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Totenzimmer: Thriller (German Edition)

Totenzimmer: Thriller (German Edition)

Titel: Totenzimmer: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Staun
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Madsen mit dem Anflug eines Lachens irgendwo am äußersten Rand seiner Stimmbänder. »Eigentlich
muss
er sogar dabei sein.« Ich drehte mich um, sah Bonde Madsen an und bemerkte das überlegene Lächeln in seinen Augen.
Du kriegst schon noch, was du verdienst,
schien es zu sagen,
eines Tages wirst du mich noch anflehen, dich zu ficken.
    »Karoly kann bleiben, aber nur, wenn er die Klappe hält und mich nicht wieder aufregt. Schließlich handelt es sich ja, wie Sie selbst gesagt haben, um eine wichtige Obduktion.« Ich drehte ihnen wieder den Rücken zu, noch immer zitternd vor Wut und voller Abscheu über Karoly. Dieses Mal ging es gar nicht darum, dass ich eine Frau war. Dieses Mal ging es darum, dass ich
ander s
war und nicht
gehorchte
. Es ging um Macht und Dominanz. Und natürlich um Sex. Aus den Augenwinkeln sah ich zu Bonde Madsen hinüber, der mit dem Rücken zu mir gedreht die Tür öffnete, um zu gehen. Wahrscheinlich war sein Stolz darüber, im Zentrum der Macht zu stehen, noch immer in seinem Gesicht zu sehen. Er hätte mich zurechtweisen können, wenn er gewollt hätte, hatte sich aber dafür entschieden, es nicht zu tun. Noch nicht.
    Wieder fing ich einen Blick vom kleinen John auf, zusammen mit einem Lächeln, von dem ich nicht sicher wusste, ob ich in Zukunft darauf würde verzichten können.
    Auch nachdem Bonde Madsen die Tür hinter sich geschlossen hatte, spürte ich noch die Wut in meinem Körper brodeln. Auf keinenFall wollte ich allerdings zulassen, dass sein lächerlicher Führungsstil und meine daraus resultierende Wut Einfluss auf eine Obduktion hatten, schon gar nicht auf diese hier. Karoly stellte sich neben Henriette. Ich holte tief Luft und konzentrierte mich darauf, die nagellosen Finger zu untersuchen. Um mich selbst und die Anwesenden daran zu erinnern, warum wir eigentlich hier waren, sagte ich laut: »Selbst wenn sie Hautzellen ihres Angreifers unter den Fingernägeln hatte, können wir das jetzt nicht mehr rekonstruieren.«
    Natürlich konnten wir ohne Nägel auch keine Hautreste
unter
den Nägeln untersuchen, aber rein theoretisch konnten sich trotzdem noch Täterzellen an den Fingern befinden, wenn sie ihn gekratzt hatte, bevor er ihr die Hände auf den Rücken gefesselt hatte. »Wir nehmen trotzdem Proben von den Fingern, und dann drehen wir sie um«, sagte ich, kam aber zu der Erkenntnis, dass Emilies Mörder offensichtlich nicht vollkommen blöd gewesen war – Fingernägel ab und Handschuhe an. Der perfekte Mord war es trotzdem nicht. Kein Mord war perfekt. Ich setzte meine Hoffnung auf die rote Farbe. Während Poul sich um die Finger kümmerte, nahm der kleine John die Kamera und kletterte wieder auf die Leiter. Das ging mir allerdings doch ein wenig zu schnell. Ich spürte, dass das Gespräch mit Bonde Madsen mir noch zu sehr in den Knochen steckte.
    »Nein, mit dem Umdrehen warten wir noch etwas. Ich will erst noch ihre Vorderseite untersuchen. Wenn ihr einen Kaffee wollt, ist das jetzt die Gelegenheit.« Ich brauchte wirklich eine Tasse Kaffee. Und eine Kippe. Ich hatte noch viele Stunden vor mir.
     
    Liebes Tagebuch,
     
    jedes Mal, wenn ich eines der Mädchen in der Klasse … tja, wie soll ich das nennen – halb-vergewaltigte, wusste ich immer genau, dass das unter uns blieb. Ich wählte immer diejenigen aus, die ihren Mund halten würden, weil sie sich schämten oder einfach bloß Angst hatten. Eines der Geheimnisse meines Erfolgs ist meine Besonnenheit. Wenn ich mir nicht ganz sicher war, wie sehr die Mädchen unter ihrer Scham litten, jagte ich ihnen noch zusätzlich Angst ein und drohte, mit ihnen das zu tun, was ich in dieser einen Freistunde mit der Katze angestellt hatte. Oder genauer: was ich
vielleicht
,
vielleicht
aber auch nicht mit dieser Katze getan hatte.
    Damals hatte ich Birgitte mit in das Wäldchen neben der Schule genommen, in dem ich den Käfig mit unserer Katze, Pjevs, versteckt hatte. Den Käfig hatte ich in einem Abfallcontainer am Ende unserer Straße gefunden, wo jemand gerade seinen Keller ausgemistet hatte. Ursprünglich war es wahrscheinlich ein Käfig für irgendeinen großen Vogel, aber an diesem Tag hockte unsere Katze darin. Pjevs war alt, mit diesem Vieh würde es ohnehin bald zu Ende gehen. Ihr Pelz stank, und manchmal konnte sie ihr Wasser nicht mehr halten oder verfehlte das Katzenklo. Ich hatte am frühen Morgen den Flachmann meines Vaters mit Rasenmäherbenzin gefüllt – der Kanister stand in der Garage – und in meine

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