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Totenwache

Totenwache

Titel: Totenwache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Jansson
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mitgenommen hatte? Durch den Wald gefahren war, um sie bei Ivan abzugeben? Wenn Ivan derjenige war, den die Polizei suchte, konnte alles Mögliche passieren. Krister fühlte sich benebelt und schwindelig.

    Erleichtert, dass er den Friedhof verlassen durfte, stieg Mayonnaise ins Auto und lenkte den Wagen auf die Landstraße. Wie schön, dass Krister sein krankhaftes Interesse an Gräbern überwunden hatte und mit ihm kam, um bei einem alten Kameraden vorbeizuschauen. Soweit sich Mayonnaise erinnern konnte, war Ivan immer ein lustiger Geselle gewesen. Irgendwie ein anständiger Kerl. Dass der mit Narkotika zu tun gehabt haben sollte, hatte sie alle erstaunt. Aber man wird ja nicht schlau aus den Menschen.
    Im ruhigsten Wasser schwimmen die dicksten Fische. Vielleicht war die Versuchung einfach zu groß gewesen. Aber jetzt war das Verbrechen ja gesühnt. Ivan brauchte sicher wieder seine Freunde. Kein Wunder, dass er nach so langer Zeit im Gefängnis menschenscheu geworden war. Schade, dass Clarence und Odd nicht zu Hause waren. Man konnte sich ja fragen, wohin die verschwunden waren, sogar im Fernsehen wurde nach denen gefahndet. Könnte schön sein, sich mal zu einem Bier zu treffen und über alte Zeiten zu sprechen. Über so manche Erlebnisse, nicht über alle. Wenn man es sich genau überlegte, war die Idee vielleicht doch nicht so gut. Mayonnaise kurbelte die Scheibe herunter und ließ seine wilde Mähne im Wind flattern. Wenn das nun tatsächlich Ivan sein sollte, der nach Hause gekommen war? Krister zog sein Handy heraus. Hartman hatte ihn mehrmals nachdrücklich darauf hingewiesen, dass er sich melden sollte, wenn ihm noch irgendetwas einfiel. »Glaub nicht, irgendwas sei unwesentlich, so was kann man immer erst hinterher beurteilen«, hatte Kriminalinspektor Hartman gesagt. Krister suchte den Zettel, den er in der Tasche hatte. Es war ein zerknitterter Merkzettel aus dem Kindergarten, eine Liste mit den Sachen, die Emil auf einen Ausflug im Mai mit dabeigehabt hatte. Auf der Rückseite stand Hartmans Durchwahl.
    »Kriminalinspektor Hartman ist zur Zeit nicht im Haus. Von wem soll ich ihn grüßen?«
    »Krister Wern.«
    »Soll ich ihn bitten, zurückzurufen?«
    »Tun Sie das. Er hat meine Handynummer.«

    Sie fuhren über staubige Schotterwege. Die Sonne brannte auf die Scheiben und Krister schwitzte. Immer wieder wischte er sich die feuchten Hände an den Hosenbeinen ab. Was sollte er zu Ivan sagen, wenn sie sich gegenüberstanden? Hallo, Ivan, hast du Jacob mit einer Axt den Kopf eingeschlagen?
    Warum meldete sich Hartman nicht? Sie kamen an dem Waldsee vorbei, mit seinem schwarzen Wasser, zur Hälfte hinter hohen dichten Fichten verborgen. Direkt am Waldrand stand eine magere Gestalt. Ein Mann mit weißem Haar und Bart.
    »Halt an, Mayonnaise! Halt an!« Mayonnaise trat heftig auf die Bremse, sodass der Wagen auf dem losen Schotter ins Schleudern kam. Beinahe wären sie im Graben gelandet.
    »Verdammt, was ist denn los?«, schrie Mayonnaise gellend.
    »Ivan! Wir sind gerade an Ivan vorbeigefahren!«
    »Wir wären beinahe direkt zur Hölle gefahren, sag ich dir!«
    Krister antwortete nicht. Er sprang schnell aus dem Wagen und stand dem Mann Auge in Auge gegenüber »Ivan!« Der Magere starrte Krister forschend an.
    »Hast du noch mehr Autos zu verkaufen?«, lächelte er. »Es ist gut, dass ihr kommen konntet. Je mehr wir sind, die nach Gustav suchen, umso besser. Hat Egil euch jetzt eben angerufen? Wenn ihr an der anderen Seite des Sees zur Überlandleitung raufgeht, dann treffen wir uns da.«
    Krister trat zur Seite. Ihm kam ein Gedanke. Er musste die Fahndungszentrale erreichen. Wenn Ivan der Mörder war, durfte er nicht verschwinden.
    »Hallo, Ivan Löwenritter! Ist lange her, du! Nach wem suchen wir denn? Nach dem Axtmörder?« Mayonnaise lachte aus der Tiefe seines Bierbauchs laut los.
    Ivans Augen blitzten schwärzer als das Wasser des Sees. Das Gesicht veränderte sich total. Eine schnelle Bewegung zum Gürtel, und plötzlich blitzte eine Pistole in seiner Hand.
    »Was hast du da für ein Spielzeug, Ivan? Hast du die auf Zypern gekauft? Tolles Ding!«
    »Schmeiß die Autoschlüssel und das Handy rüber und legt euch mit den Händen über dem Kopf auf den Boden«, fauchte Ivan. Krister gehorchte sofort, bei Mayonnaise dauerte es etwas länger.
    »Chic, Ivan, aber nun sei mal nicht so. Kennst du mich nicht mehr, deinen alten Kameraden Mayonnaise?«
    »Tu, was ich gesagt habe, sonst schieß ich dir die

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