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Totentrickser: Roman (German Edition)

Totentrickser: Roman (German Edition)

Titel: Totentrickser: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Oldenburg
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Gelage in den Jenseitigen Gefilden teilnehmen!«
    »Und mir wollten sie einen Dolch zwischen die Rippen stecken!«, grollte Bolgur anklagend.
    » Wollten ist gut«, meinte Brom. »Dreh dich mal um.«
    Bolgur setzte die Jungen ab und verrenkte sich den Hals, um an sich hinabzublicken. Ein Dolch steckte bis zum Heft in seiner Seite.
    »Och nein«, brummte er und ließ den Kopf hängen. »Nicht schon wieder!«
    »Jetzt aber mal raus mit der Sprache!« Brom schüttelte den Gnomenknaben durch. »Was habt ihr Bengel euch dabei gedacht? Ist das jetzt der neueste Schrei, nach Klingelstreichen und Riesenspinnen-Anzünden? [ Ein beliebtes, aber nicht ganz unriskantes Hobby bei dem sadistisch veranlagten Nachwuchs in den Fernen Ländern. ] Rechtschaffene Leute nachts in ihren Betten zu massakrieren?«
    »Aus mir kriegt ihr nichts raus«, antwortete der Junge mit unbewegter Miene, wie schon das Mädchen vor ihm.
    »Das wollen wir doch mal sehen!«, knurrte Brom. »Ich hab schon ganz andere zum Reden gebracht!«
    »Brom, bitte«, meinte Selphyne. »Es sind Kinder. Böse, mörderische Kinder, aber trotzdem …«
    »Lasst sie fünf Minuten mit Gorgontua und mir allein!«, sagte Nenia. »Papa hat mir alles beigebracht, was man übers Verhören wissen muss.«
    Sie und das Mädchen funkelten sich böse an. Dort, wo sich ihre Blicke trafen, schienen blutrote Blitze zu zucken.
    »Gute Idee«, pflichtete Brom bei. »Lassen wir das die Kinder unter sich ausmachen.«
    »Ich denke, wir sollten lieber die Stadtwache …« begann Selphyne, bevor eine Explosion krachte und beißender schwarzer Rauch das Zimmer ausfüllte.
    Geblendet und keuchend nach Luft ringend taumelten Nenia, Brom, Bolgur und Selphyne umher, und als sich der Rauch endlich verzogen hatte, waren die vier Kinder verschwunden.
    Ein Fenster stand offen, durch das die Nachtluft hereindrang.
    Selphyne beugte sich hinaus und blickte auf die stille Straße, wo jedoch nichts zu sehen war.
    »Einer von ihnen muss die Rauchbombe gezündet haben«, sagte sie, »nachdem sie sich mit geheimen Zeichen abgesprochen hatten.«
    »Diese Racker haben sich eine ordentliche Tracht Prügel verdient«, knurrte Brom. »Vielleicht erwischen wir sie noch, wenn wir schnell sind.«
    »Hat keinen Zweck. Wahrscheinlich kennen sie jede Gasse und jeden Schleichweg in dieser Stadt. Legen wir uns wieder hin. Jeweils einer von uns hält Wache, während die anderen schlafen. Aber vorher verarzten wir dich noch, Bolgur. Brom, holst du Falfnins Notfallset? Und bring eine Flasche Finsterklammer Zwitscherer mit, zum Desinfizieren.«
    »Eigentlich ist der zum Trinken gedacht«, brummelte der Zwergenkrieger. »Bolgur könnte ruhig ein bisschen besser auf sich achthaben, mit seinen ständigen Verletzungen …«
    Fröhlich pfeifend kehrte Falfnin von seinem nächtlichen Rendezvous zurück, unter dem Arm trug er eine große luftgetrocknete Salami und ein paar noch ofenwarme Weißbrote, die er unterwegs bei einem Bäcker gekauft hatte.
    Gerade ging die Sonne über den Dächern auf und vergoldete die Strahlen eines figurengeschmückten Springbrunnens. (Ein Bildhauer hatte hier eine der vielen Szenen aus der an tragischen Episoden so reichen Mythologie der Fernen Länder im Stein verewigt: Ephiros, der Schöngeistige Recke, erdolcht, ohne es zu ahnen, seine Geliebte, die Liebesgöttin Veskala, die von Truhg, dem eifersüchtigen Gott der Lügen, aus Rache in eine feindliche Gestalt verwandelt und deshalb nicht von ihrem Liebhaber erkannt worden war. Überaus lebendig hatte der Künstler den Moment dargestellt, in dem Ephiros, die Geliebte im Arm, den Dolch noch in der Faust, seinen Fehler erkennt und vom Schmerz überwältigt wird. Diesem ersten, sozusagen prototypischen, unglückseligen Liebespaar folgten im Lauf der Geschichte noch unzählige weitere, in deren Biographien kein Mangel an Blut, schmachtenden Seelenqualen und bitteren Tränen herrscht. Überhaupt, heißt es, sei die Liebe seit dem Tod der Liebesgöttin in den Fernen Ländern nicht mehr dieselbe süße und unbeschwerte Angelegenheit wie zuvor.)
    Falfnin dagegen beschäftigten an diesem heiteren Morgen keineswegs derart düstere Gedanken. Er legte seine Frühstücksbesorgungen auf dem Brunnenrand ab und erfrischte Gesicht und Hals an dem kühlen Nass.
    Diese reichen Kaufmannstöchter, dachte er, konnten in Sachen l’amore ganz schön fordernd sein – nicht, dass er sich darüber beschwert hätte. Er war keineswegs der Mann, vor Herausforderungen dieser

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