Totentrickser: Roman (German Edition)
Yrrrrrrrrrrttttttthhhhhhh.«
»Wo bin ich? Und was ist das für ein … Ding ?«
Brom trat einen Schritt von der sterbenden Königin zurück und rieb sich verwirrt den Kopf.
Dann sah er an sich herab und stellte fest, dass er nur mit seiner Unterhose bekleidet war.
»Na schön«, sagte er. »Das war das letzte Mal. Ab morgen höre ich auf mit dem Finsterklammer Zwitscherer.«
»… das männliche und weibliche Erbgut …«, murmelte Bolgur, sich aus einem glibbrigen Schleimpfuhl erhebend. »He, ich glaub meine Fruchtblase ist gerade geplatzt.«
Nachdem die Königin besiegt worden war, bereitete die weitere Umsetzung des Plans keine Schwierigkeiten.
Sie folgten Zols Anweisungen, öffneten die Luftschleusen des Sternenschiffes und brauchten nur noch abzuwarten, bis auch der letzte Yrthianer an Bord der Confidenita 9 X sein Mutantenleben ausgekeucht hatte.
Dann wurde es Zeit, Abschied zu nehmen.
»Vielen Dank für eure Hilfe«, sagte Zol. »Wenn ich es zurück in meine Heimat schaffe, sollen eure Namen Eingang in die Ekonische Geschichte finden.«
»Hast du es weit bis nach Hause?«, fragte Selphyne.
»Es sind ungefähr neun Trillionen Lichtjahre, vorausgesetzt, der Raumkrümmungs-Generator und das Stasis-Modul haben bei der Bruchlandung nichts abbekommen …« Er unterbrach sich, als er die ratlosen Gesichter seiner Zuhörer bemerkte. »Eigentlich ist es nur ein Katzensprung«, erklärte er.
»Na, dann gute Reise!«, wünschte Brom. »Und wegen dieser Jahrmarktsgeschichte: Meine Karte hast du ja. Ich glaub, mit deinem Talent und meinem ökonomischen Sachverstand können wir zusammen was ganz Großes auf die Beine stellen. Und den Gewinn teilen wir Fünfundsiebzig-Fünfundzwanzig. Sagen wir Fünfundachtzig-Fünfzehn. Oder besser Neunzig-Zehn, das ist leichter zu rechnen.«
»Scheint ja ein ganz netter Kerl zu sein«, meinte Falfnin, als sie das Sternenschiff verlassen hatten und aus der Entfernung beobachteten, wie es in den Nachthimmel aufstieg. Nach dem Tod der Königin war der Meisterdieb allmählich wieder zu sich gekommen und litt nun an bohrenden Kopfschmerzen und einer Gedächtnislücke von mehreren Stunden. »Woher kennen wir ihn noch mal?«
»Das ist eine lange Geschichte«, antwortete Selphyne. »Und um ehrlich zu sein, ich hab davon maximal die Hälfte begriffen.«
»Auf jeden Fall sollte er besser nicht zu hoch fliegen«, bemerkte Brom, der den rasch kleiner werdenden hellen Punkt am Firmament mit den Augen verfolgte. »Sonst knallt er noch gegen den Himmel.«
»Und wo hält sich der nächste Verwandte der Kleinen auf?«, fragte Falfnin und warf einen Blick auf Nenia, die sich inmitten des Gepäckstapels auf Bolgurs Rücken eingekuschelt hatte und friedlich wie ein kleiner Engel vor sich hinschlummerte.
»In Schattensund«, entgegnete Selphyne. »Vielleicht schaffen wir es ja diesmal, einen ihrer Verwandten zu besuchen, ohne ihn umzubringen.«
»Das wäre ein Fortschritt«, nickte Falfnin.
Bei der nächsten Weggabelung verabschiedeten sie sich von Babylonia. Die junge Ex-Novizin beabsichtigte, nach Verderbnis zu gehen, der Stadt des Lasters, der Drogen und der Unmoral – vermutlich der geeignetste Ort für jemanden, der vorhatte, das Leben bis in seine dunkelsten Tiefen zu ergründen.
Die Helden ihrerseits machten sich auf den Rückweg zum Lufthafen Gnolmenbrück, um von dort in den hohen Norden nach Schattensund weiterzureisen, wo sich Nenias Großonkel Irenicus Dunkelblut aufhalten sollte.
Schattensund
Schattensund liegt im hohen Norden der Fernen Länder am Meer des Frostigen Dunstes.
Weiter nördlich kommt nicht mehr viel, nur noch Yetis, Eisriesen und klirrende Kälte.
Allenfalls verirrt sich mal ein überambitionierter Polarforscher in diese unwirtliche Gegend, sehr zur Freude der Yetis und Eisriesen, die sich ja auch von irgendwas ernähren müssen.
Die Stadt Schattensund wurde vor langer Zeit von den Nachtelfen gegründet, erstens als Handelsaußenposten und Hafen für die im Meer des Frostigen Dunstes kreuzenden Riesenkrakenfangschiffe, und zweitens, weil das raue nördliche Klima ihren nicht gerade sonnigen Gemütern entsprach.
Obwohl die Geschichte der Fernen Länder eine ganze Reihe wirklich übler Typen nachtelfischer Abstammung hervorgebracht hat, sind Nachtelfen nicht zwangsläufig oder von Natur aus böse.
Viele von ihnen sind einfach nur schlecht drauf.
Sie neigen zu einer ungesunden Gesichtsblässe, der sie gerne auch mittels Puder zusätzlich nachhelfen,
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