Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totentrickser: Roman (German Edition)

Totentrickser: Roman (German Edition)

Titel: Totentrickser: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Oldenburg
Vom Netzwerk:
beäugend.
    »Und Falfnins Recherchen haben ergeben, dass man die Schwarze Viper nicht findet, sondern sie findet einen. «
    »Behaupten die Trunkenbolde der Stadt«, meinte Falfnin. »Vielleicht sollten wir doch lieber von hier verschwinden und es bei dem nächsten Verwandten auf Thanatos’ Liste versuchen.«
    »Eine Gondelfahrt gefällig?«
    Sie wandten sich dem Kanal zu, der neben ihnen herlief.
    Dort unten stand einer der vielen Gondoliere der Stadt, die ihr Geld damit verdienten, dass sie Touristen zu saftigen Preisen über die Wasserstraßen von Verderbnis schipperten und sie dabei mit dem sentimentalem Liedgut Kalduriens unterhielten – viele von ihnen waren ausgebildete Opernsänger, deren Können dann doch nicht für die Karriere auf den ganz großen Bühnen gereicht hatte.
    Andere dagegen gehörten von Haus aus eher zur Zunft der Spitzbuben und Galgenvögel und gaben sich nicht mit den regulären Fahrpreisen zufrieden, sondern lotsten ihre betuchten Passagiere in den nächsten dunklen Seitenkanal, wo bereits einige ihrer grimmigen Freunde warteten, die sich nicht mit Forderungen wie »Geld oder Leben« aufhielten, sondern umstandslos das eine wie das andere einkassierten.
    »Eine Gondelfahrt gefällig?«
    Der Gondoliere stand aufrecht in dem schmalen Boot und stützte sich auf ein langes Ruder. Er war vollständig in Schwarz gekleidet und trug eine Maske, die Augen und Nase verdeckte. Lächelnd blickte er zu den Helden hinauf.
    »Nein, danke«, entgegnete Selphyne. »Vielleicht ein anderes Mal.«
    »Sehr guter Preis«, lächelte der Gondoliere. »Nur zwei Silber pro Person. Fünf für signore Oger«, fügte er hinzu, auf Bolgur zeigend.
    »Nein, danke«, wiederholte Falfnin.
    »Einmaliges romantisches Erlebnis für das junge Paar.«
    Der Gondoliere ließ seinen schelmischen Blick von Selphyne zu Brom wandern.
    Die Gnomenmagierin schnaubte.
    »Es gibt kein junges Paar«, stellte sie fest.
    »Och, ich weiß nicht«, grinste Brom. »Das wär doch eigentlich genau das Richtige für uns, Schatz.«
    »Wunderbar lyrische Gesangsdarbietung, nur geringer Aufpreis«, versprach der Gondoliere.
    »Nein danke, wirklich nicht«, sagte Selphyne, um Höflichkeit bemüht.
    »Breites Repertoire der beliebtesten Opernmelodien. Eine kleine Kostprobe gefällig?«
    Und ohne eine Antwort abzuwarten, begann er aus vollem Hals die Entzückungs-Arie aus der großen Oper Der verliebte Golem auf Freiersfüßen zu schmettern, ein besonders süßliches Stück Kaldurischer Tonkunst.
    »Ja, sehr schön«, kommentierte Falfnin gereizt. » ABER WELCHEN TEIL VON NEIN DANKE ! HABEN SIE NICHT VERSTANDEN ?«
    Das Lächeln des Gondoliere hielt sich beharrlich auf dessen Lippen.
    »Kein Interesse?«, fragte er, den Kopf schieflegend.
    »Endlich begreift er es«, knurrte Falfnin.
    »Macht nichts. Dann vielleicht ein anderes Mal, eh?«
    »Ich bezweifle es.«
    »Arrividerci!«, verabschiedete sich der Mann mit einer Verbeugung und stakste mit seinem langen Ruder davon.
    »Das hat ja ewig gedauert, bis die Kopeke mal gefallen ist«, sagte Falfnin. »Ich bin auch dafür, von hier zu verschwinden. Es sei denn, Nenia besteht darauf, ihre Großtante kennen zu lernen.«
    Sie wandten sich der kleinen Nachtelfe zu, beziehungsweise dorthin, wo sie eben noch gestanden hatte.
    »Wo ist sie denn schon wieder?«, fragte Selphyne.
    »Nenia!« riefen sie und blickten sich nach allen Seiten um.
    »Die Kleine ist bestimmt nur bei einer von diesen Kasperbuden hängengeblieben«, meinte Brom und zeigte auf ein hölzernes Puppenspieltheater, auf dem gerade eine der in Verderbnis beliebten Marionettenkomödien zum Besten gegeben wurde, deren Handlung üblicherweise in einer losen Abfolge derber Prügeleien und Schimpforgien bestand, nicht selten mit reger Beteiligung seitens des Publikums.
    »Bolgur, hattest du nicht gesagt, du passt auf sie auf?«, fragte Selphyne vorwurfsvoll.
    »Ich?«, grollte der Oger in gekränktem Tonfall. »Sie hat gesagt, ich bin ein doofer Fettklops und mein Hintern ist so dick, dass er ein eigenes Gravitationsfeld hat. Ich hab ihr zum Einschlafen aus Cousine Borgulas Doktorarbeit in Astronomie vorgelesen«, fügte er erklärend hinzu. »Sie hat eine sehr gute Auffassungsgabe.«
    »Wo ist dieser Typ mit seiner Gondel?«, fragte Falfnin plötzlich.
    Von dem Gondoliere war keine Spur mehr zu sehen, er musste in einen der unzähligen Seitenkanäle eingebogen sein, die von der Hauptader abzweigten.
    »Wir sollten uns aufteilen und nach der

Weitere Kostenlose Bücher