Totenwache
Bestätigung Augenkontakt mit Himberg. Aber der blätterte in seinem Block und sah sie nicht an.
»Ja, das ist wohl richtig.«
»Unter anderem deshalb ist sie heute nochmals hergebeten worden«, ergänzte Hartman.
»Haben die Fingerabdrücke, die ich zu Hause bei der Haag genommen habe, etwas erbracht?«, wollte Maria wissen.
»Außer Rosmaries und Konrads gibt es noch einen weiteren Abdruck, den wir nicht identifizieren konnten. Von Clarence stammt er nicht. Ob der Fingerabdruck der von Odd Molin ist, werden wir feststellen, wenn Erika seine Wohnung untersucht hat.«
»Mir fällt etwas ein, auf das ich aufmerksam wurde, als ich bei Rosmarie war. Die haben vor kurzem eine ganz neue Terrasse angelegt, mit ebenerdigen Platten. Der Erdhaufen daneben ist erst vor einigen Tagen abgefahren worden.«
»Gut, der Sache werden wir nachgehen, während die beiden hier bei uns sind. Arvidsson besorgt die Genehmigung für die Durchsuchung des Hauses. Leider spricht eine ganze Menge dafür, dass sie sich des Mordes schuldig gemacht hat. Vielleicht geht auch das Verschwinden ihres Mannes auf ihr Konto. Nach den Misshandlungen, denen sie ausgesetzt war, hatte sie ein Motiv, Clarence zu töten. Mårten Norman hat wahrscheinlich Geld von Clarence Haag erpresst, sicher wusste er etwas, was er nicht wissen sollte. Rosmarie Haag hat ihn als Letzte lebend gesehen. Der alte Jacob kann etwas gesehen haben, was dem Mörder zum Nachteil gereicht hätte, und der zog daraus den Schluss, dass es besser sei, ihn zum Schweigen zu bringen. Rosmarie befand sich an dem Abend am Fischereihafen. Niemand kann sagen, ob sie in der Nacht überhaupt nach Hause gekommen ist. Odd und Clarence kamen gegen 24.00 Uhr in den Hafen. Das wird von verschiedenen Personen im Fischereihafen bestätigt.« Hartman fuhr sich mit der Hand durchs Haar und stützte die Ellbogen auf den Tisch.
»Ich habe über die Sache mit dem Puzzlering nachgedacht. Ist es ein Zufall, dass drei der Beteiligten gleichzeitig auf Zypern UNO-Dienst geleistet haben?« Arvidsson warf seinen Pony zur Seite und starrte Hartman an, dem die Hand mit der dritten Zimtschnecke vor dem Mund erstarrte.
»Interessant, dass Odd Molin abstreitet, Mårten Norman zu kennen. Nachweislich haben sie miteinander zu tun gehabt. Man kann auch darüber spekulieren, warum Mårten Norman seinen Puzzlering verschluckt hat. War es eine Tat unter Drogeneinfluss, ein sinnloser Einfall, oder ist es von Bedeutung, ein Hinweis, bewusst platziert, als er nicht mehr mit Gnade rechnete? Das hört sich vielleicht an den Haaren herbeigezogen an. Vor zwanzig Jahren fuhr eine Gruppe junger Männer von hier nach Zypern. Weshalb sollte sich gerade jetzt unter diesen Männern etwas abspielen, zwanzig Jahre danach? Wenn da unten was passiert ist, hätte das doch sofort Konsequenzen gehabt, oder nicht?« Hartman blickte in der Hoffnung auf eine Antwort in die Runde.
»Will mir jemand erklären, worum es bei dem Zypern-Konflikt eigentlich ging? Ich nehme an, wir haben das in der Schule durchgenommen, aber es ist nichts hängen geblieben«, gab Maria zu. »Ich brauche Nachhilfe. Was haben die auf Zypern gemacht?« Alle blickten Arvidsson an, der leicht errötete und versuchte, die Schnecke hinunterzuschlucken, die er im Mund hatte. Umständlich räusperte er sich.
»Es begann 1967 mit dem Palastputsch in Griechenland. Georgios Papadopoulos, Oberst der Artillerie, und seine Junta übernahmen die Macht im Land. König Konstantin veranlasste im Dezember desselben Jahres einen Gegenputsch, der aber missglückte. Links Eingestellte und Intellektuelle wurden eingesperrt. Die Meinungsfreiheit wurde abgeschafft, und Anhänger der Opposition wurden festgenommen, gefoltert und verbannt. Als Kuriosität kann auch erwähnt werden, dass die Junta versuchte, die Mode der sechziger Jahre, also lange Haare und Miniröcke, abzuschaffen. Die Überempfindlichkeit hatte Hochkonjunktur. Als Mick Jagger in Athen auf der Bühne stand und während eines Konzerts Blumen in die Menge warf, wurde er festgenommen, weil er angeblich den Kommunisten seine Sympathie gezeigt hatte.
1974 zwangen griechische Offiziere den Präsidenten und den Erzbischof Makarios, nach Zypern zu fliehen. Da besetzten die Türken die Insel. Zwei Tage nach der Invasion einigte man sich nach einer Resolution des UNO-Sicherheitsrats auf einen Waffenstillstand. Das führte zum Fall der griechischen Militärjunta. Konstantin Karamanlis übernahm die Macht, und die Demokratie wurde
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