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Totentrickser: Roman (German Edition)

Totentrickser: Roman (German Edition)

Titel: Totentrickser: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Oldenburg
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woher die kleinen Wichtel kämen.
    Vielleicht würde sie ihn danach fragen.
    Später.
    Lächelnd fuhr Falfnin mit dem Zeigefinger über seinen schmalen Schnurrbart (Modell: Galanter Abenteurer ).
    »Könnten Sie uns nach dem Essen zu Nenias Großtante Benevolentia führen?«, erkundigte sich Selphyne, um das Gespräch wieder in sachlichere Bahnen zu lenken.
    »Alles hat seyne Zeyt«, versetzte der Akolyth. »Die Matryarchyn yst viel beschäftygt und wyrd euch rufen lassen, wenn sych die Gelegenheyt fyndet. Auch sie kann es kaum erwarten, yhre Nychte kennenzulernen.«
    »Benevolentia Leberecht ist die Matriarchin? Dann ist sie hier wohl ein recht hohes Tier, oder?«, fragte Falfnin.
    »Eyn Tier yst sie mytnychten«, entgegnete Severin. »Auch wenn die jüngst aufgekommene Yrrlehre von der Evolutyon dergleychen behaupten mag. [ Professor C. Wardin und sein Team suchten damals gerade fieberhaft nach dem missing link zwischen Waldschrat und Urwichtel. ] Doch yst sie sehr nahe bey Yrth und Yrth yst sehr nah bey yhr, falls du das meyntest.«
    »Dieser Yrth scheint es euch ja mächtig angetan zu haben«, bemerkte Brom.
    »Yrth yst die Liebe«, erklärte Severyn würdevoll. »Und die Liebe yst Yrth.«
    »Liebe ist ein rein physiologisches Phänomen, sagt Cousin Lugbor.«
    Sie wandten sich Bolgur zu.
    »Das männliche und weibliche Erbgut verschmelzen miteinander«, erläuterte der Barbarenoger mit erhobenem Zeigefinger, »und neun Monate später bringt der Storch den Eltern die kleinen Kinder.«
    »Ähm … ja«, kommentierte Falfnin vorsichtig diesen etwas unvermittelten Gesprächsbeitrag. »Vielleicht solltest du doch noch ein paar Detailfragen klären, wenn du dich das nächste Mal mit Cousin Lugbor über Genetik austauschst …«
    »Ych muss daran erynnern, yn Gegenwart Schwester Prudentyas nycht von dergleychen zu sprechen«, mahnte Akolyth Severin.
    Schwester Prudentia errötete pflichtschuldig und schlug die Augen nieder.
    Wissbegierig hatte sie alle Informationen aufgesaugt, die sie in Betreff der Frage nach den kleinen Wichteln und ihrem Ursprung bekommen konnte: Eunuchen, Haremsfrauen, männliches und weibliches Erbgut, neun Monate, Storch.
    Die Wichtelproduktion schien doch ein aufwändiges und recht kompliziertes Geschäft zu sein, aber sie würde der Sache schon noch auf den Grund gehen.
    »Und nun wollt yhr sycher von den Mühen der Reyse ausruhen«, sagte Severin. »Kommt, ych werde euch zu eurem Quartier begleyten.« [ Der besseren Lesbarkeit halber wird von hier an – bis auf einige Ausnahmen – die eigenwillige in Yrth gebräuchliche Orthographie aktuelleren Gepflogenheiten angepasst. Wann immer ein überzeugter Yrth-Anhänger spricht, denke man sich einfach sämtliche »i« durch »y« und alle »ei« durch »ey« ersetzt. ]
    Ruhelos wälzte sich Selphyne auf der kargen Pritsche in ihrem Zimmer.
    Nicht nur was Kochkultur anging schien man sich in Yrth eher asketisch zu geben, auch Wohn- geschweige denn Liegekomfort wurden hier keineswegs groß geschrieben.
    Die Zimmer waren sechseckige Zellen (Selphyne hatte sich beim Betreten an Bienenwaben erinnert gefühlt), kaum ausgestattet mit dem Allernötigsten: eine ausgesprochen unbequeme Pritsche für die Nacht, ein Stuhl, ein Tisch, das war es.
    Auf dem Tisch lag eine Ausgabe des Buches Yrth, offenbar die heilige Schrift der Anhänger dieser Gottheit (oder was auch immer Yrth sonst sein mochte).
    Die Gnomenmagierin hatte ein wenig darin zu lesen versucht, aber bereits nach der ersten Seite waren ihr der pathetische Stil und das ewig wiederholte »Yrth, seyn Name sey gepriesen!« gehörig auf die Nerven gegangen.
    Seufzend drehte sie sich wieder auf die andere Seite.
    Die unkomfortable Pritsche war nicht das Einzige, was sie am Einschlafen hinderte.
    Da war noch etwas anderes, ein Wispern und Raunen, kaum laut genug, dass sie es gerade noch hören konnte, und doch so leise, dass sie nicht wusste, ob es nicht doch nur in ihrer Einbildung erklang.
    Nur ein einziges Wort schienen die Stimmen zu flüstern:
    Yrth. Yrth, Yrth, Yrth …
    Selphyne schreckte hoch, als die Tür plötzlich aufglitt.
    (Akolyth Severin hatte ihnen gezeigt, wie die meisten Türen in Yrth funktionierten: Man drückte einfach auf einen Knopf neben dem Türrahmen, und die Tür öffnete sich wie durch Magie – obwohl es sich nicht um Magie handelte, da war die Gnomenzauberin ziemlich sicher.)
    »Ich kann nicht schlafen.«
    Selphyne entspannte sich wieder.
    Nenia stand in der Tür, ihre

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