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Totenwache

Totenwache

Titel: Totenwache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Jansson
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Vormittag hingegangen, als du einfach verschwunden bist? Wir dachten, du wärst unten am Strand. Ich hab mir schon Gedanken gemacht.«
    »Ich bin den Kirchberg hinaufgegangen. Ich dachte, dort würde ich jedenfalls vor Mayonnaise Ruhe haben. Ich kann mir nichts anderes als sein eigenes Begräbnis vorstellen, was ihn an so einen friedlichen Platz locken könnte.«
    »Das kann man nie wissen. Was hast du dort gemacht?«
    »Ich habe einen Grabstein vor der Kirche entdeckt, gleich an der Tür. Der kam mir so eigenartig vor. Auf dem Grab gab es keine Blumen, nur ein kleines Kräutergewächs. Der Stein sieht wie ein abgehauener Baumstamm aus.«
    »Warum findest du das so merkwürdig?«
    »Das war Rosmarin. Rosmarin zum Gedenken an die Toten ist ein alter ägyptischer Brauch. Man gab dem Toten Rosmarin mit ins Grab. Auf Einzelheiten kann ich nicht eingehen, aber Rosmarin hat bei den Ermittlungen in diesen Mordfällen eine seltsame Rolle gespielt. Obwohl das vielleicht nur Zufälle sein können. Von Gewürzen habe ich nicht viel Ahnung.«
    »Wessen Grab war das?«
    »Weiß nicht. Ich fand es ein bisschen peinlich, heranzutreten und das Moos abzuschaben. Da lief eine alte Frau umher und harkte den Schotter. Stell dir vor, der Stein gehört zum Grab eines ihrer Familienangehörigen, und ich stell mich hin und kratze daran herum. Das kann ich doch nicht einfach so machen! Sie sah so schüchtern aus, ein bisschen menschenscheu. Ich konnte sie nicht mit meiner Frage belästigen, fand ich.«
    »Siehst du den Sonnenaufgang über dem Wasser?«, fragte Krister und öffnete die Tür zum Meer. »Der Himmel ist ganz rot. Das sieht nach Unwetter aus.«
    »Und ich habe geglaubt, das Wetter wird schlecht, wenn der Himmel abends rot leuchtet.« Maria blinzelte ins Licht.
    »Das ist sicher auch so, das rote Licht ist das Haltesignal der Natur, bleib stehen und suche Schutz. Es kommt ein Unwetter!«

    Ohne die Kinder zu wecken, schlich sich Maria zu ihrem frisch gegrabenen Kräutergarten. Vor sich sah sie die Pflanzen in ordentlichen Rechtecken mit Wegen dazwischen. Pfefferminze wollte sie haben, um daraus Tee zu kochen oder eine Minzsoße zum Lammsteak. Dill für die Krebse war natürlich notwendig. Zitronenmelisse schmeckte gut auf Erdbeertorten oder zum Eis. Maria merkte richtig, wie ihre Finger vom Chlorophyll grün wurden. Voll Eifer pflanzte sie die Stauden ein, die sie bei Rosmarie gekauft hatte, ehe sie schnell duschte und zur Arbeit fuhr.

    Trotz der frühen Stunde war die Arbeit in der Polizeiwache in vollem Gange. Ragnarsson war anwesend. Hartman, Himberg und Arvidsson arbeiteten mit Hochdruck.
    »Du hast dich am Telefon nicht gemeldet. Hattest du den Stecker rausgezogen?«, wollte Hartman wissen.
    »Ich habe im Bootshaus geschlafen.« Hartman hob die Augenbrauen, äußerte sich aber nicht dazu.
    »Du weißt also noch nichts von den Ereignissen der Nacht. Gegen zwei Uhr heute Morgen ist ein Boot in die Luft gesprengt worden. Das passierte dicht vor Kronholmen. Die Küstenwache ist sofort rausgegangen. Der Feuerschein war bis hier zum Hafen in der Stadt zu sehen. Es sieht so aus, als ob es Odd Molins Schiff war, das sich da in Rauch aufgelöst hat.«
    »Odd Molin, ist der … lebt er?«
    »Das wissen wir noch nicht. Man hat einen Dackel aus dem Fahrwasser gefischt. Beinahe hätte das Boot ihn überfahren. Glücklicherweise hatte er eine Schwimmweste um. Odds Hund, sagt Erika. Odd Molin ist nicht zu Hause. Arvidsson ist da gewesen. Er ist vom Vorsitzenden der Wohnungsbaugenossenschaft hineingelassen worden und vernimmt den Mann jetzt gerade.«
    Maria drückte die Hand vor die Augen, um ihrer Unruhe Herr zu werden.
    »Der Körper kann in Stücke gerissen oder abgetrieben worden sein. Ein Taucher ist am Platz, hat aber vorläufig nichts gefunden. Eine andere Möglichkeit ist ja, dass Odd verreist ist. Wir haben versucht, seine Sekretärin zu erreichen. Vielleicht ist sie gerade auf dem Weg zur Arbeit. Wir setzen uns in einer Viertelstunde zusammen. Nimm dir erst mal eine Tasse Kaffee, du scheinst eine gebrauchen zu können«, sagte Hartman und fuhr sich mit den Händen beunruhigt durch seinen Haarschopf, wie er es immer tat, wenn die Situation nicht ganz unter Kontrolle war.

    Maria starrte erschöpft auf die Stapel von Akten, die sich auf ihrem Schreibtisch häuften. Der Urlaub stand bevor. So wie die Arbeitslage jetzt aussah, war das Datum allerdings nicht mehr länger aktuell. Da mussten eine ganze Reihe von Überstunden gemacht

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