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Totenwache

Totenwache

Titel: Totenwache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Jansson
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ohne Wasser durchhalten? Drei Tage? Wohl kaum mehr. Bei Wärme kürzere Zeit. Ebenso, wenn man sich erbricht. Sie setzt sich auf den Boden. Versucht ihre Kräfte zu sammeln. »Hier ist Rosmarin, der stärkt das Gedächtnis.« Die Frau in dem Kräutergarten. Maria strengt ihr Gedächtnis bis aufs Äußerste an, sucht nach Assoziationen und Bildern. Ein Donnerstag taucht aus dem Unterbewusstsein auf. Der Donnerstag, an dem sie Rosmarie Haag getroffen hat.

2
    Sie hatten bereits zwei Monate in dem Haus in Kronviken gewohnt. Niemals hätte sie sich vorstellen können, dass da so viel Arbeit hineingesteckt werden musste. Im ersten Moment des Entzückens, als sie nur die guten Seiten und die Möglichkeiten gesehen hatten, war kein Platz für realistische Beurteilungen gewesen.
    Das Bad hatte keine Duschkabine, nur eine entzückende blaue Badewanne auf vier Beinen, mit einem Gummischlauch, der behelfsmäßig an einen Wasserhahn angeschlossen werden konnte, wenn man duschen wollte. Aus den Hähnen kam entweder kochend heißes oder eiskaltes Wasser, man musste selbst nach Bedarf mischen. Höchst gefährlich im Hinblick auf die Kinder. Sämtliche Hähne brauchten neue Dichtungen. Alle achtzehn Fenster, auch die an der Veranda, hatten Innenfenster mit Watterollen dazwischen. Zum Putzen wurden sie herausgehoben und auf den Fußboden gestellt. Anschließend mussten sie wieder eingehängt, mit Bolzen und Schrauben befestigt und schließlich mit langen Streifen aus Papier verklebt werden, die vorher mit Wasser anzufeuchten waren. Maria konnte sich nicht erinnern, so etwas jemals vorher gesehen zu haben. Jedenfalls hatte sie sich nie Gedanken gemacht, welchen Aufwand das Putzen solcher Fenster erforderte.
    In ihrer Phantasie hatte sie unbegrenzt Zeit und viel Geld gehabt, die sie in das Traumhaus investieren konnte. Neue Tapeten, neue Fußböden, ein neues Badezimmer. Eine Waschküche. Nicht mal eine Waschmaschine war vorhanden! Lediglich zwei Waschzuber hinter einem Vorhang und eine Wäscheleine draußen im Garten. Als sie damals den Kauf perfekt machten, hatte sie sich nicht träumen lassen, wie das einmal werden würde. Nein, sie hatte sich kopflos in das Haus verliebt, völlig überrumpelt von dem Kachelofen und der Glasveranda, dem alten Holzherd in der Küche mit dem gemauerten Abzug und dem kleinen Treibhaus draußen gleich neben dem Kücheneingang. Krister hatte lange verschwiegen, dass er einen Feuchtigkeitsschaden im Keller entdeckt hatte. Er wollte seine Frau nicht mit solchen Kleinigkeiten belasten, wenn sie nun endlich richtig glücklich war, sagte er. Und weil sie das Haus so billig erstanden hatten, wollte er deswegen auch keinen Streit anfangen. Mit der Folge, dass sie alles aufgraben und die Drainage umlegen lassen mussten, und danach war das Geld alle. Also wirklich restlos aufgebraucht. Außerdem war der Heizkessel uralt und konnte jederzeit seinen Geist aufgeben.
    Kurz vor Mittsommer war die Schwiegermutter erschienen und hatte ein Geschirr überreicht, das sie für das neue Heim gekauft hatte. Mehrmals wies sie darauf hin, dass das Geschirr 16000 Kronen gekostet hatte, es war für eine Familie mit Kindern völlig nutzlos, konnte aber nicht umgetauscht werden. »Jedenfalls nicht, wenn man es sich nicht völlig mit ihr verderben will«, darauf wies Krister mit Nachdruck hin. Und dabei blieb es.
    »Ihr kommt doch an Mittsommer zu uns?«, hatte die Schwiegermutter gefragt, als Maria das Paket öffnete. Das Geschenk war offenbar nicht selbstlos gemacht worden, sondern als Bestechung. »Nein, wir haben uns vorgenommen, nach Uppsala zu fahren.« Und das hatten sie auch getan. Am Montag nach dem Mittsommerwochenende hatte die Schwiegermutter angerufen und war völlig außer sich gewesen. »Hier habe ich mit all den schönen Sachen sinnlos herumgesessen, Omeletts und Aufläufen, Torten und Keksen. Aber ihr seid nicht gekommen. Ihr vergesst uns alte Leute einfach.« Maria hatte sie darauf hingewiesen, dass sie ganz deutlich gesagt hatte, sie würden nicht kommen. »Gesagt und gesagt! Ich habe mir einfach nicht vorstellen können, dass ihr so rücksichtslos seid und uns am Mittsommerabend einfach sitzen lasst!« Gefühlsmäßige Erpressung nannte man so etwas! Das wäre Maria beinahe herausgerutscht, trotzdem hatte sie irgendwie ein schlechtes Gewissen.

    Den ganzen Mittwochabend hatten sie bis zum Anbruch der Dunkelheit versucht, die Beete um das Haus herum nach dem Verlegen der Drainage wieder in Ordnung zu bringen.

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