Totentrickser: Roman (German Edition)
Freund Hein!«, entgegnete Irenicus. »Der Knochenmann! Es ist ein Schnitter der heißt Tod! Und der kommt jetzt, um euch zu holen! Euch! Nicht mich!«
Brom rollte mit den Augen.
»Ich glaube, wir haben hier ein ernstes Kommunikationsproblem«, brummte er.
»Einen guten Fang gehabt?«
Der Fischer, damit beschäftigt, seine Netze zu ordnen, blickte auf.
Am Quai standen eine Gnomin, ein Wichtel und eine kleine Nachtelfe, Ausländer, der Kleidung nach zu urteilen.
»Verdammte Überfischung«. Er winkte ab. »Früher waren meine Netze abends voll, und jetzt kann ich froh sein, wenn ich ein paar mickrige Makrelen nach Hause bringe.«
»Haben Sie Lust, sich ein bisschen was dazu zu verdienen?«, fragte die Gnomin. »Wir bräuchten eine Fähre.«
»Ich fahr keine Touristen«, sagte der Nachtelf und wandte sich wieder seinen Netzen zu.
»Es wird sich für Sie lohnen«, meinte der Wichtel und sprang von der Hafenmauer in den kleinen Fischerkahn.
»Runter von meinem Boot!«, ereiferte sich der Fischer. »Ich hab euch gesagt, ich fahr keine Touristen!«
»Auch nicht für Gold?«
Falfnin holte einen Beutel aus seiner Tasche und klimperte vielversprechend damit.
Plötzlich wirkte die Miene des Fischers nicht mehr ganz so ablehnend.
»Wenn ihr es euch gar nicht ausreden lassen wollt, kommt morgen wieder«, sagte er, die Augen auf den Beutel gerichtet. »Heute ist es zu spät, um noch rauszufahren.«
»Wir bräuchten Ihr Schiff aber jetzt gleich«, erklärte Selphyne, ebenfalls in das Boot steigend.
»Und ich sag euch, ich fahr jetzt nicht mehr raus. Morgen vielleicht, wenn die Bezahlung stimmt. Wo wollt ihr denn überhaupt hin?«
»Dorthin.«
Selphyne zeigte auf eine Insel, die in der Ferne aus den dunklen Fluten der Bucht von Schattensund aufragte. Die erleuchteten Fenster eines schlossähnlichen Gebäudes schimmerten schwach von dort herüber.
»Zur Insel des Totenbeschwörers.«
Der Fischer erbleichte.
»Runter von meinem Boot!«, rief er. »Der paranoide alte Knacker lässt jeden töten, der sich seiner Insel nähert! Ich bin doch nicht lebensmüde!«
»Nicht?«, fragte Selphyne. »Na, dann bist du ja eine echte Ausnahmeerscheinung hier in Schattensund. Nur so als kleine Denksportaufgabe: Stell dir vor, du hättest die Wahl zwischen einem möglichen aber keineswegs sicheren Tod auf der Insel des Totenbeschwörers oder einem garantierten, sehr unangenehmen Exitus gleich hier. Welche Alternative würdest du vorziehen?«
Die Zauberin hob ihre Hand, um deren Finger bläulich zuckende Blitze knisterten.
»Entscheide dich lieber schnell«, flüsterte Falfnin dem Fischer zu. »Wenn sie erstmal richtig sauer ist, kann ich nichts mehr für dich tun!«
»Oh, wir spielen Guter Wichtel, Böse Gnomin «, lächelte Selphyne grimmig. »Mein Lieblingsspiel! Vielleicht möchte Nenia ja auch etwas zum musikalischen Rahmenprogramm beitragen?«
»Erst will ich meine Armbrust!«, verlangte die Nachtelfe. »Sonst werde ich euch alle töten!«
Der Fischer starrte sie an.
»Ihr seid ja völlig verrückt!«, sagte er kopfschüttelnd.
Und kurz darauf, Gischt sprühte ihm ins Gesicht, rief er:
»Dafür bringe ich euch vor den Richter! Das ist Freiheitsberaubung!«
»Freiheitsberaubung, die sich für dich sehr lukrativ auszahlt!«, erwiderte Falfnin. »Also hör auf, dich zu beschweren und konzentrier dich aufs Segeln! Wir kommen ja kaum voran!«
»Natürlich nicht! Wir fahren ja auch gegen den Wind! Habt ihr denn überhaupt keine Ahnung vom Segeln?«
»Nein!«, sagte Selphyne. »Deswegen brauchen wir ja dich!«
Sie stand vorn am Bug und sah über die Bucht hinaus.
»Und geht’s nicht wirklich ein bisschen schneller? Wenn wir in dem Tempo weiterdümpeln, kommen wir ja nicht vor nächster Woche an.«
»Lebensverneinung ist keine philosophische Haltung, sondern ein natürlicher Instinkt«, erklärte Bolgur düster.
»Weißt du«, erwiderte Brom, »das ist nicht gerade der optimale Zeitpunkt für einen seelischen Durchhänger …«
Eiskaltes Wasser stand ihm bis über die Hüfte, Tendenz deutlich steigend.
Irenicus Dunkelblut hatte die Zelle bereits vor einer Weile verlassen, nicht ohne dass es noch zu einigen kuriosen Missverständnissen gekommen war, die Broms Geduld auf eine harte Probe gestellt hatten.
Dann hatten sich kleine Schlitze in den Wänden geöffnet, aus denen Wasser in die Zelle strömte und sie langsam aber sicher ausfüllte
Brom rüttelte an seinen Fesseln.
»Könntest du nicht wenigstens
Weitere Kostenlose Bücher