Totentrickser: Roman (German Edition)
einem faden Brei ernähren. Um das Sternenschiff verlassen und den Planeten erobern zu können, mussten sich die Yrth weiterentwickeln und sich an die neue Umgebung anpassen. Aber das war leichter gesagt als getan. Denn die Ekonier, in denen sie sich zuerst eingenistet hatten, vermehrten sich ungeschlechtlich, was eher unvorteilhaft ist, wenn man beabsichtigt, den eigenen Genpool durch zyklische Reproduktion innerhalb möglichst kurzer Zeit zu evolvieren. Danke, du kannst aufhören zu schnipsen, und nein, ich kann dir nicht mit einfachen Worten erläutern, was Genpool, zyklische Reproduktion und evolvieren bedeutet.«
»Och, schade.« Brom senkte enttäuscht den Arm.
»Aber die Bewohner des neuen Planeten vermehrten sich zweigeschlechtlich, und die böse mutierte Yrth-Königin im Herzen des Sternenschiffs … Oh, bitte! Ich muss jetzt aber nicht auch noch erklären, wie zweigeschlechtliche Vermehrung funktioniert, oder?«
»Ich möchte nur kein Detail von der spannenden Geschichte verpassen«, sagte Brom.
»… und wieder sprach Yrth zu mir, und er sagte: Suche dir einen König, edel und stark, um mit ihm ein Kind zu zeugen, das meinen Namen tragen soll. Und dies Kind wird ein Kriegsfürst und Erlöser der Rechtgläubigen sein und ihre Heerscharen anführen, und die heidnischen Herrscher werden zittern vor seinem Kommen und ihre Reiche werden vergehen wie Spreu, die vom Sturmwind verweht wird.«
»Wow«, sagte Bolgur entrückt. Hypnotisiert lauschte er den Offenbarungen der Matriarchin.
»Ich habe meine Wahl getroffen«, verkündete sie. »Der König, mit dem ich den Erlöser unseres Volkes zeugen werde, ist bereits in der Stadt. In dieser Halle.«
»Wirklich?« [ Bzw. siehe oben: Wyrklych ]
Bolgur blickte sich um.
»Wo denn?«
Die Matriarchin trat ganz nahe an ihn heran.
»Hier. Dieser König, Bolgur – bist du.«
Der Ogerbarbar glotzte sie staunend an.
»Wow«, wiederholte er.
»Wie auch bei einigen Insektenvölkern, so war bei den Yrth ausschließlich die Königin fortpflanzungsfähig. Das Exemplar in Zols Sternenschiff hatte inzwischen wahrscheinlich die Geschlechtsreife erlangt und suchte nun einen passenden männlichen Geschlechtspartner, um mit ihm eine Brut von bestens angepassten Nachkommen zu züchten. Die Zukunft sah also alles andere als rosig aus. Doch es gab auch Anlass zur Hoffnung. Denn trotz ihrer Überzahl besaßen die Yrth eine entscheidende Schwäche: Auf ihrer jetzigen Entwicklungsstufe stellte das Luftgemisch in der Atmosphäre des neuen Planeten ein tödliches Gift für ihren Organismus dar. Um sie zu besiegen, würde es daher genügen, sämtliche Luftschleusen des Schiffes zu öffnen. Leider war dies nur von der Kommandozentrale aus möglich, und ausgerechnet dort hatte die Königin ihre Brutkammer eingerichtet. Dorthin zu gelangen, das würde also zu einem äußerst waghalsigen Unternehmen werden, und Zol war kein Kämpfer. Doch wie es der Zufall so wollte, liefen ihm just in diesem Moment einige Leute über den Weg, mit denen sich sein Plan vielleicht umsetzen ließe. Ende der Geschichte.«
Die bunten Bilder verschwanden, die Musik verstummte.
»Bravo!« Brom war aufgesprungen. »Die Handlung hab ich zwar nicht wirklich begriffen, aber die Äffekte waren große Klasse! Wenn du mit der Nummer über die Jahrmärkte tingelst, könntest du richtig Geld machen!«
»Danke«, sagte der Ekonier. »Was ist Geld? «
Ein leises Kassenklingeln ertönte, und Broms Pupillen nahmen die Gestalt von frisch geprägten Gold-Dublonen an.
»Als Künstler brauchst du das eigentlich gar nicht zu wissen«, behauptete er. »Das würde dich nur bei deiner Kreativarbeit behindern. Es ist besser, wenn sich jemand anders um das Geschäftliche kümmert. Ich geb dir mal meine Karte …«
»Genug herumgealbert«, entschied Selphyne. »Erklär uns, wie dein Plan aussieht, Zol.«
»Mein Plan gestaltet sich in der Theorie einigermaßen simpel«, sagte der Ekonier. »Ihr müsst in die Kommandozentrale eindringen und von dort aus die manuelle Steuerung der Luftschleusen aktivieren.«
»Ähm …«, machte Selphyne.
Zol seufzte.
»Ihr nehmen das hier mit«, sagte er und gab der Magierin das gläserne Artefakt. »Ich euch dann erklären, was ihr tun müssen.«
»Wir sind nicht vollkommen stumpfsinnig«, entgegnete Selphyne gekränkt. »Unsere Welt kann auf eine Jahrtausende umfassende reichhaltige Kulturgeschichte zurückblicken.«
»Jahrtausende, sagst du? Ach ja, die Jugend! Aber zurück zum Plan.
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