Totentanz
preßte, während sein fauliger Atem sie beinahe ersticken ließ. Laura versuchte, sich trotz der Waffe herauszuwinden, aber das Schwein preßte sie mit seinem gesamten Gewicht gegen den Wagen. Sie schlug mit der Handtasche hinter sich, doch das schien seine Lust nur zu steigern. Sie standen im vollen Schweinwerferlicht des Geländewagens, der die enge Straße versperrte. Aus den Augenwinkeln sah sie, daß ein zweiter Mann mit lässig verschränkten Armen an der Motorhaube lehnte und amüsiert zuschaute. Dann riß der Stoff ihres Kleids, und die Hand des Dreckskerls drang tiefer. Laura wand den Kopf zur Seite, der Lauf der Pistole glitt aus ihrem Mund. Sie stieß einen grellen Schrei aus, doch der Schlag an ihren Hinterkopf war so heftig, daß ihre Stirn gegen die Wagentür krachte. Trotzdem gelang es ihr, sich halb umzudrehen, der Mann plumpste voller Wucht gegen das Auto. Sein linker Arm schloß sich um ihren Hals.
»Ah, du Drecksnutte magst es lieber von vorne«, fluchte er. »Das kannst du haben.« Der Lauf seiner Pistole glitt langsam an ihrer Flanke hinunter, und kurz darauf rissen seine Finger an ihrem Slip, zogen ihn nach unten, dann öffnete der Kerl sich die Hose. Laura ließ die Arme sinken und hielt den Atem an. Als sie die Wärme seines Schwanzes fühlte, stieß sie mit dem Autoschlüssel zu. Schnell und mehrfach so heftig, daß der Mann verblüfft zwei Schritte zurückwich und strauchelte. Es blieb ihr eine Sekunde, um die Wagentür aufzureißen, hineinzuspringen und die Tür von innen zu verriegeln, bevor der zweite Mann auf sie zu sprang. Mit zitternder Hand startete sie den Wagen, während der Kerl mit dem Ellbogen versuchte, das Seitenfenster einzuschlagen. Auch der andere hatte sich wieder gefangen und stürzte sich auf die Pistole, die halb unter ihren Wagen gerutscht war. Laura drückte wie eine Wahnsinnige auf die Hupe und legte den Rückwärtsgang ein. Das Blech kreischte, während sie den Wagen aus der Falle zu lenken versuchte. Es gab keine andere Möglichkeit: Hinter ihr endete die Straße auf dem engen Wendeplatz, vor ihr war sie durch das Auto der beiden Schweine blockiert. Laura hupte noch immer, als eine Kugel die Windschutzscheibe in Splitter zerfallen ließ und eine zweite den Wagenhimmel zerfetzte. Sie riß den Fiat auf dem Wendeplatz herum und legte den ersten Gang ein, als einer der Typen sich auf die Kühlerhaube warf und in den Wagen zu greifen suchte. Sie hatte keine Wahl, es gab nur einen Ausweg. Es war die steilste Stelle, die das »Tram d’Opicina« auf seiner Fahrt zu bewältigen hatte. Der herauffahrende Waggon wurde von einer kleinen Lok geschoben, trotz des Gegenzugs des talfahrenden, der soeben passiert hatte und bald das Zentrum erreichen würde. Laura gab Gas und riß den Punto auf die Gleise. Der Kerl, der an der Kühlerhaube klebte, ließ auch nach den ersten Metern holpriger Talfahrt über die Bahnschwellen nicht los. Er zog sich an den Scheibenwischern herauf und griff nach dem Dachholm. Laura wurde auf ihrem Sitz herumgeworfen, sie hörte das Kreischen der Schienen am Unterboden, jeder Versuch zu lenken war sinnlos. Sie beschleunigte und schaltete um. Ihr einziger Halt war das durchgetretene Gaspedal. Plötzlich sah sie die roten Lichter der abwärtsfahrenden Bahn vor sich. Die Fahrgäste drückten sich mit aufgerissenen Augen die Nasen an den Fenstern platt, als sie den Fiat heranrasen sahen. Ein Bild wie aus dem Werbespot einer Stoßdämpferfabrik. Dann krachte Laura gegen den Waggon. Der Airbag schlug ihr entgegen und drückte sie in den Sitz zurück. Sie sah nicht mehr, wie der Kerl auf der Kühlerhaube gegen das Gehäuse des blauweiß lackierten Fahrzeugs vor ihr schleuderte und dann neben den Gleisen ins Dunkel fiel.
Erst auf der Via Commerciale kam die Straßenbahn schließlich zum Stehen. Der Fiat war im Nu von Menschen umringt, laute Stimmen überall. Endlich streifte Laura den Airbag zur Seite und schaute sich um. Als sie sicher war, daß keiner der beiden Kerle in der Menge stand, tastete sie nach dem Türgriff und stieg aus. Und dann erst merkte sie, daß sie nur noch mit Fetzen bekleidet und fast nackt war. Blitzlichter durchzuckten die Dunkelheit. Irgend jemand reichte ihr eine Jacke. Widerstandslos ließ sie sich zu einem Wagen mit flackerndem Blaulicht bringen.
»Geht es Ihnen gut?« fragte eine Polizistin, als sie ihr die Tür des Streifenwagens öffnete. »Sind Sie verletzt? Brauchen Sie einen Arzt? Wie heißen Sie?«
»Rufen Sie Commissario
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