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Toter geht's nicht

Toter geht's nicht

Titel: Toter geht's nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faber Dietrich
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Zeugen?»
    «Nein.»
    «Seine Managerin Carola Mörtelspecht, mit der er sich treffen wollte, hatte ihn nach 15 Uhr nicht mehr gesehen. Miriam hat eben mit ihr gesprochen.»
    «Die wollte sich mit ihm treffen, da sie am Morgen einen privaten Termin in Fulda hatte und somit in der Nähe war», erklärt Miriam.
    «Sie hatten sich zu einer kurzen Besprechung am Parkplatz verabredet, um kurz nach 16 Uhr, also nach Ende des Umzugs. Er sei aber nicht gekommen. Dann ist sie nach Hause nach Frankfurt gefahren.»
    «Und was wollte sie mit ihm besprechen?», hakt Onkel Ludwig Körber nach.
    «Interna. Wollte sie nicht sagen. Es hätte ein paar geschäftliche Unstimmigkeiten gegeben, die sie klären wollte.»
    «Was ist nun mit dieser Erpressung?», will Ludwig wissen.
    Ich erzähle ihm von dem Gespräch mit Jennifer Siegl.
    «Hmm, dann ist dieser Herr Bärt also immer noch die einzige Spur?»
    «Würde ich nicht sagen», sage ich. «Mit der Mörtelspecht ist vielleicht eine Kandidatin hinzugekommen. Ich habe die ganze Zeit das Gefühl, dass die was weiß, was wir nicht wissen sollen.»
    «Wir sollten nicht vergessen, dass sowohl Klaus Drossmann als auch sein Sohn mit ihrer Agentur telefoniert haben», schaltet sich Miriam ein.
    «Vielleicht haben die Drossmanns ihr doch gesagt, was sie von Herr Bärt wollten», füge ich hinzu.
    Teichner gähnt. Eine zu lange Zeit kam er wohl nicht vor.
    Onkel Ludwig wirkt nicht zufrieden mit den bisherigen Ergebnissen.
    «Und was ist nun mit diesem Sohn, diesem Drossmann junior? War der auch auf dem Umzug? Muss man ihn auch zu den Verdächtigen zählen?»
    Ich nicke Teichner zu und ermuntere ihn zu antworten.
    «Yep, muss man. Ob der auf dem Umzug war? Nix Genaues weiß man net. Er selbst sagt: nein. Er sei alleine zu Hause gewesen. Aber der ist strange, der Typ. Er hat Videos, Kassetten und den Computer von seinem Vater aus dem Mannheimer Probenraum zu sich nach Hause geholt und uns vorher nicht informiert. Irgendwas scheint der zu suchen.»
    «Es ist schwer einzuschätzen, ob er auch nur nach Anhaltspunkten sucht oder ob er etwas vernichten will, was ihn in die Bredouille bringen könnte», ergänze ich.
    «Warum eigentlich haben wir dieses Material in Mannheim nicht sicherstellen können, bevor der Drossmann-Sohn das alles zu sich nach Gießen geholt hat?», fragt Onkel Ludwig verärgert.
    Die Antwort ist betretenes Schweigen.
    «Und dann ist ja auch noch die Digicam von Klaus Drossmann verlustig gegangen. Jedenfalls ist die bisher nicht aufgetaucht», fährt Teichner fort.
    Darauf erzählen wir ihm noch von den vielen gefilmten Frauen auf den Videobändern, und das war’s dann schon mit unserem Bericht.
    «Herrschaften», erhebt Ludwig Körber sein dünnes Stimmchen, «das ist zu wenig. Das ist deutlich zu wenig. Da sind nur Fragestellungen. Da sind keine Antworten. Ich will aber Antworten.»
    Dann verlässt er den Tisch.
     
    Als ich am Abend zu Hause bin, spüre ich ein leichtes Ziehen in der linken Brusthälfte. Herzinfarkt – mein erster Gedanke. Beim Einatmen wird der Schmerz stärker. Das kann nur was mit dem Herzen sein. Ich bekomme Angst. Ich bekomme immer Angst, wenn ich irgendwelche körperlichen Beschwerden an mir wahrnehme. Ich rechne immer mit dem Schlimmsten.
    Wenn mir schwindelig ist: Hirntumor.
    Wenn ein Ohr rauscht oder piept: lebenslanger Tinnitus.
    Wenn ich Sodbrennen habe: Speiseröhrenkrebs.
    Wenn mir der Fuß einschläft: Multiple Sklerose.
    Wenn der Rücken schmerzt: Bandscheibenvorfall.
    Leberfleck: Hautkrebs.
    Und jetzt also: Herzinfarkt.
    Ich versuche mich zu beruhigen, klappt aber nicht.
    Ich bin kein Hypochonder, ich bin eine Memme. Das ist ein Unterschied. Der Hypochonder glaubt zwar auch, alle Krankheiten zu haben, rennt aber ständig zum Arzt. Die Memme nicht. Sie geht nicht zum Arzt, da sie viel zu viel Angst hat, dass noch etwas viel Schlimmeres diagnostiziert werden könnte, als sie ohnehin schon befürchtet. Die Memme möchte lieber mit der Angst weiter vor sich hin leben und dadurch immer in der Lage sein, einen Grund zum Memmen zu finden.
    Früher hat mich Franziska oft beruhigen können. Jedenfalls hat sie meist verhindern können, dass ich mich nicht vollends in meine Phantasien hineinsteigere. Nun aber ist sie nicht mehr da.
    Wenn ich mich vollends auskicken will, dann google ich noch ein bisschen im Internet nach «Schmerzen in der Brust». Heute Abend aber lasse ich es sein.
    Melina geht es wieder besser. Morgen wird sie wieder in die Schule

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