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Totentöchter - Die dritte Generation

Totentöchter - Die dritte Generation

Titel: Totentöchter - Die dritte Generation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbt Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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tröstend die Schulter, und ich kann sehen, wie sie dagegen ankämpfen muss, ihn nicht wegzuschubsen. »Das war nicht deine Schuld«, sagt er.

    »Wir werden neue Gardinen aufhängen«, sagt Vaughn. »Doch vielleicht sollten wir Kerzen nicht unbeaufsichtigt brennen lassen.« Aus irgendeinem Grund sieht Vaughn dabei mich an.
    Cecily, die den quengelnden Säugling an die Schulter drückt, sagt: »Was ist mit deinen Augen passiert?«
    »Meinen Augen?«, sage ich.
    Jenna tippt auf die Haut unter ihren Augen, und mir wird klar, was sie mir sagen will. Ich habe noch immer die grünen Linsen drin.
    »Ich … dachte, ich probiere mal was Neues«, sage ich. »Das sollte eine Überraschung werden. Für die Party heute Abend, Linden. Ich habe sie anprobiert und dann ging der Alarm los und da habe ich sie ganz vergessen.«
    Ich weiß nicht, ob meine Geschichte Vaughn überzeugt hat, aber gnädigerweise fängt das Baby an zu schreien und das lenkt alle ab. Als Cecily ihn nicht beruhigen kann, nimmt Vaughn ihr den Kleinen aus den Armen.
    »Na, na, Bowen, mein Junge«, sagt er und das bringt das Weinen zum Verstummen.
    Cecily steht in Vaughns Schatten und sieht aus, als wollte sie etwas sagen, die Hand nach ihrem Sohn ausstrecken, aber aus irgendeinem Grund rührt sie sich nicht.
    »Ich glaube, er ist hungrig«, sagt Vaughn.
    »Ich kann ihn füttern«, sagt Cecily.
    »Aber, Liebling, nur keine Umstände.« Er tippt ihr auf die Nase, als wäre sie ein kleines Mädchen. »Dazu sind Ammen doch da.« Mit Baby Bowen auf dem Arm hat er den Raum schon verlassen, bevor Cecily etwas einwenden
kann. Ihre kleinen, geschwollenen Brüste durchweichen ihre Bluse.
     
    Die Diener brauchen eine Stunde, um mich für die Sonnenwendparty herzurichten. Ich bin so erleichtert, dass ich Gabriel gefunden habe, und so aufgeregt wegen unseres Fluchtplans, dass es mir nichts ausmacht, dass sie mir an den Haaren ziehen und mich besprühen, bis ich in der Parfumwolke einen Hustenanfall bekomme. Sie sind strikt gegen die Kontaktlinsen, und ich tue so, als wäre ich traurig, sie herausnehmen zu müssen. »Deine Augen werden auf der Party das Gespräch sein, glaub mir«, sagt eine Dienerin.
    »Ganz besonders, wenn Kameras da sind«, sagt eine andere.
    Kameras. Perfekt. Ich weiß nicht, wie die Chancen stehen, dass mein Bruder sich ein Sonnenwendfest im Fernsehen ansieht. Und wahrscheinlich werden heute Abend Dutzende solcher Übertragungen von den Nachrichtensendern ausgestrahlt. Normalerweise würde er sich nicht mit so etwas abgeben, aber wenn er nach mir sucht? Gibt es nach all der Zeit noch eine Chance? Nur ein Monat noch, dann werde ich mir meinen Weg nach Hause suchen. Im Hinterkopf bleibt die Sorge, dass ich vielleicht in ein leeres Haus zurückkehre, dass er losgezogen sein könnte, um nach mir zu suchen, oder vom Schmerz zum Äußersten getrieben, weggezogen ist, weil die Erinnerungen dort zu quälend waren. Das alles haben wir schon erlebt. Familien sind weggezogen, nachdem ihre Schwestern und Töchter geholt wurden. Und Rowan ist nie jemand gewesen, der untätig herumgesessen hat.

    Warte auf mich . Ich versuche ihm meine Gedanken zuzuwerfen, von Zwilling zu Zwilling. Bald werde ich zu Hause sein .
    Wie immer bekomme ich keine Antwort.
    Ich war skeptisch, als Deidre mir sagte, mein Kleid sei pink, aber als sie es mir zeigt, bin ich wie immer ganz geblendet von ihrer Kunstfertigkeit. Es ist ein gedecktes, schimmerndes Pink mit einem Saum, der Schneewehen nachempfunden ist. Der Schal glitzert vor Perlen. Sie schminkt mich dazu passend. »Ich wette, die meisten anderen Frauen tragen Blau oder Weiß«, sagt sie, »weil Winter ist. Ich dachte, du würdest dich gern ein wenig von ihnen abheben.«
    »Es ist unglaublich«, sage ich.
    Sie strahlt und hält mir ein gefaltetes Tuch an die Lippen, damit ich daran den Überschuss vom Lippenstift abtupfen kann.
    Linden ist froh, dass ich mich gegen die grünen Kontaktlinsen entschieden habe.
    »Die sahen irgendwie unheimlich aus«, sagt Cecily, die mit verschränkten Armen in der Tür steht. Ihr Haar ist wirr und sie hat lila Ringe unter den Augen, ihre Haut ist blass und rot geädert. »Ich dachte, du hättest vielleicht einen Anfall gehabt. Trag sie nicht mehr, okay?« Sie schaudert bei dem Gedanken und zieht sich in ihr Zimmer zurück.
    Ich runzele die Stirn, als sie weg ist. Von der munteren, beschwingten Braut, die sie noch vor weniger als einem Jahr war, ist kaum mehr etwas übrig. Sie ist vierzehn geworden,

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