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Toter geht's nicht

Toter geht's nicht

Titel: Toter geht's nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faber Dietrich
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Dobbelexbresso die Rechnung.
    Nun schüttele ich meinen Kopf so, wie es sonst mein Vater zu tun pflegt.
    «Henning, du musst wissen, die Käufer, das waren fast alles honorige Bürger. Da muss man halt auch mal hergehen und Fingerspitzengefühl zeigen.»
    «Ich dachte, du kennst sie nicht, die Käufer?»
    «Was? Na ja, einige schon natürlich. Wenn man das an die große Glocke genagelt hätte, äh gehängt, das hätte niemandem geholfen, hätte den Ruf der Leute verschlechtert, die Arbeit der Vereine diskreditiert und dem Drossmann eine Anzeige eingebracht.»
    «Und nun ist er tot.»
    «Du glaubst doch nicht im Ernst, dass das damit zu tun hat? Das war doch so eine Lappalie, dass ich es ja selber fast vergessen habe.»
    Mein Vater lacht nervös und erhebt sich von seinem Platz. Wir verlassen das Café am Park und bewegen uns in Richtung des Parkplatzes.
    Mir dröhnt der Kopf. Irgendetwas stimmt hier nicht. Irgendetwas verschweigt mein Herr Vater. Er war nie der Freigeist, der großmütig von Anzeigen absieht. Er war immer zu sehr Polizist, als dass er eine Drecksau wie Drossmann so davongelassen hätte. Oder habe ich ein falsches Bild von ihm? Vielleicht kenne ich ihn doch nicht so gut, wie ich selber glaube. Eine innere Eingebung lässt mich die entscheidende noch offene Frage stellen:
    «Wessen Ehefrau hat denn das Spannervideo entdeckt?»
    Dann sehe ich ihn erröten, und mir fällt es wie Schuppen von den Augen. Es war meine Mutter.
     
    Nachdem der alte Vater mit seinem ebenfalls alten Passat weggefahren ist, setzt sich der nicht mehr ganz so junge Sohn auf eine Parkbank, raucht drei Zigaretten am Stück und fühlt sich befangen. Er wünscht sich mal wieder, in einer anonymen Großstadt zu leben, in einer Metropole, in der keiner den anderen kennt.
    Vielleicht wäre jetzt die passende Gelegenheit, diesen Fall hinzuschmeißen. Ich bin wahrhaftig befangen. Ich weiß zwar, dass meine Eltern am besagten Faschingssonntag nicht mit der Eisenstange umhergeirrt sind, um dem Drossmann-Klaus eins über die Rübe zu ziehen – sie waren in dieser Zeit mit ihrer Wandergruppe im Hunsrück unterwegs –, doch ich habe überhaupt kein Interesse daran, im Laufe der kommenden Ermittlungen weitere Gespräche wie dieses im Familienkreise führen zu müssen. Ich habe überhaupt keine Lust, nun nachzuforschen, wer sonst noch widerliche Schmuddelvideos bezogen hat und ob es in irgendeinem Zusammenhang mit diesem Mord steht. Soll Teichner doch in diesem Dreck herumwühlen. Er passt da besser hin, finde ich. Es ist mir auch wieder einmal grundsätzlich so was von egal, wer den Drossmann eliminiert hat. Dann wird mir kalt, und ich gehe.

[zur Inhaltsübersicht]
    19. KAPITEL
    A m Montag fahre ich zum Präsidium, als wäre nichts gewesen. Ich habe am Wochenende beschlossen, zunächst niemandem im Team vom Gespräch mit meinem Vater zu erzählen. Ich werde also das Erbe meines Vaters fortführen und diese Geschichte weiter verschweigen. Der Grund ist, ich schäme mich für ihn. Es ist mir peinlich. Einerseits, dass er überhaupt diese Videos gekauft hat, andererseits, wie er alles unter den Teppich gekehrt hat. Irgendwie freut es mich aber auch ein bisschen, dass ein kleiner Zacken aus seiner moralinsauren Übervater-Polizeipräsidentenkrone gebrochen ist. Ich gebe zu, es hatte auch was, meinen Vater mal so kleinlaut erlebt zu haben. Eher unwahrscheinlich, dass diese Sache etwas mit dem Mord zu tun hat. Ich denke nicht, dass Klaus Drossmann das Thema nach so langer Zeit wieder hochkochen lassen wollte. Er selber war doch der Einzige, der sich strafbar gemacht hat. Er hat in einer Mädchendusche gefilmt. Die Burschen, die seine Videos gekauft haben, dürften vielleicht auch nach 21 Jahren noch heiße Ohren bekommen, so wie mein Vater eben, mehr aber auch nicht. Es ist peinlich, diese Videos bezogen zu haben, aber nicht strafbar. Und es ist mit Sicherheit nicht so peinlich, dass man dafür einen Mord begehen würde. Und doch bin ich froh, dass mein Vater ein Alibi hat.
    Es muss einen anderen Grund geben, dass Drossmann den Weg zurück nach Schotten gesucht hat. Wir sollten uns intensiver um Herr Bärt kümmern, der unter Druck zu stehen scheint, und um den seltsamen Drossmann-Sohn. Nur wie? Und welche Schritte wären jetzt die richtigen? Wenn ich das wüsste, dann wäre ich ein guter Hauptkommissar.
    Mit diesen Gedanken im Kopf betrete ich das Gebäude des Polizeipräsidiums.
     
    Als ich Miriam Meisler sehe, wie sie sich aus unserem

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