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Toter geht's nicht

Toter geht's nicht

Titel: Toter geht's nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faber Dietrich
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Egon, was allerdings nicht immer gelingt. Mein Scherz damals, dass Berlusconi ja so etwas wie der legitime Nachfolger von Kaiser Nero sei, wurde von Egon nicht als solcher aufgefasst, sondern als Drohung. Dabei läge mir nichts ferner als Revierstreitigkeiten.
    Um Egon herum steht eine Gruppe von weiteren Hundebesitzern, die seinen Ausführungen über das Wetter und die «da oben» folgen. Mein Weg führt jeden Morgen an dieser Gruppe vorbei, weil ich hoffe, dass Berlusconi einen anderen Hund findet, mit dem er nach dem obligatorischen Popolochriechen Jagdspiele machen kann. Dann nämlich ist er schneller müde, und ich habe den Tag über mehr Ruhe. Kommt es dazu, bleibe ich wohl oder übel in der Nähe dieser Hundegruppe stehen, tu so, als müsste ich auf dem Handy etwas eintippen, und hoffe, nicht angesprochen zu werden.
    Die Hundehaltergruppe unterhält sich oft sehr angeregt, sodass es durchaus vorkommt, dass sich der eine oder andere Hund unbeachtet fortschleicht und auf Hasen- oder Radfahrerjagd geht.
    «Die fahren hier auch immer so schnell», regt sich dann eine Astrid auf. Sie meint die Radler, nicht die Hasen. Man duzt sich hier. Man ist eine verschworene Gemeinschaft.
    Auch Elke, die hobbymäßig eine Hundeschule betreibt, ist oft da. Sie hat fünf misshandelte Hundebabys aus Aserbaidschan adoptiert.
    «Bummo mag keine großen Männer», sagt sie immer vorwurfsvoll zu mir, wenn mich Bummo anknurrt. Elke engagiert sich engagiert im Auslandstierschutz und schickt per Mail alle zwei Wochen Horrorfotos von verunstalteten Hunden mit drei Beinen und ohne Ohr und wirbt auf diese subtile Weise Spenden ein. Wenn ich Pech habe, trainiert sie schon in der Frühe mit ihren aserbaidschanischen Nichtimmervierbeinern und kreischt «Hiiiiiiiiiiiiiiiiiieeer» und dann «Feiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiin» in einer Lautstärke und Tonhöhe, die für mich nicht zum Morgen passen.
    «Die tun doch nur schwätzen», höre ich Egon sagen. Ich spüre, wie er zu mir blickt, gebe aber vor, es nicht zu bemerken.
    «Die tun doch nur schwätzen», sagt er noch einmal. Wer eigentlich, frage ich mich still, die Labradors? Dann kommt die Präzisierung: «Die Politiker.» Ach, die wieder, denke ich.
    «Aber passieren tut nix. Alle in einen Sack gepackt und druffgekloppt, dann trifft’s immer den Richtigen.»
    Alle lachen und nicken zustimmend.
    Egon hat übrigens «die Schnauze voll». Das steht in Form eines Aufklebers der Bild-Zeitung auf seinem Geländejeep, mit dem er nie im Gelände fährt.
    «Der einfache Bürger auf der Straße, der wird ja nicht gefragt.»
    Zum Glück, denke ich, während Berlusconi einer Dalmatinerin nachsteigt.
    Wäre dies so, hätten wir in Deutschland vermutlich bald wieder die Todesstrafe. Vollzogen durch Hundebiss.
    «Der kleine Mann, der darf es dann wieder mal ausbaden. Verbrecherpack. Korrupt, wo man hinguckt. Einer wie der andere.»
    Ich gehe weiter. Verabschiede mich noch höflich, rufe meinen Hund, der nicht hört, mir erst dann folgt, wenn ich aus seinem Sichtfeld heraus um die Ecke biege, und laufe an der Nidda entlang zurück nach Hause.
     
    Eine Stunde später im Präsidium erwarten mich neben dem Comeback von Markus Meirich einige Berichte rund um den Tod von Frank Drossmann.
    Teichner trägt vor, dass in Drossmanns Körper das Gift Parathion, oder so ähnlich, nachgewiesen wurde, welches früher auch im legendären E 605 und heute in diversen Nachfolgeprodukten enthalten sei. Weitere Details interessieren mich nicht, und ich höre auch nur halbherzig zu. Das Gift habe er in Verbindung mit Bier zu sich genommen. Frank Drossmann hatte keine lange Leidenszeit. Der Tod sei vermutlich sehr schnell eingetreten, am Sonntagabend zwischen zehn und elf.
    Miriam berichtet, dass aus ihren Befragungen im Gießener Wohnhaus nicht allzu viel Voranbringendes abzuleiten sei. Einige hätten um die gefragte Uhrzeit Schritte im Treppenhaus gehört. Andere nicht. Definitiv sei zudem sicher, dass der «Abschiedsbrief» mit den kargen Worten «Mein Vater hat es verdient und ich auch» von Drossmanns Computer aus ausgedruckt wurde.
    Markus Meirich stürzt sich wie ein Besessener in die Arbeit und ackert alle Berichte rund um die Drossmänner durch. Ich verbringe den Vormittag in der Hoffnung, dass ihm nicht allzu viele Unzulänglichkeiten an meiner Ermittlungsführung auffallen. Miriam musste den Platz an seinem Schreibtisch räumen und sitzt nun mit ihrem Notebook an der Ecke meines Schreibtischs. Manchmal schnipse

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