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Totentanz

Totentanz

Titel: Totentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Heinichen
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Totalschaden vom Schrottplatz? Glaub bloß nicht, daß das einfach war. Nachts sind die Hunde immer frei.« Er zeigte auf die beiden sabbernden Rottweiler, die freundlich mit den Stummelschwänzen wedelten, als sie spürten, daß ihr Herrchen von ihnen sprach. »Keine Ahnung, wie diese Kriminellen es geschafft haben, die beiden Bestien zu besänftigen. Der größere hat einmal einem Typen eine Arschbacke abgebissen, frag mich nicht, wie der sich heute den Hintern abwischt.«
    »Der Wagen sollte beschlagnahmt werden. Hier sind die Unterlagen. Weißt du, wieviel Berichte und Erklärungen ich jetzt abgeben muß?« Laurenti wedelte mit den Dokumenten. »Du bist schon wieder dabei, dir eine Menge Scherereien einzuhandeln.«
    »Wer klaut schon einen Haufen Schrott? An der Mühle war nicht einmal mehr der Kosmetikspiegel zu gebrauchen.«
    »Der Schrotthaufen sollte morgen von den Spezialisten vom Erkennungsdienst untersucht werden.«
    Ezio hob die Brauen. »Das heißt, ihr hofft auf Spuren anderer Fahrzeuge. War es etwa gar kein Unfall?«
    Laurenti zuckte lediglich mit den Achseln. »Du bist ein Idiot, Ezio. Und wehe, wenn ich dahinterkomme, daß du in die Sache verwickelt bist. Unmöglich, an diesen Kötern vorbeizukommen, wenn du nicht dabei bist.«
    »Übertreib doch nicht gleich.« Ezios Blick wurde unstet. Natürlich wußte er, daß jede kleinste Dummheit, die man ihm nachweisen konnte, sich in immer gesalzenere Haftstrafen umsetzen würde. »Ich hab wirklich nichts damit zu tun.«
    »Eine Diebstahlsanzeige hast du aber auch nicht gemacht.«
    »Das wäre wirklich ein Fest, wenn ich zu den Bullen ginge und erklären würde, daß man mir in der Nacht einen Haufen Schrott geklaut hat. Die würden mich doch sofort einbuchten, weil sie denken, ich will sie verarschen. Hör auf mit diesen Unterstellungen, Commissario. Ich bitte dich.«
    »Auf jeden Fall darf ich dafür eine Unmenge Formulare ausfüllen, und anschließend werde ich noch vom Staatsanwalt abgewatscht.«
    »Das kann man vermeiden. Hier sind Schrotthaufen, so viel du willst. Laß einen anderen untersuchen, ich schenk ihn dir. Hier gibt’s genug davon, und du hast keine Mühe mit dem Papierkram.« Ezio wies auf das Gelände, auf dem sich die Fahrzeuge hoch auftürmten. Offensichtlich hatte sich sein Arbeitseifer in der letzten Zeit ziemlich in Grenzen gehalten. Der Overall spannte beträchtlich über seiner Wampe. »Nur halte mich bitte raus.« Ezio hatte den Kopf leicht geneigt und schaute demütig zu Laurenti auf, fast wie die beiden Rottweiler zu ihm.
    »Ich rate dir, es deiner Frau selbst zu sagen. Stell dir vor, wie sehr sie dir die Hölle heiß machen wird, wenn sie’s aus der Zeitung erfährt. Du kannst sicher sein, daß die Meldung kommt, inklusive deiner Vorgeschichte, für die eine halbe Seite nicht ausreichen wird. Da kann man nichts machen.«
    Ezio haute mit der Faust auf den Tisch. »Dann sollen sie wenigstens ein anständiges Foto reinsetzen. Immer dieser alte Mist.«
    »Was passiert eigentlich mit den Autos, nachdem du sie verschrottet hast?«
    »Dann kommt ein Sattelschlepper, und ich stell ihm mit dem Bagger einen Klotz nach dem anderen auf die Ladefläche, bis die Stoßdämpfer ächzen. Was noch einigermaßen fährt, geht vorher in den Osten. Frag mich nicht, wohin. Ich kenne nur die Aufkäufer.«
    »Und Quittungen gibt’s natürlich keine. Komm morgen früh zu mir ins Büro. Ich brauch deine Aussage samt Unterschrift.« Laurenti stellte seinen Becher auf den Tisch und winkte ab, als Ezio nachschenken wollte.
    »A propos, am Punto meiner Frau ist das Rücklicht kaputt. Und die Stoßstange. Eine kleine Delle auch in der Heckklappe. Das Ding ist brandneu. Soll ich ihn in die Fiatwerkstatt bringen?«
    »Wenn du zuviel Geld hast, schon. Wenn nicht, dann bring ihn zu mir«, sagte Ezio. »Ich mach dir das in einem halben Tag. Für umsonst.«
    *
    »Wasser ist Sehnsucht.« Laura lächelte, während sie die Bilder betrachtete, die Serse eines nach dem anderen an die Wände seines Ateliers lehnte. Großformatige Meisterwerke in Graphit, die er nicht in die Ausstellung gegeben hatte. Wellen und Wolken, ein beinahe fotorealistisches Naturschauspiel, das den Betrachter magisch anzog, bis er fast selbst ein Teil des Werkes wurde.
    Seine Bleibe hatte Serse vor fast zwanzig Jahren in einem stattlichen Palast des ausgehenden neunzehnten Jahrhunderts gefunden, der hoch über der Stadt stand und eine spektakuläre Aussicht auf Zentrum und Hafen bot. Neben dem

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