Totentrickser: Roman (German Edition)
versuchen, was Konstruktives beizutragen?«, wandte er sich an Bolgur. »Deine Ketten zu sprengen, zum Beispiel? Komm schon, reiß dich ein bisschen zusammen, ich weiß dass du es schaffen kannst!«
»Die Welt ist unser aller Gefängnis. Schuldlos Verurteilten gleich, die niemals die Freiheit gekannt haben, sind wir ans Leben gefesselt.«
»Jetzt krieg ich langsam selbst Depressionen«, knurrte Brom. »Ich kann nur hoffen, dass Selphyne und Falfnin schon auf dem Weg sind, um uns hier rauszuholen.«
Erstens: Dreißig Unzen vom Eisen eines Meteors, welcher einen Priester erschlagen.
Die erste Zutat war nicht leicht zu besorgen gewesen, denn mit Geistlichen und Meteoren hat es die Bewandnis, dass sie sich nur äußerst selten zugleich zur rechten Zeit am rechten Ort befinden.
Außer, man lässt einen Priester der Esoteria, Göttin des Wahrsagens, des Übersinnlichen und der Schamlosen Abzocke, den nächsten Einschlagsort vorhersagen und schlägt gewissermaßen zwei Fliegen mit einer Klappe beziehungsweise einem Meteor, denn einen toten Wahrsager braucht man für seine Dienste nicht zu bezahlen. Auf dieses Mittel war Irenicus Dunkelblut schließlich auch verfallen, und er hatte seinen Spaß dabei gehabt. Besonders lustig war es gewesen, den Flüchen und Verwünschungen des betrogenen Priesters zu lauschen, dem Esoteria zwar die Gabe verliehen hatte, Ereignisse von kosmischer Bedeutung, nicht jedoch sein eigenes Ende vorherzusehen. Aber die Göttin des Faulen Zaubers war schließlich bekannt dafür, ihre Anhänger kräftig über den Tisch zu ziehen.
Zweitens: Einen guten Liter Tränen einer Trauerfee.
Nach der zweiten Zutat hatte Dunkelblut nicht lange suchen müssen, denn Trauerfeen, wie man sich denken wird, sind im Allgemeinen recht nah am Wasser gebaut, und der Totenbeschwörer kannte Methoden, die geeignet waren, selbst einen Stahlgolem in einen schluchzenden, wimmernden Jammerlappen zu verwandeln.
Viertens: Meine genialigliche Erfindung, den Revitalisator Jungbrunnen (zum Patent angemeldet), getreulich und in allen Einzelheiten beschrieben in Anhang C.
Jahrelang hatte Irenicus vergeblich versucht, die Einzelteile für den Revitalisator aufzutreiben, und war dann aus allen Wolken gefallen, als er zufällig ein versandfertig zusammengebautes Exemplar im Katalog der Firma Scrupel & Lohs gefunden hatte.
Nicht nur das, Scrupel & Lohs führten auch verschiedenes Ritualzubehör, von priestererschlagenden Meteoren en gros bis zur praktischen Drei-Liter-Flasche mit Trauerfeetränen.
Als Totenbeschwörer der alten Schule, der sich seinen Nekromantenbedarf bislang entweder mühsam selbst oder beim Krämer um die Ecke (dürftige Auswahl, hoffnungslos überteuert) besorgt hatte, war Dunkelblut von den Segnungen des modernen Großversandhandels sofort hellauf begeistert gewesen.
Man musste kein Priester der Esoteria sein, um den Untergang des lokalen Einzelhandels zu prophezeien.
Doch die dritte Zutat hatte ihm Probleme bereitet:
Drittens: Eine Jungfrau, geboren unter den gleichen Sternen, die auch bei deiner eigenen Geburt am Himmel geglänzt.
Es hatte sich herausgestellt, dass Dunkelblut unter extrem seltenen astronomischen Bedingungen zur Welt gekommen war, wie sie nur alle paar Jahrzehnte für einige Stunden eintraten.
Jetzt rächte es sich, eine so einzigartige Persönlichkeit zu sein.
Die einzige halbwegs in Frage kommende Kandidatin war eine 237-jährige Nonnen-Gnomin und Anhängerin der Tatteria, Göttin des Greisentums, gewesen, die ständig mit dem Kopf geschüttelt und wirres Zeug über die losen Sitten der Jugend von heute gemurmelt hatte – bei ihrem Anblick hatte sich Irenicus zwar wieder vergleichsweise jung gefühlt, aber abgesehen davon war es ein echter Reinfall gewesen.
Und Scrupel & Lohs boten zwar auch Jungfrauen an (inklusive Horoskop und Geburtszertifikat), aber das verlangte Modell hatten sie natürlich nicht auf Lager gehabt: Lieferzeit 7–23 Jahre – so lange konnte Irenicus nicht warten.
Unter diesen Umständen hatte er beschlossen, bei der Suche etwas weniger strenge Kriterien anzulegen.
»Ich bin keine Jungfrau«, sagte die Gestalt auf dem Revitalisator.
Aber selbst dann war Irenicus erst fündig geworden – was für ein unglaublicher Zufall, gewissermaßen um fünf vor Zwölf – als er beiläufig den Vertreter der Firma Scrupel & Lohs, der den Revitalisator Jungbrunnen geliefert und installiert hatte, nach seinem Geburtsdatum gefragt hatte.
»Nein, im Ernst«, sagte
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