während er auf die Jagd ging«, fuhr Siri fort, »und die Schmerzen seiner Geliebten zu lindern versuchte, sammelte
Isandro seine Gedanken. Da die drei in der Höhle festsaßen und wenig anderes zu tun hatten, führten sie vermutlich viele Gespräche. Sie wussten, dass der Altar im Sheraton einen Besitzer haben musste. Außer ihnen gab es in Houaphan nicht sehr viele Kubaner. Auch hatte Hong Lan ihnen wahrscheinlich erzählt, dass es Santiago gewesen war, der die beiden Jungs bei ihrem Vater angeschwärzt hatte. Oder sie erinnerten sich an das Gerücht, dass eine hübsche junge Krankenschwester, die in ihrem Heimatdorf verlobt war, sich in Santiago verliebt hatte. Niemand begriff, weshalb sie so begierig schien, mit dem alten Arzt ins Bett zu steigen.«
    Santiago lachte, als er die Übersetzung hörte, und fragte Siri, warum er so eifersüchtig sei. Ob er sich nicht vorstellen könne, dass junge Frauen den Kubaner attraktiv fänden?
    Siri überhörte die Bemerkung. »Vielleicht erinnerten sie sich aber auch an den kubanischen Buchhalter, der an einer Halsentzündung erkrankt war. Und dass sie die Notwendigkeit bezweifelt hatten, wegen einer solchen Lappalie einen Luftröhrenschnitt durchzuführen. Dann fiel ihnen ein, dass er nach Havanna ausgeflogen worden war, bevor er die Bücher des Doktors einer vollständigen Prüfung hatte unterziehen können.«
    Santiago hatte derweil heimlich, still und leise eine Schreibtischschublade geöffnet, in der ein kleines Holzkästchen mit dem farbenprächtigen Emblem der Hunan Tea Company lag. Das graue Pulver darin hatte monatelang Zeit gehabt, den Zauber zu empfangen und in sich aufzunehmen.
    »Vielleicht hatten sie aber auch von Ihrem bedauerlichen Zusammentreffen mit dem Doktor gehört, Genosse Lit«, fuhr Siri fort.

    »Ich glaube nicht …«, murmelte der Sicherheitschef nervös.
    »Keine falsche Scheu, Genosse«, sagte Siri. »Sie haben hier und heute nicht das Geringste zu befürchten. Vertrauen Sie mir.«
    Und tatsächlich gaben ihm Siris Worte Selbstvertrauen. Das fortwährende Grinsen des alten Kubaners erregte seinen Zorn. Er holte tief Luft und setzte zu einer Geschichte an, die er bislang niemandem erzählt hatte.
    »Wir hatten eine unserer zahlreichen Meinungsverschiedenheiten«, begann Lit. »Dr. Santiago hatte die Gesamtleitung des Projekts inne, und die vietnamesischen Soldaten waren verärgert, weil er vom Bauen nichts verstand. Einige seiner Entscheidungen hielten sie für regelrecht gefährlich. Ich weiß noch …«
    »Nur zu.«
    »Ich weiß noch, dass ich ihm mit dem Finger vor der Nase herumfuchtelte, um ihm klarzumachen, dass er sich in einem wichtigen Punkt irrte. Er starrte mich an und sagte, diesen Finger würde ich nie wieder benutzen. Ich solle mich hüten, seine Fähigkeiten zu unterschätzen. Ich lachte ihn aus und ging, aber als ich am nächsten Morgen wach wurde, war der Finger schon taub. Nach ein paar Tagen fing er an zu verkümmern. Ich wusste, dass er dahintersteckte. Ich wusste nicht, wie er es angestellt hatte, aber von diesem Tag an ging ich ihm aus dem Weg. Auch ich habe Geschichten über seine Hexenkünste gehört.«
    »Tja, jetzt wissen Sie’s«, sagte Siri. »Und da sind Sie nicht der Einzige. Auch Isandro wusste Bescheid. Er war vermutlich nicht sonderlich begeistert, als ihm klar wurde, dass der Doktor sie verleumdet und ihnen dieses ganze Elend eingehandelt hatte.«

    »Wenn die beiden Jungs mit schwarzer Magie aber doch nichts zu schaffen hatten«, fragte Lit, »woher

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