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Toter geht's nicht

Toter geht's nicht

Titel: Toter geht's nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faber Dietrich
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eröffne ich das Gespräch.
    «Ja, genau», piepst sie. Jennifer Siegl hat die Stimme eines siebenjährigen Mädchens, den Körper einer dreißigjährigen Frau und das Make-up einer fünfzigjährigen Puffmutter. Sie tut mir leid.
    «Was können wir für Sie tun?», frage ich sanft und fühle mich wie Professor Brinkmann von der Schwarzwaldklinik.
    «Ich hab Angst», fiept sie. Nervös nestelt sie mit ihrer rechten Hand an ihrem linken Zeigefinger herum.
    «Wovor denn?», frage ich.
    «Wenn er wüsste, dass ich hier bin, ich weiß nicht, was er dann mit mir machen würde.»
    «Herr Bärt?», schaltet sich Miriam in das Gespräch ein.
    Das geschminkte Häuflein Elend nickt stumm.
    Die Frage, was diese jungen, oft hübschen Frauen immer von diesen alten, hässlichen Säcken wollen, beschäftigt mich, seit ich denken kann. Bis heute fällt mir darauf keine Antwort ein. Es kann nicht nur das Geld sein. Es muss tiefenpsychologische Hintergründe haben, Vaterbindung und so …
    «Von uns erfährt er nichts. Das können wir Ihnen versprechen», sage ich väterlich.
    «Wirklich nicht?»
    «Wirklich nicht.»
    Jennifer Siegl blickt sich noch einmal unsicher um, als könnte Herr Bärt mit erhobener Axt hinter ihr stehen. Dann legt sie los:
    «Da stimmt was nicht mit dem Herbert in letzter Zeit. Da läuft irgendwas, womit ich nichts zu tun haben will. Und ich hab Angst vor ihm. Er ist in letzter Zeit so aggressiv zu mir.»
    «Was heißt das genau, aggressiv?», fragt Miriam.
    «Na ja, ein bisschen jähzornig und so war der ja schon immer, der Herbert. Das ist ja irgendwie jeder mal, aber seit ein paar Tagen ist der nur noch am Brüllen!»
    «Was meinten Sie vorhin mit der Bemerkung, da liefe irgendetwas, womit Sie nichts zu tun haben wollen?», hakt Miriam nach.
    «Ich weiß nicht genau. Das läuft was mit Geld oder so. Letzte Woche, am Freitag, glaube ich, habe ich ihn nachts telefonieren gehört. Es ging um tierisch viel Kohle. 100 000 Euro.»
    «Was haben Sie genau gehört?», frage ich.
    «Er hat sich aufgeregt, dass das nicht fair sei, dass er so viel Geld gar nicht hätte und so. Mein erster Gedanke war … ach, ich weiß nicht.»
    Sie schüttelt ihren Kopf und hält inne. Wieder blickt sie verunsichert zur Tür.
    «Ja? Was war Ihr Gedanke?», hake ich nach.
    «Na ja, dass er erpresst wird oder so. Weil Sie waren doch damals in Regensburg wegen dem Mord da in Nidda. Und Sie ham doch da den Herbert verhört und so. Und da hab ich mir gedacht, dass er ja vielleicht doch was damit zu tun hat und nun erpresst wird. Das war mein Gedanke.»
    «Wohnen Sie eigentlich bei ihm?», fragt Miriam.
    «Ja, im Moment schon. Ich hab aber auch noch meine alte Wohnung.»
    «Sie haben also gehört, dass er von 100 000 Euro gesprochen hat und dass die jemand von ihm verlangt hätte?», fragt Miriam.
    «Ja, klang so. Und soll ich Ihnen dazu nochmal was sagen?»
    Miriam und ich nicken. Ja, das soll sie.
    «Der hat so viel Geld gar nicht mehr.»
    «Nein?», frage ich nach. «Ich dachte, er hat so viel mit seinem Pummel-Hit verdient?»
    «Ja, hat er auch. Aber es ist kaum noch was da. Das weiß ich, weil ich heimlich die Briefe von der Bank gelesen habe. Er hat alles verpulvert und so. Ich weiß nicht, wie und wo, aber was glauben Sie, warum er jetzt diese Comedy-Tour gemacht hat? Nicht weil er das wollte, sondern weil er musste. Weil er die Kohle braucht. Bei mir hat er immer so getan, als wäre er der King und als könnte er sich alles leisten. Kann er aber nicht.»
    «Haben Sie ihn auf das Telefongespräch, das Sie mitgehört hatten, angesprochen?», fragt Miriam, nachdem mir selbst keine Frage mehr eingefallen ist.
    «Ja, ganz vorsichtig. Ich habe gesagt, dass er mit mir doch auch über seine Probleme reden könnte und so. Da ist er dann total ausgerastet. Er hätte keine Probleme und dass es mich einen Scheißdreck anginge und so. Dann hat er mir gedroht, wenn ich ihn nochmal belauschen tät, dann, ja dann, dann gäb’s richtig Ärger. Und wenn ich irgendjemand davon erzählen tät, dann könnte er für nichts garantieren. So Sachen hat der gesagt. Und deswegen hab ich jetzt Angst, weil ich jetzt sogar zu Ihnen gegangen bin.»
    Sie kämpft mit den Tränen und nestelt nervös in ihrem unfassbar geschmacklosen pinkglänzenden Handtäschchen herum.
    «Das war sehr gut und sehr mutig von Ihnen», sage ich.
    «Ich weiß nicht.»
    «Sagen Sie, waren Sie eigentlich bei dem Umzug in Nidda dabei?»
    «Nee. Da sollte ich ja nicht mit.»
    «Wieso

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