Totentrickser: Roman (German Edition)
Art einzuknicken und klein beizugeben. [ Wir geben hier nur die Gedanken des Meisterdiebs und galanten Abenteurers wieder. ]
Als er sich ausreichend frisch gemacht hatte und aufblickte, stutzte er.
Aus einem Häusereingang gegenüber starrte ihn ein Augenpaar an – oder nein, kein Augen paar : Es war ein einzelnes, herausfordend funkelndes Auge.
Undeutlich erkannte er in den Schatten den Umriss einer Gestalt. Als er einen Schritt auf sie zuging, verschwand sie geräuschlos in dem dunklen Eingang.
Der Meisterdieb runzelte die Stirn und überlegte, ob er ihr folgen sollte, dann zuckte er jedoch mit den Schultern, nahm seine Einkäufe und machte sich wieder auf den Weg.
Dieser Morgen, beschloss er, war kein guter Zeitpunkt, um damit anzufangen, Gespenster zu sehen.
Kurz darauf betrat er Selphynes Zimmer in der Purpurnen Schnecke, und zwar nach Diebesbrauch durch das Fenster.
»Guten Morgen«, sagte Falfnin, schwang sich über die Fensterbank und legte seine Einkäufe auf den Tisch. »Ich hab was fürs Frühstück mitgebracht.«
»Schön«, entgegnete Selphyne. »Ich kann jetzt gut was zum Essen vertragen. Wir hatten gestern eine lange Nacht.«
»Ich auch«, lächelte der Meisterdieb, in glücklichen Erinnerungen schwelgend. »Ich auch.«
»Wir hatten Besuch von vier Berufsmördern.«
»Tatsächlich?« Falfnin brach ein Stück von dem duftenden warmen Brot ab und steckte es sich in den Mund. Die Nachricht schien ihn nicht sonderlich zu beeindrucken. Im bewegten Leben eines Helden und Abenteurers werden auch nächtliche Begegnungen mit Profikillern und anderen Halsabschneidern irgendwann zur vertrauten Routine.
»Es waren Kinder!«, sagte Selphyne. »Kaum älter als Nenia, wenn überhaupt. Kannst du dir das vorstellen? Das ist doch … Alles in Ordnung mit dir, Falfnin?«
»Geht schon«, hustete der Meisterdieb. »Hab … mich nur … verschluckt …«
»Du bist ganz bleich«, sagte Selphyne besorgt.
»Nur verschluckt…«, keuchte Falfnin. »Am Brot. Geht schon … wieder. Und was … habt ihr mit den Kindern gemacht?«
»Sie haben eine Rauchbombe gezündet und sind abgehauen.« Die Gnomenmagierin schüttelte den Kopf. »Sie waren ziemlich professionell. Ich hab ja schon einiges erlebt, aber Kinder, die als Meuchelmörder arbeiten?«
»Ja, kaum zu glauben«, meinte Falfnin und fügte schnell hinzu, als hätte er es eilig, das Thema zu wechseln: »Und was ist mit Brom? Ist er wegen irgendwas wütend?«
Aus dem unteren Stockwerk drang dumpf Broms Stimme herauf.
»Ach so, er wollte den Barkeeper wegen der Kinder befragen«, sagte Selphyne. »Wir sollten lieber mal nachsehen, bevor die Situation eskaliert.«
»Also packst du jetzt endlich aus oder nicht?«, schrie Brom wütend.
»Er packt nicht aus!«, rief Nenia, die auf die Theke geklettert war, um einen besseren Überblick zu haben. »Triez ihn noch ein bisschen, Klops!«
»Ich würd ja gern auspacken«, ächzte der Barkeeper, von Bolgur in den Schwitzkasten genommen. »Wenn ihr mir endlich sagen würdet, was ihr Chaoten verdammt noch mal eigentlich wissen wollt!«
Brom nahm seinen Helm ab und kratzte sich am Kopf.
»Haben wir ihm das noch nicht gesagt?«, wandte er sich an Bolgur.
Bolgur zuckte mit den Schultern.
»Keine Ahnung. Hab nicht zugehört.«
»Brom, Bolgur!«, rief Selphyne, die mit Falfnin die Treppe herunterkam. »Hört auf damit! Denkt daran, welches Beispiel ihr für Nenia abgebt!«
»Oh«, sagte Bolgur schuldbewusst und ließ den Barkeeper auf den Boden plumpsen.
»Vielen Dank.« Der Ork stand mühsam auf, griff in einen Sektkübel und hielt sich ein Stück Eis an sein blaues Auge.
»Du musst die beiden entschuldigen«, sagte Selphyne. »Wir wären diese Nacht beinahe von einer Kinderbande im Schlaf ermordet worden. Deswegen sind wir alle ein wenig nervös. Du kannst uns nicht zufällig was über diese Kinder erzählen?«
»Wir sind hier in Verderbnis«, erwiderte der Barkeeper missgelaunt. »Hier laufen massenweise verkommene Straßenbälger rum, die davon leben, Touristen auszunehmen. Glaubt ihr, ich kenn die alle persönlich, oder wie?«
»Vielleicht kennst du ja die, die uns gestern Nacht überfallen haben«, knurrte Brom. »Sonst weiß schließlich niemand, dass wir hier sind.« Er verstummte. »Es sei denn …«, sagte er nachdenklich und strich durch seinen Bart.
»Es sei denn was ?«, brummte der Barkeeper. »Hört zu, ich hab nichts damit zu tun. Meiner Meinung nach müsste die Stadt bei diesen Gören
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