Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totenwache

Totenwache

Titel: Totenwache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Jansson
Vom Netzwerk:
Es ist gut, dass Ihr Vater mit ins Haus gezogen ist, damit Sie nicht allein sind. Versuchen Sie mit ihm zu sprechen. Sagen Sie ihm, wie es ist. Sie brauchen Hilfe und Unterstützung bei dem, was Sie durchmachen. Sobald Clarence auftaucht, nehmen wir uns seiner an, sodass er Sie nicht mehr belästigen kann. Glauben Sie nicht, dass Sie ihn ändern können. Sie können nur Ihr eigenes Leben verändern.«
    Mit einem erstickten Schrei stürzte Rosmarie vor, riss das Hochzeitsfoto von der Kommode und warf es gegen die Wand. Das Lächeln mit dem Goldzahn zersprang in zwei Teile, als das Glas barst.
    »Ich will, dass er tot ist! Tot!« Die Stimme zitterte vor Zorn und Angst. »Und was passiert jetzt? Wie lange muss er fortbleiben, bis er für tot erklärt werden kann? Ich kenn mich in finanziellen Sachen nicht aus. Muss ich seine Rechnungen bezahlen? Was wird nun? Ich werde damit nicht fertig.«
    »Sie werden Unterstützung in diesen Dingen bekommen. Wir werden auch eine gründliche Untersuchung vornehmen. Sie müssen sich zur Verfügung halten, um uns in einigen Fragen zu helfen. Ich will, dass Sie uns informieren, wenn Sie irgendwohin verreisen wollen. Nach dreißig Tagen wird das Verschwinden der Reichskriminalpolizei gemeldet. In der Zwischenzeit tun wir alles, um herauszufinden, was geschehen ist. Der nächste Schritt bei der Fahndung ist ein Treffen alter UNO - Soldaten im Restaurant Engelen in Stockholm. Polizeiinspektor Himberg fährt hin, um festzustellen, ob Clarence die Absicht hat, daran teilzunehmen. Wenn Sie mitfahren wollen, gibt es Platz für Sie im Auto.«
    »Nein danke, wenn es nicht unbedingt sein muss«, wehrte Rosmarie ab, und der Anflug eines Lächelns war flüchtig in ihren großen grauen Augen zu sehen, die rund wie die eines Kätzchens waren.

    Die Katze war von allein zu ihm gekommen. War an seinem Bein entlanggestrichen, zutraulich und nichts von den dunklen Seiten des Lebens ahnend. Sie war ihm gefolgt. Er hatte sie nicht verscheucht. Warum, wusste er selbst nicht. Vielleicht lag es an ihren Augen. Die großen runden grauen Augen, die ihn erwartungsvoll ansahen. Er hatte sie nicht streicheln wollen, zu Anfang nicht. Die Hand knirschte wie Sandpapier, als er ihr zögernd übers Fell strich, danach war es sozusagen zur Gewohnheit geworden. Entspannt und liebebedürftig kroch sie schnurrend zu seinem Gesicht hinauf, die glänzend grauen Augen betrachteten aufmerksam seine Nase. Er nannte sie Klein Rosa. Er hätte es besser wissen müssen. Klein Rosa ging ihre eigenen Wege, wie es ihr gefiel. Die ganze Nacht über sehnte er sich nach ihrem weichen warmen Körper, aber sie kam erst in der Morgendämmerung zurück. Da waren aus Bitterkeit die Hände hart geworden und die Knöchel weiß. Er versuchte ihr über das regennasse Fell zu streichen, aber sein Griff hatte alle Zärtlichkeit verloren. Härter und härter drückten die Finger um ihren Hals. Sie versuchte etwas zu sagen, aber es war gefährlich, zuzuhören, gefährlich, weich zu werden. Mit Abscheu spürte er seine eigene Lust am Bösen. Die Hände hatten sich im Griff um ihren Hals verkrampft, willenlos, jenseits aller Vernunft. Schließlich lag sie leblos auf seinem Arm. Erst da wurde er das Blut an seinen zerkratzten Armen gewahr.

13
    Mit einem Gefühl der Lustlosigkeit und absolut nicht ausgeschlafen, wurde Maria von der Sonne geweckt, die durch das Schlafzimmerfenster strahlte. Trotz des dunkelbraunen Lakens, das vorübergehend als Rolloersatz diente, fiel das Licht herein. Maria schwitzte in der Wärme. Sie hätte versuchen können, wieder einzuschlummern und dann richtig auszuschlafen, denn sie hatte Spätschicht. Eine aufdringliche Fliege summte durchs Zimmer und spazierte auf Marias nackten Beinen herum, flog hoch und landete mitten in ihrem Gesicht. In einem letzten Versuch, noch einmal einzuschlafen, zog sie sich die Decke über den Kopf und wäre bei der Hitze beinahe erstickt. Ein Kratzen an der Schlafzimmertür, die knarrend aufglitt, bedeutete endgültig das Ende der morgendlichen Ruhe. Irritiert starrte Maria auf den Wecker. Nicht mal acht! Krister und die Kinder waren gerade erst losgefahren. Humpe, die Katze, machte einen Sprung und landete zielsicher auf ihrem Bauch, um sich dann sofort über ihre Füße herzumachen, die sich unter der Decke bewegten.
    Der Rosmarinzweig, der auf Clarence Haags Kopfkissen gelegen hatte, befand sich in Reichweite auf der Kommode. Maria nahm ihn aus der Plastiktüte und lockte die Katze mit

Weitere Kostenlose Bücher