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Toter geht's nicht

Toter geht's nicht

Titel: Toter geht's nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faber Dietrich
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alle noch vollzählig da.»
    «Wieso fast?», frage ich nach.
    «Nur eine fehlt. Aus dem Jahr 88», antwortet Teichner.
    «Nur eine?»
    «Ja.»
    «Und der Sohn hat sie auch nicht?»
    «Er hätte nichts weggenommen, behauptet er.»
    «Und die Videos? Sind die vollzählig?»
    «Yep. Die hat Vater Drossmann auch durchnummeriert.»
    «Und was habt ihr auf dem Computer gefunden?»
    «Wir sind da nicht reingekommen. Das Passwort muss morgen früh der Stephan von der IT noch knacken. Vielleicht finden wir da ja noch was.»
    «Und was sagt der Herr Sohn zu dem Ganzen?», möchte ich dann noch wissen.
    «Nicht viel.»
    «Das habe ich mir fast gedacht», sage ich. «Aber er muss doch einen Grund genannt haben, warum er das Zeug aus dem Mannheimer Raum zu sich geschafft hat.»
    «Er sagt, dass er selber nach Anhaltspunkten suchen wollte. Wenn er etwas auf den Aufnahmen gefunden hätte, hätte er sich natürlich bei uns gemeldet, sagt er.»
    «Und was wollte er von Herr Bärt?», frage ich.
    «Nur rausfinden, was sein Vater von ihm wollte. Wir hätten ihm doch erzählt, dass sein Alter den Kontakt zu Herr Bärt suchte.»
    «O.k. Ist Miriam auch noch im Büro?»
    «Yep, die guckt sich gerade Badesee-DVDs auf dem Schlepptop an, hehe.»
    «Alles klar», beende ich unser Gespräch. «Dann bis morgen früh. Tschüs.»
    «Ciaocescu.»
     
    Ich koche einen Kräutertee und bringe ihn Melina in ihr Zimmer. Zu ihren kratzigen Halsschmerzen haben sich im Laufe des Abends ein schleimiger Schnupfen und eine immer heißer glühende Stirn gesellt.
    Sie schaut mich mit glasigen Augen an, trinkt ein, zwei Schluck Tee, sagt mir, dass es ihr so was von fuck-schlecht gehe, und schläft eine Sekunde später ein. Ich betrachte sie. So wie früher, als Franziska und ich oft nachts vor ihrem Babybett standen und ihren Schlaf beobachteten. Nun sitze ich alleine vor ihr. Die Dinge ändern sich. Franziska ist nicht da und Melina eine kleine Frau. Doch wie sie da liegt, mit ihrem Monchichi im Arm, den sie nach längerer Verbannung aus dem Schrank herausgekramt haben muss, sieht sie wieder aus wie ein Kind. Sie ist es auch noch, ein Kind, mein Kind. Im Schlaf greift sie nach meiner Hand. Ich halte sie fest. Ich könnte die ganze Nacht so sitzen bleiben, denn wenn ich sie jetzt loslasse, wer weiß, wann ich sie wieder zu fassen bekomme.

[zur Inhaltsübersicht]
    16. KAPITEL
    J ust in dem Moment, da ich mich von Laurin verabschiedet habe und zum Auto schreiten möchte, spüre ich Wolles schwitzige Hand auf meiner Schulter.
    «Henny, warte mal kurz», befiehlt er mir.
    Dann dreht er sich zur Seite und führt sein Gespräch mit Nicole, einer alleinerziehenden Slawistikstudentin, fort, ohne seine Hand von mir zu nehmen. Ich warte. Wolle redet. Ich warte immer noch, werde ungeduldig, sage dann: «Wolle, ich muss jetzt …»
    «Sekunde! Ich bin gleich bei dir. Ich kann mich nicht vierteilen. Obwohl ich manchmal den Eindruck habe.»
    Ich warte also noch einen kleinen Moment und betrachte dabei die borstigen Haare, die unbekümmert aus seinem Ohr sprießen.
    «So, jetzt bin ich ganz bei dir, Henny. Pass auf, Mareike ist morgen bei einer Fortbildung.»
    Sein Blick, der immer ein wenig ins Fanatische abzugleiten droht, hat mich fest im Visier.
    «Kannst du sie vertreten?»
    «Was?», rutscht es mir entsetzter heraus als gewünscht. Wolle verzieht das Gesicht.
    «Henny, du weißt, wir ham ’nen Deal. Ich hab neulich deinen Kochdienst übernommen, und nun ist das einfach mal your turn.»
    «Ja, aber morgen, das geht gar nicht», stammele ich. «So kurzfristig …»
    «Dass du Angst hast, ist ganz normal. Hatten wir alle vorm ersten Mal. Du kriegst das schon hin!»
    «Nein, darum geht’s ja gar nicht. Ich habe einfach im Moment …»
    «Sorry, aber ihr seid jetzt einfach auch mal dran.»
    «Wer, wir?»
    «Franzi oder du.»
    «Ja, aber Franziska ist doch gar nicht …»
    Ich breche erschöpft ab. Ich kann und will nicht mit Wolle diskutieren. Wie komme ich nur aus dieser Nummer raus? Gar nicht.
    Wolle, der an diesem verregneten Märzmorgen Sandalen trägt, als müsste er zwanghaft jedes vorstellbare Klischee erfüllen, schiebt seinen Unterkiefer vor und starrt mich an.
    «O.k., von mir aus», murmle ich.
    «Sonst müsste die Kindergruppe auch ausfallen», schiebt er nach.
    «Ja, alles klar. Ich mach’s. Wann soll ich hier sein?»
    «Ich kann das nicht schon wieder übernehmen, sorry. Ich helfe immer gerne, das wisst ihr, aber irgendwann ist auch mal

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