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Totenwache

Totenwache

Titel: Totenwache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Jansson
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Mayonnaise in die Wohnung gefahren.
    »Du brauchst einen Schluck!« Der Bedarf war groß. Dann hatten sie sich in die Stadt aufgemacht, um Witwen und geschiedene Frauen anzumachen, wie Mayonnaise sich ausdrückte. Krister hatte eine blasse Ahnung, dass er viel geweint und im Parkrestaurant ein Beefsteak mit Pommes frites gegessen hatte.
    »Du musst was essen!« Aber die Bissen blieben ihm beinahe im Halse stecken. Mehr Bier. Eine Frau mit krächzendem Lachen und Säcken unter den Augen hatte die Brüste auf seine Schulter gelegt, während sie sich über ihn beugte und ihn fragte, ob er mit ihr nach Hause kommen wollte. Der ekelhafte Gestank ihres Parfüms stach ihn immer noch in die Nase. Er hatte Angst bekommen, war aufgestanden und auf die Tanzfläche gewankt. Sich im Gedränge übergeben und einen gewissen Abstand zu den Menschen um sich herum geschaffen. Ninni Holm! Plötzlich stand sie mit ihren weichen runden Armen einfach neben ihm. Er weinte sich an ihrer Schulter aus, verbarg die Nase in ihrem Haar. Und sie wiegte ihn zur Musik: »Lady in red … never noticed this beauty by my side.« Gott im Himmel, wie sehnte er sich nach Maria!

    »Bist du wach, Krister?«
    »Entschuldige. Das habe ich nicht gewollt. Ich bin so unglücklich. Ich weiß nicht mal, wie ich hierher gekommen bin.«
    »Wir haben ein Taxi genommen.«
    »Danke, dass du dich um mich gekümmert hast, als ich stockbesoffen war.«
    »Keine Ursache. Wenn du wieder auf den Beinen bist, darfst du gern das Badezimmer scheuern.«
    »Entschuldige.« Krister schämte sich in Grund und Boden.
    »Ich hatte mir von dieser Nacht etwas mehr erwartet, als Kindermädchen zu spielen und dir beim Kotzen zu helfen. Ich hatte schon ein verdammt hübsches Mädchen an der Angel«, sagte Mayonnaise verträumt. »Aber was tut man nicht alles für einen Freund.« Sein bärtiges Gesicht erschien über der Bettdecke, und das war kein schöner Anblick.

    »Jetzt reiß dich mal zusammen, Krister«, sagte Mayonnaise, als sie um die Mittagszeit hinaus in das gelbe Haus gefahren waren. Er gab seinem Kumpel einen Knuff mit dem Ellbogen in die Seite. »Du kannst nicht hier rumsitzen und die Wände anstarren. Alle Frauen hauen irgendwann mal ab. So ist das nun mal. Wenn man aufhört, vor ihnen auf den Knien zu liegen und meint, man hätte die Sache im Griff, dann verschwinden sie. Das passiert jeden Tag. Sieh mich doch an. Man überlebt es. Gut geht’s mir auch nicht, aber ich kann jedenfalls wie ein normaler Mensch essen. Iss jetzt deine Wurst auf, wie ein richtiger Mann. Sie kommt zurück, verlass dich drauf, wenn nicht anders, so wenigstens, um ihre Klamotten zu holen.«
    »Wo kann sie sein? Sie muss sich doch melden. Ich habe mich noch nie so einsam gefühlt.«
    »Wir beide können doch zusammen bleiben. Weißt du was? Ich ziehe hierher um. Dann sparen wir eine Miete, was hältst du davon?«
    »Danke, aber so war das eigentlich nicht gemeint.«
    »Na, für einen Freund tut man doch mal was! Aber sauber machen und sich um die Kinder kümmern musst du allein. Möglicherweise kann ich ihnen mal was vorlesen. Ich hab Biffen immer den Versandhauskatalog vorgelesen, nicht Märchen oder so ’n Quatsch. Biffen weiß, was eine Klemmschraubendichtung oder eine Zughakenfeder ist, im Gegensatz zu den verklemmten Geschöpfen, die sonst so im Kindergarten herumtoben. Und ich kann Essen kochen«, grinste Mayonnaise hoffnungsvoll.
    »Klar, da bin ich ganz sicher«, bestätigte Krister widerwillig mit einem Blick auf die verkohlten Wurststücke. »Stell dir vor, dass sie gar nicht abgehauen ist. Vielleicht ist sie von einem Verrückten niedergeschlagen worden. Die sind doch hinter einem Axtmörder her.« Krister sprach mit leiser Stimme, obwohl die Kinder nicht im Haus waren. Aus alter Gewohnheit sozusagen, wenn über Dinge gesprochen wurde, die nicht für Kinderohren bestimmt waren.
    »Also wirklich«, murrte Mayonnaise und nahm die Bratpfanne vom Tisch, »wenn du deine Wurst nicht haben willst, esse ich sie auf.« Krister blickte leicht verwirrt auf und nickte.
    »Stell dir vor, sie ist tot. Was soll ich denn dann machen? Ich halte es nicht mehr länger aus. Ich muss wissen, was passiert ist.«
    »Wenn sie tot ist, wäre die Sache ja ganz einfach. Dann musst du sie begraben.« Mayonnaise war praktisch veranlagt, jetzt stopfte er sich einfach die angebrannte Fleischwurst in den Mund.
    »Halt die Schnauze!«, rief Krister gereizt. »Hat sie nicht von einem Grab mit einer kleinen Pflanze

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