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Totentrickser: Roman (German Edition)

Totentrickser: Roman (German Edition)

Titel: Totentrickser: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Oldenburg
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sehr bedrohlich wirkenden Wichtel, der gerade mit einer Suppenterrine hereinkam, »hat siebzehn Trolle getötet, einzig bewaffnet mit einem Buttermesser.«
    »Neunzehn«, verbesserte Botho und stellte die Suppenterrine auf den Tisch.
    »Neunzehn? Bist du sicher?«
    »Ich hab die Zeitungsausschnitte aufbewahrt. Sie haben mich den Neunzehnfachen-Buttermesserschlitzer genannt. Nicht besonders einfallsreich, muss ich sagen.«
    »Das ist ja entsetzlich!«, rief Selphyne. »Und Sie lassen ihn einfach so frei rumlaufen?«
    »Er ist jetzt völlig harmlos«, beruhigte Arsenio. »Dank meiner bewährten Hirndrainage. Dreh dich doch mal bitte um, Botho.«
    Der Wichtel wandte sich um, und sie sahen, dass eine Seite seines Hinterkopfes kahlrasiert war. Darin steckte ein metallener Stutzen, der mit einem Korken verschlossen war.
    »Was ist das denn für ein Ding?«, fragte Brom.
    »Das ist meine, Arsenio Trockenborns, großartigste Erfindung. Durch langwierige Forschungen habe ich entdeckt, dass das Gehirn verschiedene Säfte produziert, die unsere Gedanken- und Gefühlswelt bestimmen. [ Diese Theorie des Gehirns stimmt so zumindest für die Fernen Länder – in sonstigen Welten mögen die Sachverhalte sich anders darstellen. ] Ob wir gut gelaunt sind, zornig, depressiv, musisch begabt, Langschläfer, Sauerkrautfans oder Massenmörder ist eine direkte Folge der Saftmischung, die in unseren Köpfen herumschwappt.«
    »Dolle Geschichte!«, bemerkte Brom staunend.
    »Das kann man wohl sagen! Ich habe bereits eine Vielzahl der unterschiedlichen Hirnsäfte samt ihrer Funktionen dokumentiert. Fröhlichkeit wird durch eine dünne, zartorangefarbene Substanz verursacht, Depression durch einen dickflüssigen grauen Brei, Verliebtheit ist je nach Intensität blassrosa bis knallrot. Der Saft, der Bösartigkeit erzeugt, ist zähflüssig wie Teer und ebenso schwarz. Um die Säfte zu extrahieren, verwende ich Filter unterschiedlicher Dichte. Ich brauche nur regelmäßig ein bisschen schwarzen Boshaftigkeitssaft abzuzapfen, und aus einem buttermesserschwingendem Psychokiller wie Botho wird ein verlässlicher Mitwichtel, der problemlos kleinere Arbeiten in Haus und Garten übernehmen kann.«
    »Seit der Behandlung bin ich auch viel entspannter«, nickte Botho.
    »Das ist ja alles furchtbar interessant«, sagte Selphyne und stand hastig vom Tisch auf, »aber wir haben Ihre Gastfreundschaft jetzt wirklich lange genug beansprucht.«
    »Sie wollen schon gehen?«, fragte Arsenio enttäuscht. »Sie haben ja noch nicht einmal die Vorsuppe probiert! Unser Koch ist vorzüglich! Ein ehemaliger Kannibale, aber mit der richtigen Saftmischung zaubert er Ihnen ein Fünf-Gänge-Menü, für das Sie morden würden!«
    »Wir haben leider schon zu Abend gegessen«, log Selphyne.
    »Ich noch nicht!«, grollte Bolgur.
    »Ich auch nicht!«, brummte Brom.
    »Ich will sehen, wie der Gehirnsaft abgezapft wird!«, verlangte Nenia.
    »Na schön«, gab sich Selphyne geschlagen. »Wir essen schnell noch eine Kleinigkeit, aber dann müssen wir auch zurück ins Gasthaus.«
    »Sie übernachten nicht hier?«, fragte Arsenio. »Ich habe bereits Zimmer für Sie herrichten lassen. Ich dachte, morgen führe ich Sie dann in aller Ruhe durch das Sanatorium, damit Sie sich einen Eindruck verschaffen können, in welchem Umfeld Nenia aufwachsen wird.«
    »Über das Umfeld müssen wir uns vorher noch beraten … Wir kommen dann auf Sie zurück …«
    »Na schön. Aber sind Sie sicher, dass Sie uns noch heute Abend verlassen wollen, bei dem Gewitter?«
    »Gewitter?«, fragte Selphyne. »Man sieht doch keine Wolke am Himmel.«
    »Oh, das Wetter ist sehr wechselhaft in dieser Gegend.«
    Draußen zuckte ein Blitz, Sturm kam auf und trieb prasselnde Regentropfen gegen die Scheiben.
    Arsenio lächelte.
    »Sehen Sie?«
    »Ich will jetzt meine Schlimme-Nacht-Geschichte!«, sagte Nenia trotzig.
    »Geh schon mal ins Bett, ich komme dann gleich«, entgegnete Selphyne.
    Das über Irgendwind tobende Unwetter hatte sie bewogen, das Angebot Arsenios Trockenborns anzunehmen und die Nacht in seinem Haus zu verbringen.
    Wie alles im Sanatorium, schienen auch die Gästezimmer einmal auf die Befriedigung durchaus gehobener Ansprüche ausgerichtet gewesen zu sein, hatten jedoch offenkundig schon bessere Zeiten gesehen.
    Die Tapeten waren vergilbt, die Möbel wurmstichig, die Gemälde an den Wänden verblasst und die schweren Teppiche gaben bei jedem Schritt dichte Staubwolken von sich.
    Brom, Bolgur und

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