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Totenwache - Thriller

Totenwache - Thriller

Titel: Totenwache - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Augen.
    Nick Polchak trug die dicksten Brillengläser, die Riley je gesehen hatte. Dahinter vollführten seine riesigen kastanienbraunen Augen die merkwürdigsten Zuckungen und Bewegungen, als ob sie eine geheime Botschaft vermitteln wollten.
    »Dr. Polchak«, sagte Ms. Weleski in einem höflich bittenden Ton. »Könnten Sie vielleicht ein wenig …« Dabei deutete sie mit den abwärts gerichteten Händen auf den Boden. Nick sah sie verständnislos an und wandte seine Aufmerksamkeit dann wieder der Klasse zu.
    »Wenn ihr eine Dose Limo getrunken habt, was macht ihr dann damit?«
    »Wegwerfen«, sagte eine Stimme in der zweiten Reihe.
    »Falsch«, erwiderte Nick. »Das hätten vielleicht eure Eltern getan. Was tut ihr mit einer leeren Dose?«
    »Man bringt sie zum Container«, sagte eine andere Stimme.
    »Und wieso tut ihr das? Wieso bringt ihr alte Dosen zum Container?«
    »Damit das Metall wiederverwertet werden kann.«
    »Ganz genau. Und könnt ihr mir vielleicht sagen, was passiert, wenn man stirbt?«
    Es folgte eine lange Pause. Die Kinder waren inzwischen
misstrauisch geworden und wussten nicht recht, ob der Mann mit den Kastanienaugen sie reinlegen wollte.
    »Man wird … begraben«, meldete sich eine tapfere Stimme. »Oder man wird verbrannt. Das haben sie jedenfalls mit meinem Opa so gemacht.«
    »Ah.« Nick hob den Zeigefinger. »Aber wenn einen nun niemand findet?«
    »Wieso soll einen denn niemand finden?«
    »Weil man vielleicht im Wald ist, und niemand weiß, wo man steckt, und dann kriegt man plötzlich einen Herzinfarkt. Oder wenn dich jemand erschießt und dich hinterher in einen Graben wirft und unter einer Ladung Schutt begräbt. So einen Fall habe ich selbst mal erlebt …«
    Ms. Weleski fing hinten auf ihrem Platz laut an zu husten.
    »Also, man ist im Wald unterwegs, und keiner weiß, wo man ist. Und dann bekommt man einen Herzinfarkt«, wiederholte Nick. »Was passiert dann mit eurem Körper?«
    Niemand hatte auch nur den blassesten Schimmer.
    »Dann werdet ihr wiederverwertet «, sagte Nick triumphierend, »weil die Natur nichts verschwendet. Und was glaubt ihr, wer für diese Wiederverwertung zuständig ist?« Nick sah die Schüler mit seinen riesigen braunen Augen fragend an.
    »Die Insekten«, sagte er schließlich. »Die fressen euch nämlich auf.«
    Die Schüler schnappten hörbar nach Luft, vor allem aber Ms. Weleski. Riley hätte fast laut angefangen zu lachen.
    Plötzlich klatschte Nick in die Hände, und die ganze Klasse sprang erschrocken auf. »Ich zeige euch mal, wie das geht. Allerdings brauche ich dazu jemanden, der die Rolle der Leiche übernimmt.« Er sah einen kleinen rehäugigen Jungen in der ersten Reihe an. »Na, wie wär’s mit dir?«

    »Ich möchte aber keine Leiche sein«, murmelte der Kleine.
    »Aber doch keine richtige Leiche - du tust doch bloß so. Los, komm schon. Am besten, du legst dich gleich auf das Lehrerpult.«
    Ms. Weleski stand völlig entgeistert von ihrem Stuhl auf und hob dabei zugleich den Tisch mit an. »Dr. Polchak«, sagte sie warnend, »bitte etwas mehr Feingefühl … Ich glaube nicht, dass es gut ist, wenn Sie …« Doch der Junge lag bereits ausgestreckt auf dem Pult und starrte schicksalsergeben zur Decke.
    »Okay. Eine Leiche haben wir schon mal«, sagte Nick. »Jetzt die Frage: Wie ist er gestorben? Jemand eine Idee?«
    »Jemand hat ihm den Kopf abgeschlagen«, schlug ein kleines Mädchen fröhlich vor.
    Der kleine Junge stützte sich auf den Ellbogen. »Sehe ich vielleicht aus, als ob mir jemand den Kopf abgeschlagen hätte?« Nick legte ihm die Hand auf den Kopf und gab ihm zu verstehen, dass er sich wieder hinlegen sollte.
    »Okay, jemand hat ihn also geköpft«, sagte Nick. »Und in dem Augenblick, als er umkippt, landen auch schon die ersten Fliegen und …«
    »Und was ist mit dem Kopf?«, fragte eine Stimme in der ersten Reihe.
    »Ach, den Kopf kannst du vergessen. Den hat längst ein Waschbär weggeschleppt.«
    »Fressen Waschbären denn Köpfe?«, fragte jemand leise.
    »Ja, natürlich - und auch Hände und Füße. Aber das ist ein anderes Thema. Jetzt landen also bestimmte Arten von Fliegen auf der Leiche. Und was glaubt ihr, was die tun?«
    »Sie fressen einen auf?«
    »Nein. Sie legen ihre Eier auf dir ab, damit ihre Babys dich auffressen können.«

    Riley vergrub das Gesicht in den Händen und fing an zu prusten. Dabei hoffte sie inständig, dass die merkwürdigen Geräusche, die sie von sich gab, als Ausdruck des Erstaunens

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