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Totentöchter - Die dritte Generation

Totentöchter - Die dritte Generation

Titel: Totentöchter - Die dritte Generation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbt Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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nicht zu Boden fallenden Glitter von Cecilys Kleid, und ich begreife, dass in Linden Ashbys Welt nicht alles so ist, wie es scheint.
    »Das würde mir gefallen«, sage ich. Das ist die Wahrheit. Ich wäre sehr gern da draußen, wo der Dienstbote das Wasser abschöpft. Die Freiheit ist es nicht, aber ich wette, es ist so nah dran, dass ich so tun könnte als ob.
    Er beobachtet mich noch immer, obwohl ich vorgebe, mich für den Pool zu interessieren.
    »Wäre es zu viel verlangt«, sagt er, »wenn ich dich bitten würde, dich eine Weile zu mir zu setzen?«

    Ja. Ja, das ist zu viel. Es ist zu viel, dass ich überhaupt hier bin. Ich frage mich, ob Linden die Macht bewusst ist, die er ungerechterweise über mich hat. Wenn ich auch nur einen Bruchteil meiner Abscheu zum Ausdruck brächte, würde ich diese Etage mein Leben lang nicht mehr verlassen. Mir bleibt keine andere Wahl, als seinem Wunsch zu entsprechen.
    Ich finde einen ungezwungenen Mittelweg, indem ich mein Frühstückstablett zum Bett trage. Ich stelle es zwischen uns und setze mich im Schneidersitz davor. »Das Frühstück ist gekommen, während du geschlafen hast«, sage ich. »Du solltest versuchen, etwas zu essen.« Ich hebe den Deckel vom Teller: Es gibt Waffeln, die mit frischen Blaubeeren gesprenkelt sind, viel blauer als die in den Lebensmittelläden bei mir zu Hause. Rowan würde sagen, dass man so grellen Sachen nicht trauen sollte. Ich wüsste gern, ob diese Beeren in einem der vielen Gärten gewachsen sind, ob Früchte so ausgesehen haben, bevor man anfing, sie auf chemischem Boden zu züchten.
    Linden nimmt eine Waffel in die Hand und betrachtet sie. Ich kenne diesen Blick. Als meine Eltern gestorben waren, habe ich mein Essen genauso angestarrt. Als ob das Essen aus Pappe wäre und völlig sinnlos. Bevor ich mich zurückhalten kann, habe ich eine Beere genommen, die ich ihm an die Lippen halte. Ich ertrage es einfach nicht, an diese elende Traurigkeit erinnert zu werden.
    Er guckt erstaunt, isst sie aber – und lächelt ein wenig.
    Ich halte ihm noch eine Blaubeere hin und dieses Mal umfasst er mein Handgelenk. Nicht so fest, wie ich es erwartet hätte. Eher zart und auch nur so lange, wie es
dauert, bis er die Blaubeere heruntergeschluckt hat. Dann räuspert er sich.
    Wir sind jetzt seit fast einem Monat verheiratet, aber dies ist das erste Mal seit unserer Hochzeit, dass ich ihn mir ansehen kann. Vielleicht ist es der Kummer, die rosa geschwollene Haut um die Augen, der ihn so harmlos wirken lässt. Nett sogar.
    »Hm, war doch gar nicht so schlimm, oder?«, sage ich und nehme mir selbst eine Blaubeere. Sie schmeckt süßer als die, die ich kenne. Ich nehme ihm die Waffel aus der Hand und breche sie in zwei Teile, ein Stück für jeden von uns.
    Er isst, nimmt kleine Bissen und schluckt, als ob es wehtun würde. So geht es eine Weile. Man hört nur die Vögel draußen singen und uns kauen.
    Als der Teller leer ist, reiche ich ihm das Glas Orangensaft. Er trinkt es mit der gleichen Benommenheit, mit der er auch den Rest der Mahlzeit zu sich genommen hat; mit niedergeschlagenen Augenlidern schluckt er mechanisch.
    Der ganze Zucker wird ihm guttun, denke ich.
    Mir sollte es egal sein, wie es ihm geht. Aber es wird ihm guttun.
    »Rhine?« Es klopft an meiner Tür. Es ist Cecily. »Bist du auf? Was ist das für ein Wort? A-M-N-I-O-Z-E-N-T-E-S-E.«
    »Amniozentese«, rufe ich mit der richtigen Betonung zurück.
    »Oh. Hast du gewusst, dass man so Babys auf Störungen untersucht?«
    Das weiß ich. Meine Eltern haben in einem Labor gearbeitet,
das Föten und Neugeborene umfassend untersucht hat.
    »Schön«, sage ich.
    »Komm raus«, sagt sie. »Vor meinem Fenster ist ein Rotkehlchennest. Das will ich dir zeigen. Die Eier sind richtig hübsch!« Ihr liegt nicht besonders viel daran, mich zu sehen, aber ich habe bemerkt, dass sie es nicht leiden kann, wenn Türen vor ihr verschlossen sind.
    »Sobald ich angezogen bin«, sage ich und warte auf die Stille, die verrät, dass sie weggegangen ist. Ich nehme das Tablett und stelle es auf den Frisiertisch. Wie lange Linden wohl bleibt? Dann fange ich an, mir geschäftig das Haar zu bürsten und mit Spangen zurückzustecken. Ich mache den Mund auf und sehe, dass das Grün von meiner Zunge verschwunden ist.
    Linden lehnt sich zurück und stützt sich auf seinen Ellenbogen, zupft sich einen Fussel vom Ärmelumschlag und schaut nachdenklich drein. Nach einer Weile steht er auf. »Ich sorge dafür, dass jemand das

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