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Toter geht's nicht

Toter geht's nicht

Titel: Toter geht's nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faber Dietrich
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Sorgen und keine künstlich aufgeblähten. Und nun interessiert sich plötzlich diese fremde, seltsame Frau für mich. Ich tippe:
Also, kurz gesagt, meine Frau ist vor ein paar Wochen überstürzt weg, in Kur nach Borkum, Burn-out-mäßig. Ich bin hier, mit Tochter, Sohn und Hund, und habe zudem einen Mord aufzuklären, was bei uns hier im Vogelsberg in der Regel nicht vorkommt. Habe weder genug Zeit für die Kinder noch für die Arbeit. Dann ist noch mein bester Mitarbeiter ausgefallen. Das ist Scheiße, denn sein Kind hat Leukämie, und ich bin ein schlechter Polizist. Meine Kinder und ich haben keinen Kontakt zu meiner Frau. Sie braucht wohl diese Ruhe. Wir dürfen sie auch nicht besuchen und wissen nicht, wann und in welchem Zustand sie wiederkommt. Vermutlich will sie sich auch noch von mir trennen, das hat sie bei ihrem Abgang auch noch irgendwie fallengelassen. Wir hatten in den letzten Jahren auch nicht wirklich die beste Zeit … Das ist die Kurzfassung.
Oha, da ist mir die Langeweile hier oben doch lieber …
Ich wäre bei einem Rollentausch dabei.
Vielleicht macht ja dann RTL 2 eine Doku-Soap draus …
    Ich überlege kurz, ob ich ihr nun auch noch schreibe, dass heute unser Köter in die Nidda gepurzelt ist und meine Tochter frierend und heulend im Gebüsch, ihre Mutter vermissend, auf ihre Oma wartete, die ihrerseits allerdings nicht in der Lage war, Melina zu finden, sondern laut klagend ziellos durch den Vogelsberg irrte. Dann könnte ich erzählen, dass Melinas Handyakku leer wurde und ihr Vater sie erst zwei Stunden später nach langer Autofahrt auflesen konnte, während der abgestürzte Berlusconi schon längst den Heimweg alleine angetreten hatte und entspannt vor dem Wohnhaus wartete. Ich entscheide mich dagegen, da mich in diesem Moment Melina in ihr Zimmer ruft und mir mitteilt, sie habe Halsschmerzen.
    Dann klingelt das Telefon.
    «Bröhmann.»
    «Servus, Oli hier.»
    «Wer bitte?»
    «Na ich bin’s, Oli!»
    «Oli …? Sorry, ich steh gerade auf dem Schlauch.»
    «Mann ey, ich bin’s. Teichner ist hier!»
    «Ach, Teichner, du bist es, sag das doch gleich.»
    Auf diesen Anruf habe ich gewartet. Teichner und Miriam sind, nachdem ich sie in Mannheim habe sitzenlassen, mit einem Mannheimer Polizei-Ersatzfahrzeug nach Gießen zu Frank Drossmann gefahren. Sie haben ihn dort angetroffen. Er hatte tatsächlich Hunderte von Video- und Audiokassetten sowie den PC aus dem Probenraum seines Vaters mitgenommen. Die vermisste digitale Videokamera des Vaters fehlte. Danach sind die beiden mit dem ganzen Zeug inklusive Frank Drossmann ins Polizeibüro nach Alsfeld gefahren, um ihn zu verhören und das Material zunächst nur stichprobenartig zu sichten. Nun also meldet sich Teichner, nicht Miriam, um mir genauere Ergebnisse mitzuteilen.
    «Und was gibt es?», frage ich gespannt.
    «Was es gibt? Das kann ich dir sagen …»
    Ich warte. Teichner macht eine seiner berüchtigten Kunstpausen.
    Dann sagt er: «Allerlei Gemädel.»
    «Allerlei was?», frage ich nach.
    «Geweibse», antwortet Teichner.
    «Teichner, bitte!»
    «Der olle Drossmann hat als und als Weiber gefilmt.»
    Als und als ist hessisch. Wenn man sagt: «Da fährst du als links», dann bedeutet das, dass man sich immer links halten möge.
    Teichner fährt fort: «Der hat auf alles draufgehalten, was zwischen den Beinen nichts baumeln hat. Vor allem die ganz jungen Dinger ham’s ihm angetan …»
    «Das heißt, auf den selbstgebrannten DVDs sind Aufnahmen von Mädchen zu sehen?»
    «Bingo! Wir haben noch lange nicht alles sichten können. Das sind dann in dem Sinne jetzt keine Pornos oder so.»
    Klang da Bedauern in Teichners Stimme?
    «Der hat den Weibern in den Ausschnitt gefilmt», fährt er fort, «oder uff’n Boppes oder der tanzenden Prinzengarde unter die Röcksche. Manchmal aber auch der Nachbarin ins Badezimmer. Mit ’nem Megazoom. So was halt. Das war ’n Spanner.»
    «Und die Digitalkamera selbst?», frage ich. «Die war wirklich nicht dabei?»
    «Nee, die muss wohl der Mörder mitgenommen haben. Vermutlich, weil er kurz vor der Tat gefilmt wurde.»
    «Und habt ihr irgendetwas gefunden, was in Zusammenhang mit Herr Bärt stehen könnte?», frage ich.
    «Nä, nullinger. Auf den Audio-CDs und Kassetten ist halt auch so Stimmungsmukke, wie der Herr Bärt sie macht. Das ist das Einzige. Aber das wussten wir ja schon vorher, dass der so Musik macht. Das sind fast dreihundert Kassetten. Er hat sie durchnummeriert, und sie sind fast

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