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Totentrickser: Roman (German Edition)

Totentrickser: Roman (German Edition)

Titel: Totentrickser: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Oldenburg
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Zeitlupe zu der depressiven Musik einer nachtelfischen Lautenband, die so süßlich und bitter zugleich war wie ein Glas überzuckerter Limonade mit einem Tropfen Gift, der einen endgültig von der lastenden Schwere der Existenz befreit.
    Eine Atmosphäre von Melancholie und offen zur Schau gestellten Selbstmordabsichten lag in der Luft.
    »Also, dann mischen wir uns mal unter das Volk«, sagte Brom fröhlich und steuerte auf die Bar zu.
    »N’abend«, grüßte er, obwohl es halb Zwölf Uhr vormittags war. »Was trinkt man hier so?«
    »Egal«, entgegnete ohne aufzublicken der Barkeeper, ein Nachtelf, der seine negative Grundhaltung mit Unmengen von schwarzer Schminke zum Ausdruck brachte.
    »›Egal‹ bestell ich sonst eigentlich erst, wenn ich schon richtig einen sitzen hab«, lachte Brom. »Aber man muss sich den lokalen Gepflogenheiten anpassen. Also, ein Glas Egal. Geschüttelt oder gerührt, ganz gleich. Ist doch sowieso alles dasselbe.«
    »Wir sind ein Komiker, was?«, erwiderte der Barkeeper, schenkte müde ein Glas ein und stellte es vor Brom auf die Theke.
    »In Hermschloks Taverne nennen sie mich die z wergische Stimmungsgranate vom Dienst «, erklärte Brom zufrieden.
    »Mit der Nummer kommst du hier bestimmt ganz groß raus«, sagte der Barkeeper lakonisch.
    » Ein Späßchen in Ehren kann niemand verwehren «, reimte Brom.
    »Sag mir bitte Bescheid, falls weitere humoristische Einlagen geplant sind, damit ich rechtzeitig meine Selbstmordpille einwerfen kann«, erwiderte der Barkeeper und entfernte sich.
    »Na gut, das wird nicht ganz einfach«, flüsterte Brom. »Da ist rhetorisches Feingefühl gefragt. Es wird das Beste sein, wenn wir uns aufteilen und einzeln versuchen, mit den Leuten ins Gespräch zu kommen.«
    »Aber ich weiß nicht, was ich zu ihnen sagen soll«, brummte Bolgur, unbehaglich Däumchen drehend.
    Er hatte kein Problem damit, den Leuten mit seiner Keule die Knochen zu zertrümmern, erlitt jedoch plötzliche Anfälle von Schüchternheit, wenn er genötigt wurde, mit ihnen über das Wetter zu reden.
    »Geh einfach ganz offen auf sie zu. Lass eine Bemerkung über das miese Wetter fallen. Erzähl, was du so machst. Da ist gar nichts dabei. Das Schlimmste, was passieren kann, ist, dass sie dich ablehnen.«
    »Das ist es ja gerade«, murmelte Bolgur und blickte auf seine Schuhe.
    »Du schaffst das schon«, sagte Brom und klopfte ihm aufmunternd auf den Rücken. »Und denk daran, was Falfnin gesagt hat: Fingerspitzengefühl.«
    Während sich Brom und Bolgur im Letzten Becher unters Nachtelfenvolk mischten, waren auch Selphyne, Falfnin und Nenia nicht müßig.
    »Das sieht doch vielversprechend aus«, sagte Falfnin und zeigte auf ein Ladenschild, das aus dem Schulterblatt eines Ogers gefertigt worden zu sein schien.
    Arboraxas Knochenmehl
Nekromanten- und Totenbeschwörerbedarf
    Und auf einem Aufsteller im Schaufenster des Ladens stand:
    Zombierattenherzen – Heute frisch eingetroffen!
    »Wenn man nach einem Nekromanten- und Totenbeschwörer sucht, scheint mir das ein guter Ort zu sein, um anzufangen«, sagte der Meisterdieb.
    Im Innern des Ladens roch es nach Tod und Einbalsamierung, aber alles andere wäre ja auch eher enttäuschend gewesen.
    Auf staubigen Regalen lagerten mit Spiritus gefüllte Einmachgläser, in denen höchst unappetitliche Zutaten für nekromantische Rituale schwammen, von denen die meisten jedoch zum Glück nicht identifizierbar waren.
    Beschwörungskerzen gab es in allen Farben und Größen, ebenso unheilige Kreide für das Zeichnen von Drudenfüßen oder dämonischen Symbolen, außerdem chirurgische Werkzeuge wie Knochensägen, Skalpelle, Kanülen und ein großes Angebot diverser Spaten und Schaufeln für experimentierfreudige Totenbeschwörer, die sich ihre Leichenteile gerne selbst auf dem Friedhof besorgen, um sich zu Hause in aller Ruhe ihren maßgeschneiderten Spezialzombie zusammenzubasteln.
    Zwei Köpfe, drei Beine und fünf Arme? Kein Problem für einen talentierten Schwarzmagier, der mit Nadel und Faden – im Zweifelsfall auch mit einem Tacker – umzugehen versteht.
    Hinter der Ladentheke stand ein buckliger, augenscheinlich uralter Nachtelf, dessen Haut die gesunde Blässe eines überzeugten Stubenhockers drei Tage nach seiner Beerdigung hatte.
    »Guten Tag, die Herrschaften«, grüßte er krächzend. »Womit kann ich dienen? Ächu-äch-äch.«
    Sein Husten klang so knochentrocken, dass Selphyne den Eindruck hatte, eine Wolke feinen Gruftstaubs käme

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