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Totentöchter - Die dritte Generation

Totentöchter - Die dritte Generation

Titel: Totentöchter - Die dritte Generation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbt Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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und ich ein Tablett mit Pfannkuchen habe und die Junibeere, die in der Serviette versteckt ist.
     
    Tagsüber beachtet Linden uns nicht, aber er beginnt alle drei seiner Frauen abends zum Essen einzuladen. Er erzählt uns von der Forschung seines Vaters, wie optimistisch die Wissenschaftler und Ärzte sind, ein Gegenmittel zu finden. Er sagt, sein Vater besuche einen Kongress in Seattle, wo er seine Aufzeichnungen mit denen anderer Forschern vergleichen wird. Insgeheim frage ich mich, ob die Aufzeichnungen des Hausprinzipals sich wohl mit Rose befassen. Ich frage mich, ob er sie Versuchsobjekt A oder Patient X genannt hat und ob ihre Fingernägel immer noch lackiert sind. Wie stets ist Cecily ausgesprochen interessiert an allem, was unser Ehemann
sagt. Jenna guckt immer noch angewidert, sobald er sich zeigt, wenngleich sie angefangen hat zu essen. Ich werde besser darin, Interesse für das vorzutäuschen, was er zu sagen hat. Und die ganze Zeit über bringen immer wieder Stürme die Lichter zum Flackern und unterbrechen wunderschöne Nachmittage mit seltsam unregelmäßigen Regengüssen.
    Und dann eines Abends, als Linden ungewöhnlich guter Stimmung ist, verkündet er, dass er der Meinung ist, zu Ehren unserer zwei Monate währenden Ehe sollte es ein Fest geben. Ein großes mit bunten Laternen und einer Liveband. Er will sogar uns die Entscheidung überlassen, in welchem der Gärten es gefeiert werden soll.
    »Wie wäre es mit dem Orangenhain?«, schlage ich vor.
    Gabriel und zwei andere Diener, die unsere Teller abräumen, wechseln ernste Blicke. Sie wissen, wie ungeheuerlich das ist, was ich vorgeschlagen habe. Sie haben Rose viele Mahlzeiten und viele Tassen Tee gebracht, wenn sie endlose Tage im Orangenhain vertändelte. Es war ihr Lieblingsplatz, wo sie und Linden geheiratet haben und wo sie – wie sie mir eines Nachmittags voll Wehmut erzählte, während sie mit einer Junibeere auf der Zunge herumspielte – sich zum ersten Mal küssten. Dort hatte Linden sie auch eine Woche nach ihrem zwanzigsten Geburtstag gefunden, bewusstlos und blass im Schatten eines Orangenbaumes, keuchend, mit blauen Lippen. Das war der Tag, an dem er mit der Tragik ihrer Sterblichkeit konfrontiert wurde. Mit seiner Unfähigkeit, sie zu retten. Alle Pillen und Tinkturen der Welt konnten ihr nicht mehr als ein paar schnell dahineilende Monate verschaffen.

    Eine Party im Orangenhain. Der Schmerz auf Lindens Gesicht erscheint prompt. Ich wanke nicht. Er hat mir mehr Schmerz zugefügt, als ich ihm je zurückzahlen kann.
    Ahnungslos plappert Cecily: »Ja! Oh Linden, den haben wir noch nie gesehen!«
    Linden tupft sich den Mund ab, dann legt er die Serviette auf den Tisch. »Am Pool wäre es unterhaltsamer, dachte ich«, sagt er ruhig. »Das warme Wetter lädt zum Schwimmen ein.«
    »Aber du hast gesagt, wir dürften wählen«, meldet sich Jenna. Das ist vielleicht das erste Mal, dass sie das Wort an ihn richtet. Alle sehen sie an, sogar die Diener. Sie wirft erst mir einen kurzen Blick zu, dann Linden. Anmutig führt sie mit der Gabel ein Stück Steak zum Mund und sagt: »Ich stimme für den Orangenhain.«
    »Ich auch«, sagt Cecily.
    Ich nicke.
    »Das ist dann einstimmig«, sagt Linden in seinen Löffel.
    Der Rest der Mahlzeit verläuft sehr still. Die Teller werden abgeräumt, der Nachtisch serviert und dann Tee. Kurz darauf werden wir entlassen, denn Linden hat Kopfschmerzen und will allein sein mit seinen Gedanken.
    »Du bist vielleicht eine«, flüstert Gabriel mir zu, als er uns zum Fahrstuhl eskortiert. Kurz bevor die Türen sich zwischen uns schließen, lächele ich.
    Oben ziehe ich mich sofort in mein Zimmer zurück. Ich lege mich aufs Bett, lutsche eine blaue Junibeere und denke daran, wie der Atlantik unter meinen und Rowans nackten Füßen schwappte. Ich denke an die Fähre am
Pier, der ich nachgesehen habe, wie sie sich einen Pfad zum Horizont bahnte. Wie sicher ich mich auf meinem kleinen Stück Welt gefühlt habe, wie glücklich, lebendig zu sein, wenn es auch nur für eine kleine Weile war. Ich möchte dort verstreut werden, wenn ich tot bin. Ich möchte Asche im Meer sein. Ich will in die Ruinen von Athen sinken und nach Nigeria getragen werden, zwischen Fischen und versunkenen Schiffen schwimmen. Und ich werde häufig nach Manhattan zurückkommen, um die Luft zu schnuppern und zu sehen, wie es meinem Zwilling geht.
    Mein Zwilling jedoch will nicht darüber reden, was in vier Jahren sein wird, wenn ich tot bin und er

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