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Totenzimmer: Thriller (German Edition)

Totenzimmer: Thriller (German Edition)

Titel: Totenzimmer: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Staun
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gewisse Beruhigungsmittel außergewöhnlich hoch war, und er rechnete sicher nicht damit, dass ich noch während der Fahrt wieder aufwachenwürde. Ich könnte mich gegen seinen Oberkörper werfen, vielleicht würde das Auto dann vom Weg abkommen und gegen einen Baum prallen, so dass die ganze Situation außer Kontrolle geriet. Maximilian wusste ebenfalls nicht, dass ich ein Messer in der Gesäßtasche hatte – und auch nicht, dass ich die Leichen noch selbst öffnete und deshalb mehr Kraft in meinen Händen und Armen hatte, als mein schmächtiger Körper es vermuten ließ. Des Weiteren wusste er nicht, wie sehr ich ihn und seine perversen Jagdfreunde hasste. Vorsichtig lugte ich unter meinen leicht geöffneten Lidern hervor: Die Landschaft war unverändert, das Auto bohrte sich noch immer holpernd durch einen Tunnel aus schwarzen Bäumen. Wie weit wollte er in diesen finsteren Wald hineinfahren?
    Ich hatte jedes Zeitgefühl verloren, als er den Wagen schließlich auf einer Lichtung anhielt. Er blieb einen Moment sitzen, ehe er den Motor ausmachte und ich seinen Atem hörte: ruhig und erwartungsvoll. Er stieß mich mit dem Ellenbogen an und ich reagierte langsam und mit einem verschlafenen Murmeln, war dabei aber hellwach. Jede Zelle meines Körpers war zum Kampf bereit. Er stieg aus dem Auto, öffnete den Kofferraum, nahm etwas heraus und schloss ihn wieder. Dann ging er um das Auto herum, öffnete die Beifahrertür und packte meinen Arm, »Raus mit Ihnen«, kommandierte er. Ich reagierte kaum. Er zerrte wieder an meinem Arm, ohne Resultat. Dann lachte er, ein seltsam einsames Lachen, und ich hörte ihn mit etwas hantieren. Mein Ärmel wurde bis zum Ellenbogen hochgeschoben, und dann spürte ich erst einen scharfen, schneidenden Schmerz und dann mein warmes Blut, das aus einem Schnitt vom Ellenbogen bis zum Handgelenk herausquoll. Ich biss die Zähne zusammen, murmelte: »Was?«, und sah ihn mit wässrigen Augen an.
    »Verdammt, jetzt raus mit Ihnen«, kommandierte er.
    Ich wälzte mich aus dem Auto, kam mit gespielten Schwierigkeiten auf die Beine, die bei weitem nicht so wackelig waren, wie ich es vorgab. Ich glaubte noch immer daran, gewinnen zu können undfragte schließlich: »Was wollen Sie?« Obwohl die Scheinwerfer des Wagens noch immer brannten, konnte ich die Klinge des Messers nur erahnen.
    »Drehen Sie sich zum Wagen.« Ich gehorchte und spürte zu meiner Überraschung, dass er mir die Handschellen abnahm und zu Boden fallen ließ. Die Erleichterung war aber nur von kurzer Dauer, denn im nächsten Augenblick stieß er mir das Messer in den Oberschenkel, so dass ich aufschrie. Er bewegte das Messer etwas zur Seite, und ich spürte, wie in meinem Bein etwas durchtrennt wurde und schrie erneut auf. Als er das Messer wieder herauszog, sackte ich neben dem Wagen auf den Boden und krümmte mich vor Schmerzen zusammen. Dann spürte ich das Messer durch den Stoff meiner Jacke in meine Schulter dringen. Ich schrie wieder und versuchte mich von ihm wegzudrehen, aber er zog mich wieder hoch. Das Einzige, was ich sah, war eine Million Lichtpunkte, die vor meinen Augen flimmerten. Und erst in diesem Moment verstand ich, was ich längst hätte verstehen sollen, spätestens seit jenem Abend im Munke Mose: Ich war keine Freundin des Schmerzes, wie ich es tief in meinem Inneren befürchtet hatte, tiefer, als Nkem jemals vorgedrungen war, ja tiefer als ich selbst mich bislang vorgewagt hatte. Dieser Schmerz, den ich jetzt spürte, war dem Tod viel zu nah. Dann war Maximilians Stimme wieder da: »Ich zähle jetzt bis hundert, und dann komme ich und tötete dich. Eins, zwei, drei …«
    »Warum«, murmelte ich noch, als ich durch den Lichtschein der Scheinwerfer taumelte, um in das Dunkel auf der anderen Seite zu gelangen.
    »… vier, fünf, weil ich so etwas nun mal tue … sechs, sieben …«
    Kurz bevor ich das Dunkel erreichte, hörte ich einen dumpfen, lauten Knall hinter mir und eine Kugel, die an mir vorbeipfiff und vor mir im Kies einschlug. Das Adrenalin schoss durch meinen Körper. Dann knallte es wieder, dieses Mal schlug die Kugel hinter mir ein. Als ich in das Dunkel zwischen den Bäumen tauchte, spürte ich,dass ich nicht absichtlich humpelte, wie ich geglaubt hatte, denn als ich schneller zu laufen versuchte, wurden die Schmerzen in meinem Schenkel so stark, dass die Muskeln mir kaum mehr gehorchten. Das dicke, warme Blut, das aus meiner Schulter troff, fraß sich durch meine Kleider, und eine merkwürdige

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