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Totentöchter - Die dritte Generation

Totentöchter - Die dritte Generation

Titel: Totentöchter - Die dritte Generation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbt Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Sekunden lang im Neonlicht sichtbar, ehe sie wieder verblassen. Eiszapfen hängen in der Luft, in denen sich die bunten Lichter brechen. Der Fußboden ist ein Schneehologramm – und Deidre hatte recht, alle Frauen tragen Blau oder Weiß.

    Linden wirkt ein wenig steif, als wir an der Tür stehen.
    »Kennst du hier jemanden?«, frage ich.
    »Ein paar Kollegen meines Vaters«, sagt er.
    Das Stroboskoplicht lässt seinen Schatten in allen Farben des Regenbogens zucken. Ich denke an das, was Rose gesagt hat – dass er auf Partys ein Mauerblümchen ist, aber dass er hervorragend tanzt. Gerade jetzt sieht er aus, als wäre er etwas seekrank. Und ich beschließe, auf einen langsamen Song zu warten, ehe ich ihn um einen Tanz bitte, um es leichter zu machen.
    Wir stellen uns ans Büfett und probieren Filet Mignon und Suppen. Seit ich in Manhattan auf meinem Weg zur Arbeit nicht mehr an der Bäckerei vorbeikomme, habe ich keine so große Auswahl an Gebäck mehr gesehen. Ich sage ihm, dass wir Cecily Eclairs mitbringen müssen, denn sie hat eine Schwäche für alles mit Schokoladenguss.
    Bei einem langsamen Song schleppe ich Linden auf die Tanzfläche, und obwohl ihn das zunächst verwirrt, braucht er nicht lange, bis er alle Menschen um uns herum vergessen hat. Ich habe noch nie in meinem Leben getanzt, aber er führt mich tadellos, sogar auf diesen unmöglich hohen Schuhen. Wir drehen uns und schweben dahin, und gerade als ich mich davon erhole, dass er mich über seinen Arm hintenübergekippt hat, richtet sich eine Kamera auf uns. Ich setze alles daran, sie die bestmögliche Aufnahme von meinen Augen machen zu lassen.
    Eine Weile mischen wir uns unter die Leute. Hier wollen weniger Männer meine Hand küssen, denn alle haben ihre Frauen am Arm. Auch die Ehefrauen sind erträglicher.
Erstgenerationer-Ehefrauen reden mit jüngeren Frauen und ich beteilige mich an einem Gespräch über seltene Vögel im Osten Kaliforniens. Viel habe ich nicht beizutragen, aber nach den Frauen, die nur wissen wollten, wann ich mich von meinem Ehemann schwängern lasse, ist das eine angenehme Abwechslung.
    Ich sehe, wie Linden sich auf der anderen Seite des Raums mit einer Gruppe von Männern unterhält, gelegentlich meinen Blick sucht und nur andeutungsweise seine Hand zu einem Winken hebt. Ich denke, er folgt meinem Beispiel.
    »Sie sind mit Linden Ashby verheiratet, nicht wahr?«, sagt eine der jungen Ehefrauen, die sich hinüber zu mir lehnt.
    »Ja«, sage ich. Es scheint jetzt viel natürlicher zu sein, das zuzugeben … irgendwie.
    »Ich war so traurig, zu erfahren, dass Rose gestorben ist.« Sie drückt ihre Hand aufs Herz. »Sie war meine Freundin.«
    »Meine auch«, sage ich. Auf der anderen Seite des Raumes scheint Linden gerade tatsächlich über etwas zu lachen, was er gehört hat.
    »Es sieht aber so aus, als würde es ihm gut gehen«, sagt die junge Ehefrau. Ihr jugendliches Lächeln erinnert mich an Cecily – vor der Geburt des Babys. »Ich bin froh, dass er sich wieder öffnet. Wir alle – mein Ehemann arbeitet mit Lindens Vater im Krankenhaus. Wir hörten, dass sie krank wurde, und wir haben Linden danach auf keiner der Partys mehr gesehen.«
    »Es war nicht leicht, aber es geht ihm jetzt viel besser«, sage ich.

    »Sie müssen Zauberkräfte haben«, sagt sie.
    Linden hakt mich unter, noch immer lacht er über einen geheimen Witz. Er stellt mich den Freunden seines Vaters vor und ihren Frauen und sogar einigen Leuten, die er eben erst kennengelernt hat. Ich habe ihn noch nie so gesehen. So glücklich. So … frei.
    In den frühen Morgenstunden kehren wir nach Hause zurück. Er hat ein paar Gläser Wein getrunken und lehnt sich im Fahrstuhl gegen mich, als er mit hinauf zur Frauenetage fährt, um nach Bowen zu sehen, dessen Wiege in Cecilys Zimmer steht. Es wurde überlegt, auf einer anderen Etage ein Kinderzimmer einzurichten, und dieses Thema ist ein Quell der Spannungen zwischen Cecily und Vaughn. Sie lehnt es ab, sich von ihrem Sohn zu trennen, und Vaughn findet es eine Schande, dass so unendlich viele Räume leer stehen. Die Tür von Roses Schlafzimmer am Ende des Flurs ist verschlossen worden, und nicht mal Cecily war so kühn, vorzuschlagen, diesen Raum zum Kinderzimmer umzufunktionieren.
    Ich reiche Linden die Schachtel Eclairs, die ich Cecily mitgebracht habe.
    Er sieht mich lange an und sagt: »Du bist so aufmerksam«, und gibt mir einen schnellen Kuss, ehe er in ihr Zimmer geht.
    In meinem Bad wasche ich mir

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