Totentrickser: Roman (German Edition)
Drullpuppe Gorgontua auf dem Arm, und rieb sich verschlafen die Augen.
»Ich ebenfalls nicht«, antwortete Selphyne und setzte sich auf die Pritsche. »Hörst du etwa auch diese Stimmen?«
»Stimmen?« Die kleine Nachtelfe schüttelte den Kopf. »Nein. Aber da ist ein Monster in meinem Zimmer.«
Selphyne schmunzelte: die altbekannte Monster-unter-dem-Bett-Geschichte.
»Na, das wollen wir uns doch mal ansehen«, lächelte sie und zog sich ihre Robe an. »Mit Monstern kennt sich Tante Selphyne nämlich bestens aus, musst du wissen.«
»Siehst du?«, fragte sie, nachdem sie theatralisch alle sechs Ecken von Nenias Zimmer inspiziert hatte. »Keine Monster. Die haben sich alle aus dem Staub gemacht, als ich ihnen erzählt hab, was wir mit Monstern so anstellen.«
Sie drehte sich um.
»Nenia?«
Hinter ihr schloss sich die Tür.
Dann ging das Licht aus.
»Nenia? Ich weiß nicht, wieso du das gemacht hast, aber würdest du bitte …«
Ein bösartiges Fauchen erklang in der Dunkelheit.
Zwei feurig glühende Augen starrten Selphyne an.
Kurz darauf verließ sie das Zimmer wieder, aus dem jetzt dichte Rauchschwaden kamen.
Ihr Haar war angesengt, und ihre Robe wies zahlreiche Brandflecke auf.
»Was ist denn passiert?«, fragte Brom. Er und Bolgur waren von dem Lärm geweckt worden und auf den Gang hinausgeeilt.
»Sie hat einen Flammendämon beschworen«, sagte Selphyne und wischte sich den Ruß aus dem Gesicht. »Sehr witzig, wirklich«, wandte sie sich an Nenia. »Glaub ja nicht, dass ich dir so bald wieder eine Fiese-Nacht-Geschichte erzähle.«
Die kleine Nachtelfe kicherte.
»Das war viel besser als jede Fiese-Nacht-Geschichte«, grinste sie.
»Ha, ha«, knurrte Selphyne. »Dann können wir ja alle wieder schlafen gehen.«
Falfnin seinerseits vertrat die Meinung, dass die Nacht nicht zum Schlafen da war.
»Wow!«, sagte Schwester Prudentia (obwohl dieser Name seit einigen Minuten nicht mehr ganz zu ihr passte), »wow!«
Sie lag neben Falfnin auf der Pritsche und blickte mit einem verzückten Lächeln an die Zimmerdecke.
»Das also hat es mit diesen Belagerungstürmen auf sich!«
»Belagerungstürme?«, lachte Falfnin. »Ich kann dir nicht ganz folgen …«
Prudentia setzte sich auf und entblößte dabei ihre wohlgeformten kleinen Brüste.
»Lass es uns gleich noch mal machen!«, sagte sie mit einem Funkeln in den Augen.
»Gemach, gemach«, entgegnete Falfnin. »Man sagt mir zwar rekordverdächtige Liebhaberqualitäten nach, aber selbst ich brauch zwischendurch mal eine kleine Verschnaufpause.«
»Um deinen Belagerungsturm wieder aufzurichten?«, fragte Prudentia.
»Ähm …«, sagte der Wichtelmeisterdieb, »so könnte man es ausdrücken …«
Prudentia sprang aus dem Bett und spazierte, vor Aufregung vibrierend, nackt im Zimmer umher. Noch vor einigen Stunden wäre sie aus Scham im Boden versunken, wenn auch nur ein Quadratmillimeter zu viel Haut unter ihrem Novizinnengewand hervorgeschaut hätte.
»Kaum zu glauben, was ich alles verpasst habe!«, rief sie. »Ich hatte ja keine Vorstellung, was es für phantastische Sachen gibt! Hast du Drogen dabei?«
»Was?«, blinzelte Falfnin.
»Pater Hippolyt hat immer gesagt, Drogen zu nehmen ist Sünde. Also muss ich das unbedingt ausprobieren!«
»Hör mal«, begann Falfnin vorsichtig. »Bisweilen ist Mäßigung auch eine gute Sache, weißt du …«
Normalerweise war es eher nicht sein Stil, hübschen nackten Frauen derartige Spruchweisheiten aufzutischen.
»Für Mäßigung habe ich keine Zeit!«, rief Prudentia. »Ich muss noch so viel nachholen! Wollüstige Belagerungen! Drogen! Rockenrohl!«
»Was ist Rockenrohl ?«, fragte Falfnin.
»Ich hab keine Ahnung«, gestand Prudentia. »Vielleicht eine zwergische Gebäckmischung. Aber ich werde es herausfinden! Leben heißt lernen! Was zum Beispiel bedeutet Sardo Marso ?«
»Ähm …«, räusperte sich Falfnin. »Vielleicht sollten wir es erst mal langsam angehen lassen …«
»Ich hab es lange genug langsam angehen lassen! Jetzt will ich Rockenrohl, was immer das ist!«
Die junge Ex-Novizin sprang auf die Pritsche.
»Ende der Verschnaufpause! Ich hoffe, dein Belagerungsturm ist wieder einsatzbereit, sonst werde ich sehr, sehr böse!«
Und der Wichtelmeisterdieb begann zu ahnen, dass er Geister gerufen hatte, die er so schnell nicht wieder loswerden würde.
Am nächsten Morgen saß Selphyne bereits mit Nenia und Bolgur im Speisesaal, als Falfnin hereingehumpelt kam.
»Meine Güte, du
Weitere Kostenlose Bücher