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Totenzimmer: Thriller (German Edition)

Totenzimmer: Thriller (German Edition)

Titel: Totenzimmer: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Staun
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geschlossen wurden. Dann auf einmal etwas Metallisches, das schnell und schwer an meiner Tür vorbeischepperte, gefolgt von etwas lauteren, schnellen Schritten. Dann versank die Welt dort draußen wieder in Watte, alles wirkte weit weg und gedämpft.
    Ich lag da wie betäubt, auf einer vollkommen flachen Matratze, und spürte meinen Körper, schmerzlos, ohne Gefühle, bloß wie etwas Schweres, Weiches.
    Zuerst wusste ich nicht, wo ich war, doch dann rollten die Bilder heran, langsam und leise, eines nach dem anderen, bis ich zum Schluss alle zu einer Sequenz zusammensetzen konnte, die Sinn ergab. Ich wusste auch, dass die Polizei kommen würde, und war nicht überrascht, als zwei Männer mit ernsten Gesichtern und kurzen Lederjacken in meinem Zimmer auftauchten, gefolgt von einer Krankenschwester, die sich freundlich lächelnd über mich beugte.
    »Doktor Krause – wie geht es Ihnen?«
    »Es geht mir gut«, sagte ich und wünschte mir in diesem Moment, dass niemand wusste, wer ich war. Aber vor vielen Jahren hatte ich einmal einen jungen Mann aus dem Rockermilieu obduziert, der sich all seine persönlichen Daten auf die Brust hatte tätowieren lassen,inklusive Blutgruppe und Versicherungsnummer. Es hatte ihn nicht vor der Kugel gerettet, die ich aus seinem Herz gezogen hatte, aber die Idee war gut. Ich hatte mir deshalb damals eine Hundemarke mit meinen eigenen Daten machen lassen, die ich an einer Kette unter der Bluse um den Hals trug und die auf den ersten Blick wie ein ganz normaler Anhänger aussah. Schön war sie nicht, und bislang hatte sie auch mein Leben nicht retten können.
    »Die zwei Herren sind von der Polizei und würden gerne mit Ihnen sprechen. Was meinen Sie? Schaffen Sie das?«
    »Ich werde es versuchen«, sagte ich. »Aber geben Sie mir noch fünf Minuten, mir ist so schwindelig.«
    Ich schloss die Augen und hörte, wie die Krankenschwester den Polizisten erklärte, dass sie noch einen Moment warten müssten, da die Patientin sich gerade etwas unwohl fühle.
    Ich schloss die Augen und ließ mir das Wort
unwohl
auf der Zunge zergehen. Eigentlich traf das überhaupt nicht zu. Und schwindelig war mir auch nicht. Ich brauchte nur einen Moment, um alles noch einmal in aller Ruhe durchzugehen. Wenn sie herausfanden, dass ich ein Obduktionsmesser in Larry Tang Mortensens Auge gestoßen hatte, wäre ich als Rechtsmedizinerin erledigt.
    Ich hörte die Schwester erklären, dass ich unter starkem Medikamenteneinfluss stünde und der Blutverlust mich ungeheuer geschwächt habe, so dass sie es kurz machen sollten.
    Also nur ein paar kurze Lügen. Kurz und sehr überzeugend.
    Ich öffnete die Augen wieder und registrierte, dass die beiden Männer mich noch immer anschauten. Die Krankenschwester hatte ihre Arme vor der Brust verschränkt und lächelte abwartend.
    »Alles in Ordnung?«, fragte sie, und als ich nickte, verschwand sie still durch die Tür.
    Die zwei Männer kamen näher, setzten sich aber nicht. Sie stellten sich als Mathias Riedel und Borrmann (ohne Vornamen) von der Polizeidirektion Freiburg vor. Riedel hielt eine Plastiktüte in derHand, und Borrmann hatte meine Reisetasche geschultert, stellte sie jetzt aber neben das Bett.
    »Das sind Ihre Sachen, nicht wahr?«, fragte Borrmann mit einem Lächeln und zeigte auf die Tasche.
    Ich nickte. »Könnten Sie das Kopfteil meines Bettes etwas anheben?«, fragte ich Borrmann, der mir am nächsten stand. Er war etwa Mitte vierzig, hatte halblange Haare und einen Seehundschnauzer, der ihm ein freundliches Aussehen verlieh. Riedel war älter, drahtig und fast kahl. Aber keiner der beiden wirkte unangenehm, es war eher so, als empfinge ich Besuch von freundlichen Familienmitgliedern, die mir meine Sachen brachten. Es gelang Borrmann schließlich, mein Kopfteil um etwa fünfundvierzig Grad anzuheben.
    »Wir würden uns gerne einen Überblick verschaffen, was in der Nacht, in der wir Sie gefunden haben, da im Wald passiert ist.« Riedel nahm einen Block und einen Kugelschreiber aus der Jackentasche.
    Ich erzählte ihnen die Geschichte von Anfang an: über die Morde und die seltsamen roten Stellen am Hals; dass ich mir Rat bei anderen Rechtsmedizinern geholt hatte, darunter auch Dr. Maximilian Schöning, und dass dieser mich angerufen hatte, weil er bei einer Obduktion eine ähnliche rote Stelle gefunden hatte. Ich gab an, die Sache sei rechtsmedizinisch so interessant für mich gewesen, dass ich mich spontan entschlossen hatte, Dr. Schönings Entdeckung zu

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