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Totenwache

Totenwache

Titel: Totenwache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Jansson
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Birne weg, du fetter Sack!«

    Sie sahen Ivan in dem Volvo hinter den Holzstapeln des Sägewerks verschwinden. Krister kam zuerst auf die Beine.
    »Wir müssen ein Telefon finden. Los, komm! Hoch mit dir!«
    Mühsam kam Mayonnaise auf die Füße. Mühsam und umständlich. Die ganze Vorderseite seiner Hose hatte eine dunklere Farbe angenommen.
    »Muss in einer Wasserpfütze gelegen haben«, entschuldigte er sich.
    Hartman fuhr sich immer wieder mit den Händen durch sein wildlockiges Haar, eine unwillkürliche Handbewegung, um durch Massage die Durchblutung zu fördern und damit die Sauerstoffzufuhr, soweit jedenfalls Arvidssons Theorie des Phänomens. Arvidsson selbst war halbwegs auf dem Rückweg von Södertälje, als Hartman seine Stimme am Telefon hörte.
    »Die haben einen Namen, also erst mal vorläufig: Ivan Sirén. Ich komme jetzt zurück, den Rest der Unterlagen können sie hinterherschicken. Ivan Sirén, wegen Rauschgifthandels verurteilt. Hat auf der türkisch-zypriotischen Seite bis vor vier Monaten im Gefängnis gesessen.«
    »Wir sind bereits am Platz. Im Nachbargehöft. Ich habe vor einer halben Stunde mit ihm gesprochen. Jetzt holen wir ihn uns, Arvidsson. Das verspreche ich.«
    Noch während er das Gespräch beendete, sah er Krister über die Koppel angelaufen kommen. Ein Stück hinter ihm trottete Manfred Magnusson in weit gemächlicherem Tempo. Es dauerte einen Moment, bevor Krister hervorstoßen konnte, was er auf dem Herzen hatte. Seine Kondition war nicht die beste, und entsprechend schwer fiel ihm das Atmen.
    »Wie viel Vorsprung kann er haben?«, fragte Hartman, nachdem er sich ein ungefähres Bild der Situation gemacht hatte.
    »Ich habe gar nicht auf die Uhr gesehen.« Krister stand vornübergebeugt und hielt sich mit beiden Händen am Küchentisch fest, um zu Atem zu kommen. »Er ist bewaffnet. Eine Pistole.«

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    Hartman nahm die Brille ab und steckte sie in die Brusttasche. Marianne war mit einer Hackfleischpastete vorbeigekommen. Als er mit den anderen brüderlich geteilt hatte, war für ihn nur ein kleines Stück übrig, das er mit zwei Bissen vertilgte. Der Magen protestierte laut. »Du trinkst doch ordentlich, Tomas? Nicht nur Kaffee?« Hatte sie ihn ermahnt. Hartman fühlte sich am Rande der Ohnmacht und zitterte. In einem lichten Moment hatte er einen ganzen Liter Wasser getrunken, und jetzt ging es ihm langsam besser. Tomas Hartman drückte die Fingerkuppen gegeneinander, um das Zittern zu vermeiden. Die Hände waren eiskalt.
    »Da draußen haben sie erzählt, dass ihr Ivan noch nicht erwischt habt.« Egil wies auf die Empfangshalle.
    »Nein, es hat Zeit gekostet, bis wir nach Süden ein paar Sperren eingerichtet hatten. Er kann sich noch in der Gegend aufhalten, aber wahrscheinlicher ist, dass er in südlicher Richtung unterwegs ist. Wir haben eine Suchmeldung nach dem Auto rausgegeben, und die Fahndung läuft jetzt landesweit.«
    »Gustav! Hat er Gustav bei sich als eine Art Geisel? Meinen Sie, er war so frech, dass er bei der Suche nach Gustav mitgemacht hat, obwohl er wusste, wo er sich befand? Das hätte ich Ivan nie zugetraut. Wenn er Gustav was antut, mache ich ihn kalt. Gustav braucht unbedingt seine Medizin!«
    »Ich bin an allem interessiert, was Sie über Ivan wissen. Das kann eine sehr wertvolle Hilfe sein.«
    »Ivan wuchs bei seinem Großvater auf. Das war ein rechtschaffener Mann. Aber das böse Erbe muss sich wohl bemerkbar gemacht haben, obwohl er in sicheren Verhältnissen aufgewachsen ist. Wenn man Brieftauben züchtet, kommt es darauf an, dass man die Fortpflanzung richtig steuert, damit was aus den Jungvögeln wird. Hat man ein nervöses und widerborstiges Männchen …«
    »Ivan? Was wollten Sie über Ivan erzählen?« Hartman drückte seine Fingerspitzen gegen die Stirn in der vagen Hoffnung, dadurch seine Kopfschmerzen dämpfen zu können.
    »Als Ivans Mutter mir dem neugeborenen kleinen Sohn im Krankenhaus lag, hörte sie üble Gerüchte über Ivans Vater und die verrückte Tilda.«
    »Die verrückte Tilda?«
    »Die hat sich umgebracht. Hat sich von der Aussichtsklippe geworfen. Als Ivans Mutter davon hörte, hat sie sich selbst und ihren Mann erschossen. Das waren die Nerven. Ist eine schwierige Zeit, wenn man gerade geboren hat.«
    »Stimmten die Gerüchte?«
    »Das weiß man nicht. Da ist alles Mögliche geredet worden. Die meisten haben geglaubt, es war einer der eingezogenen Soldaten, die auf dem Hof einquartiert waren. Die verrückte Tilda war

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